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Alleinerziehende leisten unfassbar viel – das müssen wir endlich anerkennen!

Wenn die Beziehung auseinandergeht ist das schlimm. Sind Kinder im Spiel, wird es erst recht schwierig: Was sie brauchen, ist Stabilität, Liebe und Klarheit. Mehr als 1,6 Millionen Menschen in Deutschland erziehen ihre Kinder überwiegend allein – sagenhafte 1,5 Millionen davon sind Frauen und vor ihnen ziehe ich meinen Hut.

Alleinerziehende leisten unfassbar viel

Wer allein für sein Kind oder seine Kinder sorgen muss, schultert meist mehr als er eigentlich tragen kann. Die Trennung wegstecken, die Kinder über den Verlust trösten und unterstützen, Geld verdienen, Haushalt schmeißen, von der Windel bis zum Schulbuch alles termingerecht auf dem Schirm haben – Alleinerziehende leisten unfassbar viel. Denn da ist häufig kein Partner, der wenigstens manchmal hilft, einspringt, Aufgaben abnimmt oder sogar gleichberechtigt übernimmt.

Viel zu oft kommt zum Spagat zwischen all diesen Herausforderungen auch noch finanzielle Not. Zwar ist der Elternteil, der das Kind nicht überwiegend betreut (meist Väter), unterhaltspflichtig, doch nur in der Hälfte der Fälle kommt das Geld auch regelmäßig und in vollem Umfang bei dem Kind und dem erziehenden Elternteil (meist Mütter) an. Ein Viertel zahlt nur unregelmäßig oder anteilig, ein Viertel zahlt gar nicht. Obwohl vier von fünf alleinerziehenden Müttern über einen mittleren bis hohen Bildungsabschluss verfügen, hat fast jede zweite mit Armut zu kämpfen.

Wenn Elternteile ihrer Unterhaltspflicht nicht nachkommen, ist das ein Skandal, ein Armutszeugnis!

Alleinerziehende Frauen werden als gescheiterte Persönlichkeiten wahrgenommen

Jedes Kind hat ein Recht auf vernunftbegabte Eltern und das Wichtigste zum Leben. Zwar springt der Staat mit dem Unterhaltsvorschuss ein, doch aus der Verantwortung entlassen kann diese Regelung zahlungsunwillige Eltern nicht.

Eltern haben laut Grundgesetz die Erstverantwortung für ihre Kinder. Wer keinen Unterhalt zahlt, muss konsequent und unnachgiebig dazu bewegt werden! Erteilte Unterhaltstitel vom Jugendamt nützen dem Kind nichts, wenn niemand sich darum schert, ob sie auch regelmäßig und vollständig gezahlt werden.

Obwohl sie so taff sind und so viel leisten, werden alleinerziehende Frauen in der Gesellschaft wahrgenommen, als wären sie gescheitert, überfordert, bedürftig. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Sie schultern jeden Tag eine Aufgabe ganz allein, die eigentlich für zwei gedacht ist. Pausen gibt es für sie nicht: Sie geben in jeder durchwachten Nacht, bei jeder Kinderkrankheit, an Elternabenden, Kindergeburtstagen, in Erziehungsfragen, im Alltag ihr Bestes. Im Beruf müssen sie Höchstleistungen vollbringen, um nicht angreifbar zu sein – im Hinterkopf immer die Verantwortung für die Kinder. In den Schließzeiten der Kita und in wochenlangen Schulferien müssen Möglichkeiten organisiert werden, die Kinder bestmöglich zu betreuen.

Überall fehlt es an Geld

Wiederkehrende Kosten für Schulmaterial, Kita, Fahrkarten, Klassenfahrten, Sportverein, Musikschule und Kleidung, aber auch für den alltäglichen Bedarf wiegen schwer. Alleinerziehende Familien oder Paarfamilien – sie alle tragen unsere Gemeinschaft und verdienen nicht nur Anerkennung, sondern auch Lebensbedingungen, die ihnen ermöglichen, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben.

Ohne qualitativ gute und genug Krippen- und Kindergartenplätze, eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bezahlbare Wohnungen und familiengerechte Beiträge in den Sozialversicherungen kann das nicht gelingen. Mit ihrer Entscheidung für ein Kind machen Familien die Zukunft unserer Gesellschaft möglich.

Das sollte uns allen – und besonders der Politik – etwas Wert sein!

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