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„Finanzielle Verantwortung? Ich muss weg!“

Hier kommen die 10 besten Ausreden dafür, dich weiterhin nicht mit deinen Finanzen zu beschäftigen und für später vorzusorgen. Aber mit denen wird nun aufgeräumt.

Das Problem, ehrlich zu sich und anderen zu sein

Wir kennen sie alle. Wir hören sie ständig, wir nutzen sie selbst: Ausreden. Ausreden sind keine Argumente oder Begründungen, sondern Entschuldigungen. Ausreden entstehen dann, wenn man es eigentlich besser weiß und unehrlich zu sich selbst und anderen ist. „Ich habe heute einfach keine Lust wegzugehen“ wäre eine ehrliche Antwort. „Ich muss noch etwas für die Uni machen“, obwohl das nicht stimmt, ist eine unehrliche Ausrede.

Finanzielle Verantwortung? Oh, so spät ist es schon?! Mein Bus kommt..!

Besonders wenn es um finanzielle Verantwortung geht, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, keine Ausrede ist zu stumpf. Sich um seine Finanzen selbst zu kümmern, erscheint vielen mühsam oder schlicht nicht wichtig genug. Sie erfinden Ausreden, um sich nicht weiter mit dem Thema beschäftigen zu müssen, sondern sich lieber weiter zu verstecken in der Hoffnung, dass irgendwie doch noch alles gut werden wird (wer soll dafür sorgen? Der Staat?).

Das Schöne ist, dass man alle diese Ausreden mit wenigen Argumenten aushebeln und die wahren Gründe für die Verweigerung von finanzieller Verantwortung an die Oberfläche befördern kann: Faulheit, Arroganz, Angst. Zum Glück ist alles drei heilbar.

Hier kommen sie also, die 10 besten Ausreden für die Weigerung, finanzielle Verantwortung zu übernehmen – und der Beleg, wie irrational sie sind. Wenn du dich darin wiederfindest: Nichts für ungut. Wir haben sie alle schon ausgesprochen oder zumindest gedacht. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.

1. Dieser ganze Finanzkram ist mir zu kompliziert.

5+1-2=4. Du verdienst 5, bekommst 1 an Zinsen/Dividenden/Miete/und so weiter, gibst 2 aus und hast am Ende 4.

5-1-2-5=-3. Du verdienst 5, die Inflation nimmt dir -1, Konsumschulden nehmen dir -2, du gibst 5 aus und hast am Ende -3.

Viel zu kompliziert, was? Kompliziert ist an Finanzen gar nichts, es ist einfachste Logik und Mathematik aus der Unterstufe. Eine gewisse Komplexität hingegen lässt sich aufgrund der vielfältigen Produkte nicht leugnen. Das Gute: Komplexität kannst du mit Fleiß, Willen und ein bisschen Ausdauer besiegen. Alles, was du brauchst, ist Menschenverstand und Zeit, um dir Wissen anzueignen. Hast du doch beides, oder?

2. Ich habe dafür keine Zeit!

Achsoooo, du hast keine Zeit, finanzielle Verantwortung zu übernehmen und dich um deine Existenz zu kümmern? Na, dann ist das was anderes. Woher soll die Zeit auch kommen, wenn du dich knappe vier Stunden pro Tag vor die Glotze klemmst und dir Dschungelcamp, GNTM, Schwiegertochter gesucht und den Bachelor reinziehst? Ein Dilemma! Ach, das ist zum Runterkommen nach der Arbeit? Achso, na dann sorg’ mal unbedingt dafür, dass du auch ja bis 80 arbeitest, damit du auch dann noch allen möglichen Scheiß glotzen kannst, um runterzukommen – Rente wirst du nämlich nicht bekommen. Jemand zuhause?!

3. Meine Mama macht das auch nicht!

Ich nehme an, deine Mama ist bereits glücklich in Rente und genießt ihr Leben in finanzieller Unabhängigkeit mit passivem Einkommen? Nicht? Dann wird sie aber wenigstens eine stattliche gesetzliche Rente bekommen, von der sie wunderbar leben können wird? Auch nicht? Dann wird sie aber wenigstens einige Vermögenswerte geschaffen haben, wie Immobilien, Aktien, Unternehmen, die sie im Alter mit dem nötigen Kleingeld versorgen werden? Auch nicht? Na dann ist das ein super Plan, alles genauso wie deine Mama zu machen. Achso, übrigens, deine Rente wird höchstwahrscheinlich sogar unter dem jetzigen Harz-IV-Niveau liegen. Jackpot!

4. Mir ist Geld nicht wichtig!

Warum gehst du dann jeden Tag zur Arbeit? Und nein, die Antwort ist nicht „Weil es mir so unglaublich viel Spaß macht“. Das ist leider Bullshit. And you know it.

5. Ich muss einfach nur auf meine Gehaltserhöhung warten!

Ah ja, guter Plan! Die 43,12 Euro mehr werden dein Leben verändern. Und zwar alle fünf Jahre aufs Neue! Wirklich etwas, auf das du hinarbeiten solltest. „Wissen Sie denn schon, was Sie mit dem vielen Geld machen werden?“ – „Ich denke, ich werde mir eine neue Jeans kaufen!“ – „Tolle Idee!“

Sorge selbst für Gehaltserhöhungen! Indem du dein Geld clever anlegst und passives Einkommen generierst, anstatt alle fünf Jahre „Bitte, Bitte“ zu machen und zu hoffen, dass du in drei Monaten überhaupt noch einen Job hast.

6. Ich verdiene schon genug Geld!

Das ist schön. Wirklich. Ich nehme an, dass du, wenn du circa 30 Jahre alt bist, bereits 100.000 Euro gespart hast oder haben wirst? Nicht? Aber du verdienst doch genug? Hier ein Merksatz, den du dir hinter deine Löffel tätowieren solltest: Es kommt nicht darauf an, wie viel Geld du verdienst, sondern wie viel du davon behältst und wie viel mehr Geld du daraus machst. Dazu brauchst du finanzielle Bildung. Dazu musst du dich mit (deinen) Finanzen beschäftigen und endlich finanzielle Verantwortung übernehmen.

7. Ich habe keine Ahnung von Vermögensaufbau und Aktien!

Ja, das kann ich verstehen. Wenn mich etwas behindert, tue ich auch immer alles, damit es bloß nicht besser wird. Beispielsweise mache ich kein Yoga, dafür bin ich zu ungelenkig. Ich meditiere auch nicht, dafür bin ich zu unruhig und ich ernähre mich auch nicht gesund, dafür bin ich zu krank. Ich mache keinen Sport, dafür bin ich nicht ausdauernd genug, und ich nehme auch nicht ab, dafür bin ich zu dick. Du beschäftigst dich ja mit deinen Finanzen, DAMIT du bald Ahnung davon hast.

8. Finanzen sind Männersache!

Das ist korrekt! Feuer machen = Männchen! Haushalt = Frauchen! Kinder = Frauchen! Geld = Männchen! Männchen weg = Frauchen mit Haushalt, Kinder und ohne Geld! Geil!

9. Das ist mir alles zu riskant!

Es gibt zwei Arten von Risiken: clevere und dumme. Wenn ich etwas einsetze, um zukünftig meinem Einsatz zu vervielfachen, ist das ein cleveres Risiko. Handeln mit Aktien: cleveres Risiko (wenn man weiß, was man tut – siehe finanzielle Bildung), denn ich kenne das Risiko, bestimme den Einsatz selbst und kann etwas gewinnen. Bei Rot über die Ampel gehen: dummes Risiko, denn ich setze mein Leben aufs Spiel und gewinne nichts dazu, wenn es gut geht. Ist ein Angestelltendasein risikolos? Nope. Du hast nur einen einzigen Einkommensstrom, bist abhängig von den Entscheidungen anderer und kannst so ziemlich jederzeit gekündigt werden. Ist finanzielle Unwissenheit risikoreich? Jepp. Denn so lange du selbst keine Ahnung hast, wirst du dein Leben lang abgezockt. Was uns zur nächsten Ausrede bringt…

10. Dafür habe ich ja meinen Finanzberater!

Ein Finanzberater also. Und der ist bestimmt total „unabhängig“, richtig? Und hat alle Versicherungen und aktive Aktienfonds, die er dir empfiehlt, entweder auch für sich selbst oder seinen Neffen abgeschlossen? Natürlich hat er das. Finanz- und Bankberater erhalten eine Provision für jedes verkaufte Produkt. Sie müssten daher eigentlich nicht Berater, sondern Verkäufer heißen. Werde doch für zwei Minuten selbst zu einer Verkäuferin. Wir haben hier Versicherung A und Versicherung B. Ein Abschluss von Versicherung A beschert dir 700 Euro an Provision, Versicherung B nur 450 Euro. Kühlschrank und Kind wollen gefüttert werden, der nächste Urlaub steht an. Welche Versicherung wirst du versuchen, jedem Kunden zu verkaufen? Die, mit der du 700 Euro verdienst, oder die, die dir nur 450 Euro einbringt? Zurück in die Realität: Du bist nicht die Verkäuferin, sondern die (sorry) dumme Käuferin. Die da sitzt, ohne blassen Schimmer von dem, was ihr erzählt wird. Und ohne Kenntnis darüber, dass Versicherung B viel besser zu ihrer Lebenssituation und -planung passt und obendrein auch noch günstiger wäre. Dem kannst du nur mit Wissen entkommen und indem du finanzielle Verantwortung übernimmst.

So, alle faulen Ausreden zunichte gemacht? Keine mehr übrig? Dann weißt du ja, was jetzt zu tun ist. Bücher über Geld, Finanzen und Unternehmertum findest du hier. Gründe, warum du noch nicht reich bist, hier. Grundwissen über Aktien und Börse hier und hier. Das ist doch schon mal ein Anfang!

Dieser Text erschien zuerst hier. Wir freuen uns, dass wir ihn auch bei uns veröffentlichen können.

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