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Ich trage ein Kopftuch – deshalb kann ich nicht deutsch sein?

Ich bin in Deutschland geboren, spreche perfekt Deutsch und trotzdem können viele Menschen mich als muslimische Frau nicht als Teil der deutschen Gesellschaft akzeptieren. Warum?

Deutsch wie alle anderen

Man lobte mich und sagte: „Sie sind ja auch super integriert.“ Wie bitte? Meine Reaktion darauf: „Ich bin in Deutschland geboren, spreche Deutsch, habe studiert und träume sogar deutsch. Müsste ich mich da noch integrieren?“. Auf diese Frage suche ich schon lange eine Antwort. Ab wann ist man Deutsch genug? Wann hören die Menschen auf einen (ungewollt) herabblickend anzuschauen. Ist es das Stück Tuch auf meinem Kopf, dass die Menschen daran hindert, mich als einen Teil Deutschlands zu sehen? „Mein Tuch tut Ihnen wirklich nichts, versprochen!“, denke ich mir.

Man sagte mir, ich würde nicht nur meine Religion symbolisieren, sondern auch ein politisches Signal setzen. Fairerweise muss ich zugeben, dass ich Menschen verstehen kann, die so denken. Leider hat man nicht immer die Möglichkeit, mit einem „solchen“ Menschen konstruktiv zu diskutieren und diese Fragen zu klären.

Terroristen sind nicht „der Islam”

Die ganzen Kopftuchdebatten, Gerichtsurteile, Parteien – sie geben den Anschein, der Islam wolle vermummen. Ich bin kein Symbol einer Terrororganisation, das, was mein Gegenüber sich nicht trauen konnte auszusprechen. Ich habe das nicht zu verantworten, ebenso wenig, wie viele andere Menschen. Muss ich auf meine Religion
verzichten, nur weil andere sie missbrauchen? Warum muss ich es ausbaden? All diese Gegenfragen würde ich gerne stellen, doch man lässt mich nicht aussprechen.

Man nehme das Beispiel der Schule: Gerade wegen der oben aufgeführten Argumentation ist es muslimischen Frauen mit Kopfbedeckung kaum gestattet, zu unterrichten. Dabei achtet man weder auf die Qualifikationen, noch darauf, welch eine Bereicherung das für die Schülerinnen und Schüler und unsere Gesellschaft sein könnte. Die leeren Worte zum Thema „Diversity-Management“ bleiben hier, sowie in einigen Unternehmen in der freien Wirtschaft, auf der Strecke. Dabei ist doch die Schule der Ort schlechthin für Bildung und Aufklärung. Oder sind der Abbau von Vorurteilen, Öffnung des Denkens nicht mehr wichtig, wenn es um die lange Tradition der Angst bzw. Abneigung von Kopftuchträgerinnen geht?

Es ist schade, dass meine Mitmenschen mich in meinem Land als fremd genug sehen, um mich nicht als Teil von diesem Land, meiner Heimat zu erkennen. Manchmal fühlt man sich doch nicht so frei, in diesem wundervollen Land.

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