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Wie es sich wirklich anfühlt, eine junge Muslimin zu sein

Amani Al-Khatahtbeh ist 23 und hat es als erste verschleierte Frau auf die „Forbes 30 under 30“-Liste geschafft – weil sie einen Ort im Netz geschaffen hat, der das Lebensgefühl junger Musliminnen in der westlichen Welt widerspiegelt.

 

Keine Lust mehr auf Entfremdung und Scham

Vor fast sieben Jahren war die damals 17-jährige Schülerin Amani Al-Khatahtbeh auf der Suche. Sie suchte einen Ort, wo sie sich als junge Muslimin, die in den USA lebt, austauschen konnte: Über Kleidung- und Stilfragen, über Politik, Glauben und Popkultur, einfach über alles, was ihr Leben ausmachte.

Sie fand keinen solchen Ort, zumindest keinen, der ihr als junger Muslimin gerecht wurde, die in Amerika in den Jahren nach dem 11. September aufwuchs, mit jordanisch-palästinensischen Wurzeln,  in einem Land, das geprägt war von Angst, Stereotypen und Vorurteilen gegen Muslime und andere Minderheiten – und immer noch ist.

Und sie wollte diese Gefühle loswerden, mit denen sie sich regelmäßig herumschlagen musste und die sie eigentlich gar nicht haben wollte: Peinlichkeit, Entfremdung, das Gefühl, nicht dazuzugehören, Scham. Sie wollte der Welt zeigen, dass sie und ihre Freundinnen verdammt nochmal genau so waren wir alle anderen Teenager, und sie wollte, dass man ihnen zuhörte.

Muslimische Frauen werden gern zu Opfern gemacht

Heute, gut sieben Jahre später, wird ihre Stimme von Millionen von Leserinnen (und Lesern) gehört. Die von ihr gegründete Seite MuslimGirl wird gefeiert, weil sie eine Perspektive auf und für das Leben junger Musliminnen bietet, die in den Medien sonst nicht vorkommt: Eine selbstbewusste Perspektive, die Emanzipation einschließt und Feminismus, eine Perspektive, die zeigt, wie wichtig es ist, für sich selbst einzustehen. Und die daneben ganz selbstverständlich Stil-und Beautybelange junger Musliminnen thematisiert. Ein Gegenstück also zu dem Bild der unterdrückten muslimischen Frau, das viele junge Musliminnen wie Amani nicht mehr ertragen können.

Junge Musliminnen, so beschreibt es Amani, befänden sich derzeit in einer schwierigen und oft widersprüchlichen Situation: In Zeiten des islamistischen Terrors, in denen die amerikanische Gesellschaft den Islam immer stärker zum Sündenbock mache, würden muslimische Frauen schnell zu leicht verwundbaren Zielen – gleichzeitig steige das Interesse der Modeindustrie und anderer Unternehmen, von jungen Musliminnen als Zielgruppe zu profitieren.

In einem Interview mit Refinery 29 hat Amani auf den Punkt gebracht, womit junge Musliminnen wie sie in westlichen Gesellschaften zu kämpfen haben:

People love to victimize us. It seems to make them feel more comfortable. (…) People hate that we don’t fit in this box of women that need to be rescued or need others to speak for us. Our patriarchal societies already hate empowered women; throw a headscarf on top of that and you really have a problem on your hands.

Seit sie ein kleines Mädchen war, sagt Amani, habe sie sich immer ein Vorbild gewünscht, eine Frau, die aussieht wie sie selbst, die für sie hätte sprechen können, anstatt ständig nicht-muslimischen, in der Regel männlichen Menschen zuhören zu müssen, die angeblich für sie sprachen. Dieses Vorbild ist sie nun selbst – für eine ganze Generation weiblicher muslimischer Millenials.

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