Foto: Juliette Mainx

„Für eine Frau bist du ganz gut” – I am Kim Kong erzählt, wie es ist als DJane zu arbeiten

Ist es eigentlich ok, wenn man sich vom DJ ein Lied wünscht und warum gibt es eigentlich so wenig DJanes? All diese Fragen hat uns DJane Susanna Kim aka. I am Kim Kong im Interview beantwortet.

„Manche verderben sich den Abend mit ihren Liedwünschen selbst”

Susanna Kim ist auch als DJane I am Kim Kong bekannt und oft in bekannten Berliner Clubs wie dem Prince Charles hinter dem DJ-Pult anzutreffen. Uns hat sie verraten, wie man DJane wird, welches Lied auf einer Party alle auf die Tanzfläche bringt und wie sie zu Liedwünschen von Partygästen steht.

Susanna, ist DJane dein Hauptberuf?

„Im Grunde genommen nicht. Ich arbeite bei Agentur Bechstein Network und kümmere mich dort um Kommunikation und PR. Mittlerweile werde ich immer öfter als DJane gebucht um irgendwo aufzulegen, sodass ich das Auflegen schon nicht mehr nur als Hobby bezeichnen kann. Ich habe also eigentlich zwei Berufe.”

Wie kam dir überhaupt die Idee, DJane zu werden ?

„Ich hatte eigentlich gar nicht geplant, DJane zu werden. Irgendwann habe ich angefangen, mich mit meinen Lieblingsliedern zu beschäftigen. Das Auflegen kam dann eher nebenbei. Angefangen hat das Ganze damals noch mit Kassetten-Mixtapes, dann ging es weiter mit Playlisten. Die habe ich allerdings nur für mich gemacht oder vielleicht auch mal für Freunde. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich total gerne mal auf einer Party wäre, auf der genau diese Songs laufen. Auf meiner eigenen Geburtstagsparty habe ich dann selbst die Musik gemacht und danach kamen dann ganz, ganz langsam und auch eher durch Zufall kleine Anfragen. Da habe ich dann auf Geburtstagen oder Hochzeiten aufgelegt. So hat sich das dann verselbstständigt und als ich dann nach Berlin gezogen bin, kamen immer mehr Anfragen.”

Wie hast du das Auflegen gelernt?

„Das erste Mal nach meinem Geburtstag, habe ich bei einem befreundeten Pärchen auf der Hochzeit aufgelegt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe angefangen, mich intensiv mit den Liedern zu beschäftigen und mir Equipment zu kaufen. So wurde es immer professioneller. Ich habe immer mehr Anfragen bekommen und irgendwann hat mich meine Freundin und Gründerin von Journelles, Jessie für die Journelles-Launchparty angefragt. So habe ich dann das erste Mal in einem Berliner Club aufgelegt. Ich selbst habe gar nicht viel dafür getan bekannter zu werden, das kam zum Glück alles eher durch Zufall.”

Was macht für dich einen gelungenen Auftritt aus?

„Ein Abend ist richtig toll, wenn die Stimmung locker ist und alle tanzen. Für mich persönlich ist toll, wenn ich neue Songs  ausprobieren kann.”

Hast du die Reihenfolge deiner Lieder vorher schon festgelegt oder machst du das aus dem Bauch heraus?

„Das kommt auf die Situation an. Natürlich habe ich von vornherein eine grobe Vorstellung, welche Lieder ich spielen möchte. Wenn ich in einem Club auflege, kommt es natürlich auch darauf an, ob es ein Motto gibt, wie zum Beispiel 90er Jahre Hip Hop. Die genaue Reihenfolge ergibt sich dann aber spontan am Abend.”

Wie erfahren die Leute von dir? Machst du Werbung?

„Ich bin bei Facebook und Instagram zu finden und habe eine eigene Website. So richtig Werbung mache ich nicht. Bei mir hat sich das glücklicherweise über Empfehlungen weiter entwickelt.  Das klappt so nicht bei jedem, deshalb weiß ich das sehr zu schätzen.”

Was denkst du, warum gibt es, gerade im Hip Hop, so wenig DJanes?

„Ich glaube, dass es gar nicht so wenige DJanes gibt. Früher habe ich das aber auch so wahrgenommen. Umso mehr ich mit der Thematik zu tun habe, umso mehr DJanes lerne ich kennen. Ich habe allerdings das Gefühl, dass es viel mehr DJanes im Elektronischen Bereich gibt als im Hip Hop. Obwohl es mittlerweile einige Frauen gibt, ist der überwiegende Teil immer noch männlich. Genau sagen, woran das liegt, kann ich gar nicht, das finde ich selbst komisch. Vielleicht kommen Frauen nicht so oft drauf, dass man ja auch selbst auflegen kann.”

Wie ist deine Einschätzung, wird die Szene mit der Zeit weiblicher?

„Ja, ich habe das Gefühl, dass mittlerweile immer mehr Frauen auflegen. Hoffentlich wächst die Zahl noch weiter.”

Hast du schon negative Erfahrungen gemacht, weil du eine Frau bist?

„Manchmal bekomme ich schon zu hören: ,Also für eine Frau bist ja gar nicht so schlecht.‘ Das passiert aber sehr selten – zum Glück. Grundsätzlich bekomme ich aber sehr viel Support, vor allem von DJ-Kollegen.”

Hast du ein Lieblingslied, das immer besonders gut ankommt?

„Das hat mich schon einmal jemand gefragt, da habe ich ganz spontan Hypnotize von The Notorious B.I.G. geantwortet. Aber eigentlich ist es so, dass es auf jeder Party ein anderes Lied ist, das die Leute abfeiern. Es kommt immer auf die Situation an. Hypnotize ist aber eben sehr bekannt und ich fand den Song selber schon immer super.”

Was würdest du jemandem raten, der DJane werden möchte?

„Erst einmal ist es total wichtig, dass man Interesse an der Musik hat und sich damit auseinandersetzt. Man sollte Musik auflegen, die man selbst toll findet. Manche machen das nicht, das finde ich seltsam. Das richtige Erfolgsrezept gibt es allerdings nicht. Man muss einfach Lust darauf haben, sich viel damit beschäftigen, was teilweise auch sehr zeitintensiv ist, denn es gibt beispielsweise viele verschiedene Techniken aufzulegen. Da muss man erst einmal das finden, was einem Spaß macht.”

Gibt es Sprüche, die du als DJane von Partygästen nicht mehr hören kannst?

„Klassische Sprüche gibt es weniger. Es ist immer die Art und Weise wie Leute den DJ ansprechen. Viele wünschen sich ein Lied und bestehen dann darauf, dass es sofort läuft, man selbst merkt aber, dass dieses Lied gerade nicht passt und will dann auch in die Musik keinen Cut reinbringen, nur weil sich ein Einziger gerade dieses Lied gewünscht hat. Ganz Schlimm sind Leute, die dann neben mir stehen bleiben und auf ihr Lied warten. Das finde ich sehr seltsam, so verdirbt man sich ja selbst den Abend.”

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