Foto: Jouur.

Jessica Weiß: „Ein voller Tag ist ein Luxusproblem – denn das heißt, das Geschäft läuft“

Jessica Weiß ist eine der bekanntesten Modebloggerin Deutschlands. Nun hat sie mit Jouur ihr eigenes Label gegründet.

 

„Wie das Blogazine Journelles – nur in textiler Form“

Sie hat LesMads mitgegründet und später ihr eigenes Blogazine hochgezogen: Jessica Weiß, die zu den relevantesten Modebloggerinnen Deutschlands zählt. Sie ist seit Jahren ein Aushängeschild der Branche und launcht nun mit Jouur auch ihr eigenes Modelabel.

Wann sie beschloss ein Modelabel zu gründen, wie sich die Partnerinnen Jessica Weiß und Pia Thole aufteilen und warum sie ein voller Tag ziemlich kalt lässt, hat sie uns erzählt.

Ende Juni wirst du mit Jouur dein eigenes Modelabel launchen. Was macht die Entwürfe aus?

„Wir starten mit einer kleinen Kapselkollektion: Es sind sechs Teile in ein bis drei Farben. Hinter unserer Contemporary Clothing Line steht die Idee, die besten Basics in ihrer schönsten Form anzubieten. Die perfekte Seidenbluse, eine Hose, die zu jedem Anlass tragbar ist, der wandelbare Sweater mit Bündchen oder der zeitlosen Wollmantel, der über die Jahre zum Lieblingsteil im Kleiderschrank avanciert. Wir legen großen Wert auf Qualität und haben hochwertige Materialien wie etwa Wolle, Seide, Tencel und Baumwolle gewählt, und lange an der Passform gearbeitet. Die ersten Teile sind aber auch eine Zusammenstellung meiner persönlichen Lieblingsteile, die meinem Stil entsprechen. Ich habe mir damit zum Beispiel den Traum von der für mich perfekten Seidenbluse erfüllen können!“

Foto: Jouur.

Mode und ihre Macher vorzustellen ist eine Sache, die andere ist, sie selbst zu gestalten. Wie und wann kam der Wunsch in dir auf?

„Für mich war der Gedanke, ein eigenes Produkt zu entwickeln, schon immer faszinierend. Ich bin keine Modedesignerin, habe aber jahrelange Erfahrung in der Modebranche und kann als Creative Director bei Jouur meine eigenen Ideen und Wünsche umsetzen. In erster Linie lerne ich das Modebusiness nun noch einmal von einer ganz neuen Seite kennen und lerne unheimlich viel. Es ist ein tolles Gefühl, nach eineinhalb Jahren endlich etwas in den Händen halten zu können.“

Also steckt viel „Jessie“ in dem Design der Kleider? Oder lässt du das außen vor?

„2.200 Prozent! Das ist Gründungsgedanke des Labels gewesen – sozusagen Journelles in Textilform.“ (lacht)

Wen hast du als Partner für das Label an deiner Seite und welchen Part übernimmt wer konkret?

„Meine Partnerin ist Pia Thole, sie hat jahrelange Erfahrung im Produktmanagement und auch schon zuvor erfolgreich ein Label auf den Markt gebracht. Sie deckt genau die Bereiche ab, in denen ich bisher keine Erfahrungen sammeln konnte: den gesamten Produktionsbereich und den Vertrieb. Pia kümmert sie sich um das Back Office, während ich als Creative Director für die Ideenentwicklung des Designs und natürlich die Vermarktung, Social Media, die Corporate Identity und die Presse verantwortlich bin. Entscheidungen treffen wir immer gemeinsam und ich bin unheimlich dankbar, Pia an meiner Seite zu haben. Ohne sie würde es Jouur nicht geben.“

Foto: Jouur.

Was macht eure Zusammenarbeit aus?

„Wir ergänzen uns perfekt und können im Team unsere Stärken einfließen lassen. Dazu gehört natürlich auch, Vertrauen und Respekt für die Arbeit des anderen zu haben.“

Wo werden die Stücke produziert und welche Rolle spielen für euch die Produktionsbedingungen?

„Die Produktionsbedingungen sind für uns sehr wichtig, weshalb wir lange nach dem richtigen Partner gesucht haben, der die beste Qualität im Contemporary-Segment liefern kann. Wir verzichten auf hohe Margen und können unseren Kunden bezahlbare Preise gewährleisten. Wir produzieren in Jiaxing, etwa zehn Kilometer von Shanghai entfernt, die Produktionsstätten liegen im Umkreis von 50 Kilometern. Meine Geschäftspartnerin Pia war im April vor Ort und hat sich unsere Agentur angesehen, die auch für andere namhafte deutsche Labels arbeitet. Die Schnitte macht derzeit noch die Sample-Abteilung, was mittelfristig auch so bleiben soll.“ 

Wo wird es deine Mode zu kaufen geben?

„Wir haben uns ganz bewusst für nur einen Kanal entschieden: den eigenen Onlineshop. Wir wollen zunächst unabhängig vom Einzelhandel, festen Orderzeiten und Messen sein und erst einmal testen, was wie funktioniert – und was vielleicht auch nicht. Jouur ist eine richtige Herzensangelegenheit und wir möchten ganz organisch wachsen. Ohne Investoren oder Einkäufer, auf die wir angewiesen sind. In erster Linie dient mein Blogazine Journelles natürlich als gute Ausgangsposition mit Reichweite.“

Foto: Jouur.

Journelles, Medienberatung, Reisen, Jouur und irgendwo noch ein Privatleben. Wie sehr fehlt dir gerade etwas Schlaf?

„Jeder Selbstständige kennt das: Sobald man für sich selbst arbeitet, ist man 24/7 im Einsatz – und das gerne. Ich musste lernen, mal einen Sonntag frei zu nehmen. Schlaf fehlt mir immer, ich bin dauermüde! Aber lieber müde und glücklich als ausgeschlafen und gelangweilt.“ 

Und was ist deine beste Motivation an einem sehr vollgepackten Tag?

„Mich motiviert, dass es ein Luxusproblem ist, einen sehr vollgepackten Tag zu haben – denn das bedeutet, dass das Geschäft läuft. Ich darf meinen Traumjob machen und kann davon leben, da darf ich mich nun wirklich nicht beschweren.“


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