Foto: Katja Schweitzberger

Katja: „LesMads nicht zu machen, hätte ich für immer bereut“

Katja ist die Chefredakteurin von LesMads. Wir haben mit ihr über ihren Arbeitsalltag, versteckte Talente und liebste Outfits gesprochen.

 

In den Bloggerolymp

Der von Jessica Weiß und Julia Knolle gegründete Blog LesMads war der meistgelesene Modeblog Deutschlands, als Jessica Weiß zum Magazin „Interview” wechselte und die Chefredaktion an Katja Schweitzberger übergab.

Wie ein typischer Redaktionsalltag aussieht, wann sie besonders hartnäckig sein kann und wie es sich anfühlte, das Hobby zum Beruf zu machen, hat Katja uns erzählt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?

„Also eigentlich startet mein Arbeitstag gleich nach dem Aufwachen im Bett mit dem Durchscrollen von Instagram. Immerhin finde ich dort schon jede Menge Inspirationen, wie etwa neue Labels, Looks und so weiter. Von halb neun bis 19 Uhr bin ich dann meistens im Büro, wo ich schreibe, telefoniere, fotografiere und mich mit unseren Praktikantinnen austausche. Zwischendurch habe ich immer mal wieder Termine und Meetings. Alle paar Wochen bin ich außerdem für ein paar Tage auf Reisen zu Events oder Modewochen und blogge dann von unterwegs. Es gibt kaum Tage, die komplett gleich aussehen. Das liebe ich an meinem Job.“

Du hast schon vor LesMads gebloggt. Kannst du dich noch daran erinnern, was du gedacht hast, als Jessica Weiß dich gefragt hat, ihre Nachfolgerin zu werden?

„Ich konnte es am Anfang gar nicht so recht glauben. Zum einen weil es ja nicht unbedingt üblich ist, dass Blogs von den Gründern übergeben werden. Zum anderen weil mich die Macherinnen von LesMads – Julia Knolle und Jessica Weiß – so wie viele andere Modebloggerinnen der ersten Generation überhaupt erst dazu inspiriert hatten, meine eigene Seite zu starten. Ich hatte also riesengroßen Respekt vor dieser Aufgabe. Gleichzeitig bot sich für mich aber einfach die einmalige Chance, mein ,Hobby’ zum Beruf zu machen – so abgedroschen das auch klingen mag. Ich hätte es wahrscheinlich für immer bereut, wenn ich dieses Angebot ausgeschlagen hätte.“

Plötzlich wurdest du zu einem bekannten Gesicht. Wie hat sich das angefühlt?

„Ich habe da gar nicht weiter drüber nachgedacht. Dann hätte ich mich wahrscheinlich so sehr verrückt gemacht, dass ich mich nicht mehr auf das Wesentliche hätte konzentrieren können. Im Kleinen kannte ich dieses ,Bekannt-sein’ ja schon von meinem alten Blog, wenngleich der nur etwa 60.000 Leser hatte. Damals wurde ich tatsächlich sogar öfter angesprochen als heute.”

Wenn man dich zu deiner Abiturzeit gefragt hätte, was du werden willst, was hättest du geantwortet?

„Journalistin, aber wahrscheinlich im Musiksektor. Da ich mich dann aber doch nicht hundertprozentig festlegen wollte, habe ich Germanistik studiert. Damit kann man ja ganz wunderbar später mal ,irgendwas mit Medien’ machen, habe ich mir gedacht. Und es hat funktioniert.“

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Einen persönlichen Blog zu betreiben ist doch etwas anderes, als wenn ein großer Verlag dahintersteht. Wie viele Freiheiten hast du bei deiner Themenauswahl?

„Ich habe komplette Freiheit bei der Themenauswahl. Auch Kooperationen wähle ich alleine aus, je nachdem ob sie zu uns passen.“

Outfitposts sind eine feste Konstante bei euch. Hand aufs Herz. Wie oft hast du so gar keine Lust, dein Outfit zu fotografieren und hochzuladen?

„Gute Frage (lacht), vielleicht einmal alle zwei Monate? Schwer zu schätzen, aber wenn ich wirklich gar keine Lust habe und mich absolut nicht wohlfühle, dann fotografiere ich das Outfit höchstwahrscheinlich auch nicht und lade es dementsprechend auch nicht hoch. Das will ja auch keiner sehen. Natürlich sind Outfitposts ein Teil meines Jobs, aber sie sind eben auch etwas Persönliches, das ich nicht immer komplett professionell von meiner privaten Stimmung trennen kann. Ich bin kein Model, das jeden Tag fabelhaft aussieht, und auch keine Stylistin, die unendlich viele inspirierende Looks parat hat. Generell mag ich es bei anderen Bloggerinnen aber auch sehr gerne, wenn sie Alltagsoutfits teilen und nicht täglich perfekt gestylt im Couture-Kleid und Zwölf-Zentimeter-Heels unterwegs sind. Das ließe sich mit meinem Alltag gar nicht vereinbaren.“

Was trägst du, wenn du einen wichtigen Termin hast und was, wenn du es mal besonders bequem haben willst?

„Eigentlich will ich es immer besonders bequem haben! Der Wohlfühlfaktor von Kleidung spielt für mich eine sehr große Rolle. Wenn man sich in einem Stück nicht gut fühlt, dann sieht auch der luxuriöseste Komplett-Designer-Look nicht gut aus. Bei einem wichtigen Termin würde ich aber tendenziell ganz klassisch zu einem lässig geschnittenen Anzug greifen. Entweder ganz in Schwarz und mit Sneakern oder gemustert mit Loafern dazu. Ich fühle mich in androgynen Looks tendenziell eher wohl als in superfemininen Kombinationen. Mein liebster Komfort-Look besteht wiederum ganz langweilig aus Lederjacke, Strickpullover, Jeans und Chucks.“

Und welche versteckten Talente würde man bei dir nie vermuten?

„Das letzte Wort haben – das sagt mein Freund zumindest. Davon abgesehen glaube ich, dass ich ganz gut vegetarisch kochen kann. Außerdem habe ich ein recht großes Kollektionengedächtnis. Ich kann mich oft an Details oder einzelne Looks aus vergangenen Saisons erinnern. Wenn ich eine Erinnerung im Kopf habe, klicke ich mich auch mal gut und gerne stundenlang durch Runway-Bilder. Da kann ich sehr hartnäckig sein.“

 

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