Julia Knolle und Veronika Heilbrunner haben das neue Blogazine Hey Woman! gestartet. Um was gehts dabei und wie war die Konzeptionsphase?
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Julia Knolle und Veronika Heilbrunner haben ihre Jobs bei Vogue Online und Harper Bazaar gekündigt, um mit dem Blogazine Hey Woman! ein eigenes Format hochzuziehen. Seit Mitte April sind sie damit online.
Wie sich die LesMads-Mitgründerin und die internationale Stilikone gefunden haben, welche Eigenschaften sie gegenseitig besonders schätzen und was sie mit Hey Woman! erreichen wollen, haben sie uns erzählt.
Mitte April ging Hey Woman! online. Welche Themen werden dort stattfinden?
Julia: „Wir haben uns am Ende auf die deutschen Kategorien Mode, Beauty und Lifestyle geeinigt. Letzteres klingt im englischen Teil der Seite mit „Modern Culture“ natürlich viel schöner und umschreibt eher, worum es uns bei den Themen geht. Wir setzen den Fokus auf ein Netzwerk an wertvollen Mitwirkenden und sehen unsere Aufgabe primär darin, das vorzustellen, was uns persönlich interessiert. So konnten wir zum Beispiel Anne Philippi dafür gewinnen, uns regelmäßig mit Kulturbeiträgen zu versorgen, die Aufmacher-Kollagen bastelt mein guter Freund Charles Bals und mit Johnnie Collins von ‚The Store Kitchen‘ haben wir eine Serie mit seinen eigens kreierten Rezepten. In den Rubriken ‚Meine Welt‘ und ‚Selfmade Experts‘ lassen wir spannende Persönlichkeiten aus allen Rubriken zu Wort kommen.“
Warum hat ein Format wie Hey Woman! auf dem Markt noch gefehlt?
Veronika: „Aus unserer Sicht fehlte ein Ort im Netz, wo sich junge Frauen ab 30 mit Geschmack gerne aufhalten. Ein Großteil unseres sozialen Umfelds hat tagsüber ganz andere Dinge um die Ohren, genau diese Damen haben wir im Hinterkopf, wenn wir die Inhalte auswählen. Es war uns zudem wichtig, auch auf Englisch zu publizieren. Wir sind zwei Mal pro Jahr bei den Schauen unterwegs und fanden es in der Vergangenheit immer schade, dass die Sichtbarkeit unserer Arbeit durch Sprache so eingeschränkt war. Zudem verwischen Landesgrenzen online immer mehr und wir möchten die Möglichkeit geben Follower aus Amerika oder Asien zu erreichen.“
Wo und wann habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Veronika: „Über fünf Ecken kannten wir uns schon lange, wir haben beide parallel in München gearbeitet und die Branche ist ja nicht so groß. Irgendwann liefen wir uns in Berlin beim Lunch in der Chipperfield Kantine über den Weg und diskutierten angeregt darüber, dass uns in letzter Zeit so wenig noch interessiert hat von dem, was die Modewelt hervorbringt. Bei einem Dinner einer gemeinsamen Freundin trafen wir dann nochmal aufeinander und stießen da eigentlich auf Julias soeben fertig geschriebenen Business Plan an.“
Wann kam dann der Tag, an dem ihr beschlossen habt, das machen wir jetzt und wann seid ihr tatsächlich in die Planungen gegangen?
Julia: „Am Tag nach dem besagten Dinner trafen wir uns nochmal am Haus am Neuen See in Berlin Mitte zu einem Blind Date. Veronika hatte nämlich gekündigt und konnte das in der großen Runde des Vorabends noch nicht verraten. Ab dem Zeitpunkt war uns eigentlich klar, dass wir die nächsten Schritte zusammen gehen. Das war alles Ende Oktober, im Februar gründeten wir die GmbH, reisten vier Wochen zu den Schauen und bastelten parallel an der neuen Website. Etwas früher als geplant bezogen wir dann im April unser Büro.“
Seid ihr euch bei allen wichtigen Fragen schnell einig gewesen oder gab es dann doch mal Diskussionen?
Julia: „Für das große Ganze sind wir uns bisher immer einig. Es war natürlich eine Herausforderung, die beiden Vorstellungen in unseren zwei Köpfen, die es von ‚Hey Woman!‘ gab, dann letztendlich real werden zu lassen. Wir ergänzen uns aber in dem Fall sehr gut: Veronika hat den Hut für alles Visuelle und ist unsere Kompetenz in Sachen Mode. Julia kümmert sich um die Kultur und Food Themen und den Management Part. Falls es mal Unstimmigkeiten bei den Details gibt, haben wir diese immer in einer guten konstruktiven Auseinandersetzung geklärt. Der Austausch hat sich für beide Seiten immer als bereichernd erwiesen, unser Lieblingsaspekt von Teamwork.“
Welche Eigenschaften schätzt ihr im Arbeitskontext am meisten aneinander?
Veronika: „Julias unendliches Know-How, sehr strukturiertes und effektives Arbeiten, immer ein Etappen-Ziel im Visier und einen Witz auf den Lippen.“
Julia: „Ihr ungebrochenes Durchhaltevermögen und die Fähigkeit um die Ecke zu denken.“
Und welche privat?
Veronika: „Ich finde ja, dass sich beruflich und privat kaum noch trennen lassen, beziehungsweise ineinander übergehen. Das ist ein totaler Vorteil, zumindest in unserer Welt in der sich alles um Authentizität, Kuration und die eigene Meinung dreht. Daher kann ich zu Julias Superwoman-Eigenschaften nur noch weitere hinzufügen, die ich gleichermaßen privat wie beruflich schätze: Dass ich ihr von Anfang an blind vertrauen konnte, ihr Verständnis, ihre schnelle Auffassungsgabe und ihre Großzügigkeit auf allen Gebieten.“
Julia: „Ihr Humor und das große Herz.“
Ihr habt beide zuvor für große Magazine gearbeitet. Viele werden sich die Frage stellen: Wie kann man diese Traumjobs nur aufgeben?
Julia: „Für den Moment waren es natürlich die Traumjobs, wir hatten beide das Glück eng mit den Chefredakteurinnen arbeiten zu dürfen und haben unglaublich viel gelernt. Da es aber bei der Auswahl der Themen, die letztendlich in den Heften stattfinden, immer sehr um eine persönliche Note geht, war irgendwann für uns beide klar, dass wir einen Schritt nach vorne gehen wollen. Wir beide hatten Lust, eine eigene Firma zu gründen und uns neuen Herausforderungen zu stellen.“
Und wo soll es mit eurem Blogazine hingehen? Eher Richtung Lieblingsprojekt oder Richtung Marktspitze?
Veronika: „Für die nächsten Wochen und Monate geht es uns sicher darum herauszufinden, ob die Ideen, die wir für diese Website haben, auch für den Rest der Welt von Interesse sind. Idealerweise geht es dann von Herzensprojekt in Marktspitze über, was aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir uns klar in einer Nische bewegen, auch nur begrenzt möglich ist. ‚Hey Woman!‘ ist nur ein Teil unseres Portfolios und soll auf lange Sicht nicht das einzige Projekt bleiben.“
Reichweite oder Content, was ist bei euch King?
Veronika: „Hochkarätiger Content mit einer Reichweite, die genau die Leserinnen erreicht, die es interessieren soll – das wäre die beste Kombi.“
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