Foto: DNA Photographers

„Das Brautpaar muss das Gefühl haben, die Party seines Lebens zu feiern – also tanzt!“

Olivia Tänzer ist Hochzeitsplanerin und hat eine eigene Hochzeitsmesse gegründet. Wir haben sie gefragt, wie eine unvergessliche Hochzeitsparty gelingt, worauf man getrost verzichten kann und welche No-Gos ihr als Gäste einer Hochzeit unbedingt beachten solltet.

Wie geht ein rauschendes Fest?

Olivia Tänzer hat selbst vor sieben Jahren ganz intim in Lissabon geheiratet – in wenigen Wochen erwartet sie ein Baby, und irgendwann, sagt sie, hat sie schon noch Lust auf ein großes, rauschendes Fest mit allen Lieben. Was ihr dabei dann wichtig sein wird, weiß sie natürlich ganz genau, denn sie ist Profi – seit 2011 unterstützt sie Paare mit ihrer Event-Agentur speziell für Hochzeiten, und 2013 hat sie ihre eigene Hochzeitsmesse gegründet (die nächste findet übrigens Mitte Januar 2019 in Berlin statt). Und damit ist sie natürlich die perfekte Gesprächspartnerin rund um alle Fragen, die Hochzeitspaare und Leute, die dieses Jahr auf einer Hochzeit eingeladen sind, so haben.

Bei deiner letzten Messe gab es einen Vortrag von dir: „Wie plane ich meine Hochzeit, ohne zur Bridezilla zu mutieren?“ – das würde uns ja auch interessieren. Was wären da deine wertvollsten Tipps?

„Ein bisschen Wahnsinn gehört einfach dazu und ich denke, über eine total abgeklärte Braut würde man sich auch wundern…. Man sollte aber versuchen, sich immer mal wieder vor Augen zu führen, dass es darum geht, ein Fest zu planen. Ein wichtiges und hoffentlich einmaliges, aber eben ein Fest und keine OP am offenen Herzen. Was man aber niemals vergessen sollte, fasst mein Lieblingszitat zu diesem Thema perfekt zusammen: ,A wedding is a party not a performance. If at the end of the day you’re married to the one that you love, then everything went perfectly!‘“

Im Nachhinein würde ich persönlich zum Beispiel von meiner eigenen Hochzeit sagen, dass ich es mit den Vorbereitungen übertrieben habe, monatelang habe ich neben dem Job wenig anderes als Hochzeitsplanung gemacht, das höre ich auch von Freundinnen … kann es sein, dass viele von uns diesen einen Tag überfrachten? Einladungskarten, Menükarten, Blumenschmuck, Teppich, Getränke, alles muss irgendwie ganz toll und besonders sein…? Kannst du das nachvollziehen?

„Eine Hochzeit ist und bleibt nunmal das wohl wichtigste und größte Fest im Leben. Weder für Geburtstage, noch für Weihnachten oder ein Jubiläum wird soviel Geld ausgegeben und soviel Aufwand betrieben. Schließlich ist ja die Idee dahinter auch, dass man – im Gegensatz zu anderen Festen – nur einmal im Leben Hochzeit feiert. Und das soll dann eben perfekt werden. Das kann ich total nachvollziehen und finde es auch nicht abwegig. Klar sollte man nicht vergessen, dass es auch noch ein Leben nach der Hochzeit gibt und es dementsprechend wenig Sinn macht, sich aufgrund seines Perfektionismus in einen Schuldenberg zu stürzen, Freundschaften zu verlieren oder vielleicht zu riskieren, dass die Feier gar nicht stattfindet, weil man sich schon im Planungsmodus mit seiner besseren Hälfte verscherzt hat (lacht). Auf jeden Fall gehört ein bisschen Wahn bei der Hochzeitsplanung dazu. Es kommt halt immer auf das richtige Maß an.“

Ich habe zwar gelesen, dass du die Frage nicht sooo gern magst, aber trotzdem: Was sind denn so zurzeit die Trends in Sachen Heiraten? Also was beispielsweise das Motto, die Deko, das Setting (Natur? Urban?) betrifft?

„Ich kann’s nicht oft genug sagen: Der größte Trend ist meiner Meinung nach, dass sich immer mehr Paare trauen, fernab von Konventionen, Vorgaben und Ansprüchen Anderer ihr eigenes Ding zu machen. Frische Ideen, die diese Entwicklung unterstützen, sind zum Beispiel: Foodtrucks, Luftballon-Installationen, Gräser und Blätter statt Blumenarrangements, innovative Materialien für die Papeterie wie Holz, Acryl und Stoff, transparente Zelte, und in Sachen Bridal-Fashion: lange Ärmel und Capes, Elopements, also Heiraten zu Zweit beziehungsweise mit einer Handvoll Gästen und ganz weit weg, und natürlich alles, was Meghan & Harry in Punkto Hochzeit vorgeben (lacht).“

Gibt es irgendwas, das du Paaren ständig ausreden musst, weil alles es wollen, du es aber schrecklich findest?

„Die Paare, die gerne mit mir zusammenarbeiten wollen, haben glücklicherweise ein ähnliches Stilempfinden wie ich. Der muss ich eigentlich niemanden groß etwas ausreden. Das wäre auch gar nicht mein Anspruch: Vielmehr würde ich, wenn es eine Idee oder Situation erfordern würde, von meinen Erfahrungswerten bezüglich dieser Situation berichten und Alternativen aufzeigen. Wenn ein Paar aber unbedingt an einer Idee festhalten will, dann ist es mein Job, sie dabei bestmöglich zu unterstützen, egal ob mir das selber nun wirklich gut gefällt oder nicht. Trotzdem kann ich dir natürlich verraten, bei welchen Dingen ich eher nicht ,hurra‘ schreien würde, zum Beispiel (Hochzeits-)Spiele jeglicher Art, Turteltauben, fensterlose Ballsäle, den Moderator und Alleinunterhalter in einer Person, Buffets oder Stuhlhussen.“

Magst du kurz von deiner eigenen Hochzeit erzählen? Was war dir besonders wichtig, was war für dich besonders schön an deiner Hochzeit – und was würdest du rückblickend vielleicht anders machen?

„Ich habe bis dato ,nur‘ standesamtlich in Lissabon geheiratet. Ganz intim mit meinem Mann und unseren beiden Geschwistern als Trauzeugen. Das ist jetzt auch bald sieben Jahre her und war für damals rückblickend gesehen sehr fortschrittlich: Heute ist ja der Begriff ,Elopement‘ in aller Munde und einer der Trends schlechthin. Ich fand diese Konstellation großartig und die Idee dahinter, dass man komplett bei sich ist und nicht auf die Bedürfnisse der Gästeschar Rücksicht nehmen muss. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir irgendwann noch mal ein großes Fest mit all unseren Lieben. Mal schauen, ob ich neben dem ,daily business‘ irgendwann die Zeit und Muse dazu finde….“

Wie kann man die individuelle Geschichte eines Brautpaars und dessen persönlichen Stil in die Hochzeitsdeko übersetzen, hast du da ein Beispiel?

„Das fängt bei ganz profanen Dingen an, wie zum Beispiel bei der Speisenauswahl kulinarische Besonderheiten aus der Heimat der Paare oder eines Partners einfließen zu lassen. Vielleicht verbindet das Paar auch eine ganz besondere Beziehung zu einem bestimmten Land, das vielleicht gemeinsam bereist wurde, einer speziellen Musikrichtung oder ähnlichem. Dann sind das wunderbare Elemente, die in die Feier einfließen können. Auch werden sich die bekennenden Kosmopoliten wahrscheinlich nicht mit dem Märchenschloss oder der rustikalen Scheunenhochzeit identifizieren, sondern eher auf einem stillgelegten Industriegelände mit Band, Foodtrucks und Co. ihre persönliche Traumhochzeit verwirklichen.“

Tatsächlich muss man aber sagen, dass ja nicht nur in einer Beziehung zwei unterschiedliche Charaktere mit verschiedenen Geschmäckern aufeinander treffen, sondern dass sich diese zwei Persönlichkeiten natürlich auch bei der Hochzeitsplanung gerne gleichermaßen einbringen möchten. Das kann bisweilen auch mal zu Reibungen führen …Und hier einfach den perfekten Mix aus Beidem zu einem stimmigen Ganzen zu vereinbaren, ist eben mein Job.“

Authentizität und Individualisierung erwähnst du in Interviews als wichtige Features für eine aus deiner Sicht gelungene Hochzeit – inwiefern ist das wichtig, und wie kriegst du als Hochzeitsplanerin heraus, was jeweils genau das Richtige für das jeweilige Paar ist?

„Mit einer Hochzeit feiern zwei Menschen ihre Liebe und im Idealfall das Versprechen, ihr Leben miteinander zu teilen und alle Höhe und Tiefen zusammen durchzustehen. Da ist es meines Erachtens essentiell, dass dieses Fest eben auch die Liebesbeziehung, den Stil, die Geschichte des Paares widerspiegelt und nicht einfach der x-te Abklatsch von einer romantischen Vorstellung ist, die man als Standardpaket buchen kann. Das Paar muss sich wohlfühlen und mit dem, was es da veranstaltet identifizieren können. Sich hier in ein Korsett zu zwängen, nur weil man den Ansprüchen Anderer oder Vorgaben von Medien und Gesellschaft entsprechen will, fände ich furchtbar.
Dieses oben beschriebene ,Je ne sais quoi‘ festzumachen ist letztlich ein Prozess. Dazu muss man in der Lage sein, sich in das Paar reinzudenken, aufmerksam zu beobachten, sinnvolle Fragen zu stellen und die richtigen Schlüsse zu ziehen (lacht).“

Realistisch betrachtet, kostet es verdammt viel Geld, wenn man eine richtig große Hochzeit mit schönem Drumherum und gutem Essen und Getränken und hübschen Extras will …hast du vielleicht für Leserinnen, die eher mit kleinem Budget arbeiten müssen und versuchen, so viel wie möglich selbst zu machen/zu improvisieren, den ein oder anderen Tipp, wie man auch mit kleinem Budget etwas Besonders hinkriegt?

„Ich muss sagen, dass ich denke, dass ,so viel wie möglichs selbst zu machen‘ einer der überschätztesten Budgetsparer ever ist. Alles selbst machen zu wollen, kostet neben viel Zeit und Nerven auch dennoch Geld. Und wer zum Beispiel die Idee hat, eine ganz spartanische Location, die wenig Miete kostet, mit viel Deko zu einem absoluten Hingucker zu pimpen, der wird sich sehr schnell bewusst darüber werden, wieviel Geld für Material und Manpower am Ende investiert werden muss. Allen, die auf’s Geld achten müssen, würde ich zum Beispiel empfehlen, sich ein stylisches Restaurant mit guter Küche und Top-Service auszusuchen. Da stimmen dann schon mal die zwei wichtigen Komponenten ,leibliches Wohl‘ und ,Optik‘. Außerdem hat man die Kosten ziemlich gut im Blick, weil sehr viel vor Ort ist und nicht erst in irgendeine Off-Location gebracht werden muss, etwa Möbel, Personal, Logistik und so weiter.

Letztlich kann man dann mit einigen kleinen Details wie Floristik oder Deko noch vereinzelte Akzente setzen. Am Ende ist es wie bei allem im Leben: Wenn man keine Mega-Summen für seine Hochzeit ausgeben kann oder will, ist das absolut ok. Nur weil man viel Geld investiert, heißt das ja nicht automatisch, dass es ein tolles Fest wird. Aber dann sollte man auch einfach versuchen, seine Ansprüche etwas runterzufahren und sich auf zwei, drei Dinge fokussieren, die einem wirklich wichtig sind. Denn zu versuchen, möglichst viele Highlights für möglichst wenig Geld umzusetzen, führt am Ende leider nie zu dem Ergebnis, das man sich erhofft hat, sondern sorgt letztlich eher für Frust, weil man so viel Zeit für etwas geopfert hat, was mit der Wunschvorstellung herzlich wenig zu tun hat.“

Noch ein Blick auf die Gast-Perspektive: Was macht einen guten Hochzeitsgast aus? Gibt es irgendwelche No-Gos beziehungsweise Must-Dos, die du unseren Leserinnen mitgeben wollen würdest, die dieses Jahr auf Hochzeiten eingeladen sind?

Ein guter Gast lässt sich auf das, was sich das Paar für seinen großen Tag überlegt hat, so vorbehaltlos wie möglich ein. Er gibt in der Planungsphase nicht ständig ungebeten seinen Senf dazu, sondern pflichtet dem Paar bezüglich seiner Entscheidungen nach besten Wissen und Gewissen bei. Vergesst bitte nicht die R.S.V.P.-Frist! Nichts ist nerviger als Gäste, denen man hinterherrennen muss, um herauszufinden, ob sie bei der Feier dabei sind oder nicht. Für die Ladys gilt, dass man tunlichst die Finger von weißen oder sehr hellen Outfits lässt. Der Braut die Show zu stehlen, ist einfach grundsätzlich ein absolutes No-Go!

Außerdem sollte man darauf achten, dass die eigenen Kinder nicht zum Hochzeitscrasher werden: Ihr habt die Befürchtung, dass bei der Art von Feierlichkeit bei ihnen Langeweile und somit schlechte Laune vorprogrammiert sind? Dann macht es vielleicht mehr Sinn, wenn die Kids ein tolles Wochenende bei Oma und Opa  und Mama und Papa mal wieder eine lange Date-Night genießen. Haltet euch in Sachen Geschenke bitte an die Wünsche der Gastgeber! Die wollen einen Zuschuss zur Reisekasse? Dann soll es so sein, auch wenn ihr stattdessen lieber dieses tolle Service gekauft hättet. Pünktlichkeit ist Trumpf: zu spät in die Kirche zu stürzen hat nichts mit Laissez-faire zu tun, sondern ist einfach nur peinlich. Tanzen. Tanzen. Tanzen. Lasst euch nicht lumpen und tragt mit dazu bei, dass das Paar das Gefühl hat, die Party seines Lebens zu feiern!“

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