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Swingerclub: 6 ungewöhnliche Gründe, um es einfach mal auszuprobieren

Eigentlich waren mein Partner und ich zufrieden mit unserem Sexleben. Gleichzeitig war da diese Sehnsucht nach dem Prickeln der ersten Berührung und nach fremder Haut. Im Swingerclub fanden wir, was wir gesucht haben.

Sex, der zur Routine geworden ist

Das Anrüchigste, was ich bis dahin in meinem Leben getan hatte, war nach dem Heimkommen nachts um ein Uhr noch einen Topf Nudeln zu kochen. Nudeln! Kohlenhydrate! Nach Mitternacht! Der Gedanke an den Besuch eines Swingerclubs ließ mein Aufregungsbarometer also ziemlich rapide steigen. Zwei Jahre und unzählige Clubbesuche später bin ich sicher: die Erfahrungen im Swingerclub haben mich Lektionen fürs Leben gelehrt.

Warum der Swingerclub überhaupt ein Thema in meiner langjährigen Beziehung wurde? Wir waren bereits viele Jahre zusammen, hatten uns aneinander gewöhnt, das Gewohnte auch liebgewonnen. Aber wir wussten: Da draußen wartet mehr auf uns. Neue Erfahrungen. Neue Erlebnisse. Vielleicht auch Begegnungen mit Menschen, die einem etwas anderes geben können als der eigene Partner. Im Swingerclub wurden wir fündig – und bekamen viel mehr, als wir erwartet hätten.

Niemand braucht Swingerclubs für ein erfülltes Sexleben, aber diese sechs ungewöhnlichen Gründe für den Swingerclub solltest du kennen:

1. Steigere dein Selbstbewußtsein – All eyes on you!

Vorbei sind die Zeiten, in denen ich mich als vermeintlich hässliches Entlein zum Tanzen ins dunkelste Eck der Disco drückte, damit sich bloß keiner aus Versehen mit seinem Blick in meinem verfing. Weil es immer noch ein Mädchen gab, das cooler tanzte, die spannendere Clique hatte oder die abgefahrenere Frisur.

Im Swingerclub ist jede Frau eine Königin. Nirgends werde ich so höflich und zuvorkommend behandelt, wie in diesem Umfeld. Am Anfang hat es mich verunsichert, soviel Aufmerksamkeit zu bekommen, jetzt lerne ich es mehr und mehr zu genießen und mich sogar darauf zu freuen!

2. Finde neue Räume für deine Träume

Sex in der Sauna, umgeben von Spiegeln, vor Zuschauern, außerdem Extras wie SM-Spielzimmer, Whirlpool oder Darkroom – Swingerclubs bieten eine Umgebung, die sich zuhause nur schwer herstellen lässt. Und ob es jetzt wirklich so geil ist, sich ans Andreaskreuz gefesselt verhauen zu lassen, kann man hier einfach mal ausprobieren.

Manchen reicht es auch, sich das Treiben nur anzuschauen, und ihre aufgeheizte Stimmung dann mit nach Hause zu nehmen. Es gibt keine Mitmachpflicht (ausgenommen spezielle Veranstaltungen, in denen gezielt ein aktives Publikum gewünscht wird).

3. Spielerisch Neues im Bett ausprobieren

Nirgends ist die Gelegenheit dafür so günstig wie hier. Die meisten neuen Sachen bezüglich Sex und Erotik habe ich im Club oder auf einschlägigen Parties zuerst ausprobiert. Vielleicht ist es die treibende, aufgeheizte Stimmung, die einen mitträgt. Sicher ist es von Vorteil, eine halbwegs gefestigte Psyche zu haben, oder zumindest in guter Verbindung zu seinem Bauchgefühl zu stehen, damit man nicht erst hinterher merkt, was man besser hätte bleiben lassen (bzw. damit umgehen zu können, wenn es passiert ist). Die anregende Atmosphäre bewirkt eben auch eine Steigerung von Mut und Kreativität, eine Mischung die einen leicht über sich selbst hinaus wachsen lässt.

4. Lerne Menschen jenseits deines Horizonts kennen

An kaum einem Ort treffen Menschen so unterschiedlicher Schichten, Herkunft und Lebenswelten aufeinander. Wie es ist, mit einem durchtrainierten Sixpack-Sportler, einem Mann, der mein Vater sein könnte, oder auch einem bedeutend jüngeren Sex zu haben? Hätte ich ohne den Swingerclub vielleicht niemals erlebt. Das ist nichts, das einem zum eigenen Glück fehlt – aber es sind doch Erfahrungen, die mein Leben reicher gemacht haben. Wer größere Berührungsängste hat, kann die Veranstaltungen gezielt aussuchen (es gibt Parties für U30-Paare, unter dem Motto MILF&Youngsters, oder solche, die gezielt auf einen gehobenen Dresscode und ebensolche Atmosphäre Wert legen).

5. Ja heißt Ja und Nein heißt Nein

Die Unsicherheit, wie das Date einen findet, ob er/sie auch mehr will, und wie und wann das stattfinden könnte, ist obsolet. Hier reicht ein schüchtern zugeworfenes Lächeln als Signal, dass der bärtige Dunkelhaarige mit den Wahnsinnsaugen da drüben an der Bar dir gefällt, und jetzt dann bitte mehr passieren darf. Die Frage, ob zu dir oder zu mir, oder doch lieber ins Hotel, erübrigt sich. Sollte der*die Bewerber*in nicht gefallen, reicht ein Kopfschütteln oder ‚Nein, danke‘, und alles ist gut. Natürlich, auch Umwerben und langsames Kennenlernen haben ihre Berechtigung. Aber manchmal will man eben einfach nur Sex haben.

6. Trainiere dein Bauchgefühl – und lerne ‚Nein‘ zu sagen

Ob einem ein Mensch sympathisch ist oder nicht, entscheidet man innerhalb von Sekunden. Die wenigsten Leute sind sich dessen jedoch bewusst. Im Swingerclub habe ich gelernt, mein Bauchgefühl deutlicher zu spüren und ein Ohr für meine innere Stimme zu entwickeln, die mir sagt, lass es lieber bleiben – oder: ran an den Speck. Und niemand ist einem böse über ein ‚Nein‘ (wer trotzdem mäkelt, hat das Prinzip missverstanden und gehört dem Veranstalter gemeldet!). Was für mich dank Elternhaus und Erziehung immer ein rotes Tuch war, nämlich deutlich und direkt NEIN zu sagen, fällt mir mittlerweile viel leichter. Genau wie das gesteigerte Selbstbewusstsein ist auch diese Fähigkeit eine Stärke, die sich auf den ganzen Alltag auswirkt.

Was sonst noch wissenswert ist:

Vor dem ersten Mal war mein Kopf voller Fragen – über das passende Outfit, welche Verhaltensregeln gelten, was von mir erwartet wird bis hin zu banalen Dingen wie: „Wo lass ich meine Sachen“. Mittlerweile gibt es Bücher und Blogs zu dem Thema, die all diese Fragen beantworten. Sollte dir der Club oder das Publikum beim ersten Mal überhaupt nicht gefallen: Lach darüber, hak es ab und starte einen neuen Versuch! Kein Abend und kein Club ist wie der andere. Jeder Club und jeder Veranstalter zieht andere Menschen an. Gönn dir die zweite Chance und probier noch weitere aus. Dass einen das Gesehene und Gehörte anfangs irritieren kann, ist normal. Aber schon bald bist du vielleicht selbst mitten im Getümmel und stöhnst am lautesten von allen – wenn du möchtest.

Niemand braucht Swingerclubs für ein erfülltes Sexleben, aber wer seiner Beziehung neue Würze geben möchte oder einfach ein aufregendes gemeinsames Projekt sucht, sollte einen Blick in diese geheime Welt werfen. Nudeln nach Mitternacht koche ich auch heute noch manchmal. Zusammen mit meinem Freund, wenn wir nach einer langen Party nach Hause kommen, satt und ausgehungert zugleich. Um danach, mit den neuen Bildern und Erfahrungen im Kopf, gleich noch einmal übereinander herzufallen.

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