Foto: Drew Coffman

Warum es so wichtig ist, dass wir uns Pausen gönnen

Die Welt rast – und wir rasen mit. Und wundern uns, wenn wir uns irgendwann wie aus der Welt gefallen fühlen. Wir brauchen Pausen und wir müssen sie uns nehmen.

Keine Zeit zum Durchatmen

Wow, was für eine Woche. Manchmal lacht das Universum und packt uns alle
Möglichkeiten in sieben Tage. Dann kann man nichts sagen außer „OK!”, und wie
Beppo, der Straßenkehrer aus dem Kinderbuch „Momo”, einen Besenstrich nach dem anderen machen.

Als sich vor zwei Wochen abzuzeichnen begann, dass die nächste Zeit ziemlich voll wird, war ich nur kurz etwas sprachlos. Dann musste ich lachen. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie das alles werden würde: Workshops, Termine, Steuerberatung, Unterricht, Coaching, Blog, Newsletter, Vorbereitung, Gespräche, Frauenkreise, Meet&Greets und Marketingstrategie-Entwicklung. Äußere und innere Arbeit: Volle Power.

Die Revolution der Pause

Nun bin ich mitten drin und ich muss sagen: Es geht. Und es geht sogar sehr gut. Das liegt aber vor allem dadran, dass ich manchmal auch auf ein paar Dinge verzichte und stattdessen ‚Pause‘ mache. Unsere Arbeitswelt ist so wahnsinnig performancefixiert. Fleiß, Schnelligkeit, Hands-On, On-Time …

Deswegen möchte ich mich heute ganz ausdrücklich fürs „Krank machen” einsetzen. Fürs Absagen. Für die Decke über den Kopf ziehen und nicht funktionieren. Tom Hodgkinson hat das in seiner berühmten „Anleitung zum Müßiggang” schon vor Jahren vorgeschlagen. Wir brauchen kreative Pausen. Ideen werden aus der Stille geboren und eher selten während man eine Tabelle erfasst.

Wir brauchen das Nichts-Tun

Warum? Zu einem erfolgreichen Prozess gehört auch die Integration. Die ist so wichtiger Bestandteil wie die Aktion. Idee – Aktion – Integration. Wenn man es denn wissenschaftlich ausdrücken will. Letzte Woche hatte ich durch eine solche selbstverordnete Integrationsphase mal wieder die Chance, mit einer Freundin zu sprechen – ohne Dauerbespaßung ihres Kindes, ohne Termindruck, ohne Sinn. Was wir gemacht haben? Im Badezimmer über die Welt gesprochen. Über uns. Über alles, was unter der Schutzschicht des Funktionierens so verborgen liegt.

„Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.” (Mahatma Gandhi)

Diese Woche habe ich gemerkt, dass ich krank werde, wenn ich jetzt nicht auf mich und meinen Körper achte. Deshalb habe ich Reißleine gezogen. Lieber zwei Tage eine etwas weniger aktive Performance als sieben Tage krank, weil ich mich übergangen habe. Das Verrückte: Es funktioniert alles trotzdem! Die Welt dreht sich weiter! Alles bleibt im Fluss, auch wenn ich nicht jeden Morgen um sechs Uhr am Start bin.

Auch Mütter brauchen Pausen

„Ah”, werden viele jetzt sagen, „du bist ja auch keine Mutter.” Und ja, das
stimmt. Ich bin frei und ungebunden und am Ende des Tages nur mir selbst gegenüber verantwortlich. Aber meine Freundin ist Mutter und auch sie hat es endlich geschafft, sich ihre Pause zu nehmen. Und ganz ehrlich: Das war überfällig, wichtig und unbezahlbar. Wir brauchen Pausen – Mütter am allermeisten! Am Ende des Tages müssen wir uns die irgendwie selber nehmen. Selten wird jemand kommen und sagen: „Hey, komm, mach mal eine Pause.”

Wir müssen unser Recht auf Pausen wieder einfordern. Vor allem vor uns selbst. Vor unserem inneren Richter, Kritikerin, Aufpasser, Bessermacherin. Wir brauchen uns doch selbst so schön und gut wie es möglich ist. Ich habe noch niemanden getroffen, der kreativ, schlau und toll sein konnte – ohne Pausen.

Das Einfache ist manchmal das Heilsame

Ich mache in meinen Pausen manchmal: gar nichts. Manchmal höre ich nur Hörbücher, die ich auswendig kenne und schlafe dabei ein. Essen, schlafen, durch die Wohnung wandern. Integrieren, was alles aufregendes passiert ist, denn es ist so viel passiert. Es wird soviel passieren. Lassen wir uns also ein wenig Atem schöpfen. Einen Besenstrich nach dem anderen machen. Lachen, still sein, nichts schlaues denken, an den Seiten der Gitarre zupfen – oder eben auch nicht. Spaghetti mit Tomatensoße kochen und mehr auch nicht. Das Einfache ist manchmal das Heilsame.

Dann kann ich auch wieder rausspringen. Einen Blogeintrag schreiben, die Ablage machen, den nächsten Workshop konzipieren. Die Zeit, die ich habe, reicht. Und ich habe mir das Recht genommen, auch wieder Lust zu bekommen auf meine Arbeit, das nächste Treffen, die nächste Aufgabe.

Das hier ist unser Leben. Es gehört uns. Das heißt, wir dürfen auch manchmal den Stecker ziehen und die Welt Welt und uns uns sein lassen. Wir kommen hier eh nicht lebend heraus. Das was wir machen, ist gut genug. Durchatmen und langsam machen kann am Ende auch eins sein: Inspiration. Inspiration für andere, für uns und alles, was noch aus uns heraussprudeln will.

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