Foto: Eli DeFaria

Ich befinde mich in der allerbesten Beziehung – der zu mir selbst

Tanita traf ihren Seelenverwandten. Und dann noch eine Frau, für die sie genauso empfand. Über diese Begegnungen hat sie gelernt, wie tiefe Beziehungen gelingen.

Die Jugendliebe

Mit 15 habe ich meine erste Beziehung begonnen. Vor über 10 Jahren. Die Liebe meines Lebens, so dachte ich damals. Mit 15 halt. Die Beziehung hielt vier Jahre. Danach rauschte ich in die nächste, für fast zwei Jahre. Danach wieder zwei kurze Beziehungen, die jeweils ein halbes Jahr andauerten. Alle ging ich mit der Hoffnung ein, den „Richtigen“ gefunden zu haben. Doch eigentlich wusste ich schon sehr schnell, dass jede dieser Beziehungen nicht das Richtige war. Aber anstatt mich einfach daraus zu lösen, fing ich an, es passend zu machen. Ich versuchte, den Partner zu verändern, am anderen herum zu kritisieren, mich anzupassen, Kompromisse einzugehen. Bis ich irgendwann nicht mehr ich selbst war. Dann die Flucht aus der Beziehung und kurz darauf der Nächste, der meistens genau das hatte, was mir am anderen fehlte. Bis zu dem Zeitpunkt an dem auch das, was er hatte, keine Erfüllung mehr brachte.

Doch plötzlich war alles anders. Ich begegnete einem Mann, bei dem alles stimmte. Gleiche Ansichten, gleiche Ziele im Leben, das komplette Packet. Ich möchte kurz erwähnen, dass Man(n) es nicht leicht mit mir hat. Je älter ich werde, umso komplexer werde ich in meinen Eigenschaften, meinen Vorstellungen und meinen Lebenseinstellungen. Spiritualität spielt für mich in meinem Leben eine sehr wichtige Rolle. Ich meditiere täglich, glaube an Übernatürliches, spüre Energien und auch wenn ich nicht religiös bin, weiß ich, dass es etwas gibt, das größer ist als ich. Diese Ansichten teile ich offen, schrieb sogar ein Buch darüber. Einen Mann an meiner Seite zu haben, der diese Ansichten nicht teilt, das geht für mich nicht. Deswegen war ich umso perplexer, als ich plötzlich dem Mann begegnete, der genau diese Ansichten vertrat und sogar lebte. Und auch wenn ich eigentlich erstmal für eine Zeit alleine sein wollte, ging ich direkt wieder eine Beziehung ein– mit meinem Soulmate.

 Der erste Partner, mit dem ich nicht einsam war

Vor dieser Beziehung fühlte ich mich oft einsam, obwohl ich nie alleine war – doch seit dieser wundervollen Begegnung war dieses Gefühl der Einsamkeit aufgelöst. Es war so, als hätte ich endlich jemanden gefunden der meine Sprache spricht, der mich sogar ohne Worte versteht. Alles war perfekt. Kein Streit, kein Anpassen, kein Schmerz, keine Angst. Und auch mein Partner war der Meinung, in mir seine Seelengefährtin gefunden zu haben. Es gab wirklich nichts auszusetzen. Doch plötzlich begegnete ich – ihr. Und als ich ihr in die Augen schaute wusste ich, dass es nicht nur einen Seelenpartner gibt. Es war wie Liebe auf den ersten Blick. Noch ein Mensch, obwohl sie eher ein Wesen als ein Mensch war, zu dem ich diese besondere Verbindung spürte.

„Wesen finden sich nicht, sie begegnen sich wieder.“

Anfangs war ich verwirrt. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Dass ich Liebe für mehrere Menschen gleichzeitig empfinden kann, wusste ich schon länger. Doch zwei Beziehungen gleichzeitig zu führen, ist ziemlich schwierig, denn ich hatte es schonmal versucht und mich darin ziemlich zerrissen. Daher entschied ich mich dazu, es bei einer Freundschaft zu belassen. Trotzdem war mein Problem nicht gelöst, denn wieder, begegnete ich meinem nächsten Soulmate.

Geht das … Liebe für mehr als eine Person?

Freundinnen von mir beschweren sich oft darüber, dass einfach nicht der Richtige auftaucht. Und ich habe hingegen das Gefühl, als könnte ich mehrere Beziehungen, mit wundervollen Menschen gleichzeitig führen. Und es ist immer wieder schwer für mich, mich für eine Person ganz zu entscheiden, weil dies automatisch heißt, mich gegen einen anderen Menschen entscheiden zu müssen, für den mein Herz ebenfalls offen ist.

 „Wir sind mit anderen verbunden in Vergangenheit und Gegenwart. Wir kreuzen wie Eisläufer, immer wieder unsere alten Bahnen und begegnen uns in verschieden Epochen, immer und immer wieder.“ – Cloud Atlas

Es gibt viele Theorien über Seelenverwandte – darüber, dass sie sich in mehreren Leben wieder begegnen und deswegen diese innige Verbindung vorhanden ist. Ich selbst finde diese Vorstellung sehr romantisch und halte sie auch für möglich. Wiederum denke ich nicht, dass ich mich intensiv auf die Suche nach meinem Seelenverwandten machen muss, um endlich glücklich zu werden. Denn wenn ich so denke, dann mache ich mein Glück anhängig von etwas im Außen. Stattdessen gehe davon aus, dass ab dem Moment, in dem ich anfange mich selbst zu entdecken und mich zu verstehen und sobald ich wirklich anfange ich selbst zu sein, zum Magnet meiner Seelenverwandten werde.

Zuallererst du selbst sein

In meinem Fall gehe ich davon aus, hat meine bewusste Lebensweise dazu beigetragen, dass ich mir die Personen in mein Leben gezogen haben, die mir meine Einzigartigkeit widerspiegelten. Denn nur, wenn ich wirklich ich selbst bin, kann mich mein Seelengefährte erkennen. Deswegen denke ich, sollten wir nicht versuchen den Seelenpartner finden, sondern uns stattdessen auf den Weg zu uns selbst machen, uns lieben und authentisch werden, damit unsere Soulmates uns erkennen können. Und auch, wenn eine Verbindung sehr besonders ist, können noch ganz viele andere Verbindungen auf eine andere Art ganz besonders sein und stehen sich in ihrer Besonderheit nicht im Weg.

Sich für die Vielfalt entscheiden

Mir hat diese Erkenntnis sehr viel gebracht. Ja sie hat meine komplette Sichtweise zur Monogamie in Frage gestellt und auch zu dem Modell, mit dem die meisten Menschen ihre Beziehungen leben. Deswegen befinde ich mich heute in der allerbesten Beziehung: der mit mir selbst. Einer Beziehung in der ich mir selbst treu bleibe und jeden Tag ein bisschen mehr Tanita werde. Und immer wieder begegnen mir Wesen, mit denen ich diese besondere Verbindung habe, die mir meine Einzigartigkeit widerspiegeln und mit denen ich meine Liebe teile. Ohne Erwartung, ohne Enttäuschung und ohne Kompromisse.

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