Foto: Eva Rinaldi – Flickr – CC BY-SA 2.0)

Lust aufs Musikbusiness? So kann euer Weg dahin aussehen

Beim Thema Musikwirtschaft denken die meisten an die internationalen Konzerne – die sogenannten „Majors“ – , dabei besteht der Kern der Branche aus kleinen und mittelständischen Unternehmen, die eine Vielzahl an Berufswegen bieten. Verena Blättermann vom Verband unabhängiger Musikunternehmen gewährt einen Einblick.

Einstieg durch ein Praktikum

Mein erstes Praktikum in der Musikbranche ist wohl exemplarisch für viele, deren Weg dorthin geführt hat: Aus Liebe zur Musik kam die Idee auf zu schauen, ob die Branche etwas für mich ist. Das erste Praktikum in einer Bookingagentur war der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser, denn nennenswerte Vorkenntnisse hatte ich nicht, dafür fließende Englischkenntnisse. In sehr kurzer Zeit habe ich unglaublich viel gelernt und zwar in den verschiedenen Bereichen, die das Zwei-Personen-Unternehmen betreute. Verantwortung von Anfang an gehörte ebenfalls dazu und machte die Arbeit so spannend. Doch welche Berufsbilder gibt es überhaupt in der Musikbranche heutzutage?

Durch die Digitalisierung ändern sich Geschäftsmodelle

Die Musikwirtschaft war als eine der ersten Branchen von der Digitalisierung betroffen. Im Gegensatz zu den großen Konzernen konnten die kleinen und mittelständischen unabhängigen Unternehmen (KMU), also beispielsweise Labels, Vertriebe und Musikverlage, aufgrund ihrer Aufstellung und Flexibilität schneller auf die damit einhergehenden Veränderungen, wie neue Geschäftsmodelle (Streaming und Downloads) und Nutzungsformen, reagieren und sie mitgestalten. Die Folge war, dass auch die Arbeit in den Unternehmen komplexer wurde, denn neue Erlösströme kamen hinzu.

Durch die sozialen Netzwerke können Künstler_innen heute schneller den Weg zu den Musikfans finden und direkt mit ihnen kommunizieren, somit sind neue Möglichkeiten entstanden, Gehör zu finden. Eine Folge der Digitalisierung war, dass kleine und mittelständische Unternehmen ihre Geschäftsfelder erweitert haben, beispielsweise ist nur noch jedes vierte Label unter den Mitgliedern unseres Verbandes als reines Label aktiv, viele betreiben noch einen Verlag, einen Vertrieb oder übernehmen das Künstlermanagement oder Booking.

Das heißt innerhalb eines Unternehmens gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben, die wahrgenommen werden. Interessant ist außerdem, dass die kleinen und mittelständischen Musikunternehmen seit dem Jahr 2000 ihren Umsatzanteil verdoppelt haben, damit sind sie mit 30 Prozent Marktanteil die Nummer zwei direkt hinter Universal. Das passierte also in einer Zeit, als die Umsätze im Bereich Recorded Music rückläufig waren.

Nichtsdestotrotz ist die Musikwirtschaft ein risikoreiches Geschäft, denn die Unternehmen investieren in den Aufbau von neuen Künstler_innen und begleiten sie auf ihrem Weg. Dabei steht die partnerschaftliche Beziehung im Vordergrund. Musikunternehmen helfen den Künstler_innen an den Stellen, an denen sie professionelle Unterstützung benötigen: Beispielsweise übernehmen Labels die Produktion und Vermarktung, Verlage das Lizenzgeschäft für die Nutzung der Musik und um den Vertrieb wiederum kümmern sich spezialisierte Unternehmen, die beispielsweise den Vertrieb der physischen Tonträger (CDs, Vinyl) oder der digitalen Inhalte (für Streamingdienste und Downloadshops) oder auch beides übernehmen.

Die Berufsbilder sind so vielfältig wie die Branche selbst

Wer den Blick in die Branche wagt, sieht schnell, wie vielfältig die Berufsmöglichkeiten dort sind, ob nun als Labelmanager_in, im Marketing, im Bereich Lizenzierung oder der Promotion. Dasselbe gilt für die Frage, ob man lieber in einem kleinen oder einem größeren Musikunternehmen arbeiten möchte. Im Schnitt haben die Mitglieder des Verbandes vier Mitarbeiter_innen – so, wie ein kleines Startup. Aber es gibt auch Ein-Personen Unternehmen, oder auch mittlere Unternehmen mit über 30 Mitarbeiter_innen. Es kommt also neben dem Fachgebiet auch darauf an, ob man lieber einen spezialisierten Aufgabenbereich haben möchte oder aber vielfältige Aufgaben übernehmen will, wie es bei einem Zwei-Personen-Unternehmen der Fall ist. Bezogen auf die Genres gibt es bei den unabhängigen Musikunternehmen die gesamte Bandbreite – von Heavy Metal, über Pop und Alternative bis hin zu Techno.

Sollte ich heutzutage noch ein Label gründen?

Das ist wohl die häufigste Frage, die Kolleg_innen und ich gestellt bekommen. Wie gesagt, die Musikwirtschaft ist ein risikoreiches Geschäft, darum sollte ein_e Künstler_in zuerst schauen, ob ein Label nicht an ihm oder ihr Interesse hat, bevor die eigene Gründung in Erwägung gezogen wird. Eine Grundvoraussetzung neben der Leidenschaft, aus der meist die Gründungsidee entsteht, sind 5.000 Euro, idealerweise 10.000 Euro auf dem Sparkonto. Denn es lässt sich nicht voraussehen, ab welchem Zeitpunkt das Label Geld einbringt und welche Veröffentlichung ein Erfolg wird. Falls Ihr ein Label gründen möchtet, gibt es eine Checkliste von uns für euch und oder ihr meldet euch bei Interesse bei einer Gründungsberatung.

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