Foto: Nicolas Clavier - Flickr - CC BY 2.0

7 Gründe, die jede Frau überzeugen sollten, jetzt nach mehr Gehalt zu fragen

Gibt es Gründe, nicht nach einer Gehaltserhöhung zu fragen? Nun, es gibt in jedem Falle einige Gründe dafür, dass du noch in diesem Jahr verhandelst.

Warum fragst du nicht?

Wann hast du das letzte Mal nach einer Gehaltserhöhung gefragt? Oder besser gesagt: Warum hast du nicht gefragt? Insbesondere Frauen überlegen sich eher Gründe dafür, warum sie nicht nach mehr Geld fragen sollten, als Gründe dafür, warum ihnen mehr Geld zusteht und sie danach fragen sollten. Vielleicht hast du nicht gefragt, weil du planst, bald schwanger zu werden, und weißt, dass du dann ausfallen wirst. Oder du bist nach der Elternzeit wieder eingestiegen und denkst: „Ich war mehr als ein Jahr weg. Ich muss nun erst einmal zeigen, dass ich etwas leiste, bevor ich frage.“ Doch auch Frauen ohne Kinder oder Kinderwunsch fragen nicht. Zum Beispiel, weil sie denken, dass allein die Frage nach mehr Gehalt dazu führt, dass sie Nachteile im Job bekommen, nicht mehr gemocht werden oder eben, dass ihre Gehaltsverhandlung nicht erfolgreich sein wird.

Der erste Grund, warum du dein Gehalt regelmäßig verhandeln solltest: Du verdienst es, so bezahlt zu werden, wie es deinem Marktwert entspricht. Und weil du jeden Monat und jedes Jahr mehr Erfahrung sammelst, steigt der Wert deiner Expertise stetig.

Weitere wichtige Gründe sind:

1. Das Gehalt, was du in deinen 30ern verdienst, ist vermutlich das Maximum, dass du in deinem Berufsleben erreichen wirst

Mehreren Studien zufolge stagniert das Jahresgehalt bei Frauen schon im mittleren Alter oder sinkt sogar leicht. Das geht aus einer Erhebung der Gehaltsdatenbank Compensation-Online auf Basis von mehr als 200.000 Gehaltsdaten hervor. Das ernüchternde Ergebnis der Analyse: Weibliche Fachkräfte verdienen ohnehin unterdurchschnittlich, ab 35(!) stagniert ihr Gehalt jedoch, während bei männlichen Fachkräften das Gehalt zwischen dem 30. und 50 Lebensjahr immerhin noch leicht steigt. Bei Führungskräften ist das ein wenig anders: Frauen erreichen ihr Spitzengehalt mit 50 Jahren, Männer mit 55. Die Unterschiede sind jedoch frappierend: Der Gehaltsschnitt für Frauen in Leitungspositionen liegt beim Peak bei etwa 90.000 Euro, bei Männern jedoch bei 130.000 Euro.

Das bedeutet für Frauen: Je länger du Gehaltsverhandlungen aufschiebst, desto niedriger wird das Maximalgehalt deiner Berufslaufbahn sein. Frühe Gehaltssprünge helfen dir also, wenn du älter wirst und erleichtern die finanzielle Vorsorge.


Quelle: COP CompensationPartner GmbH – Gehaltsbiografie 2016

2. Der Gender-Pay-Gap nimmt mit dem Alter zu

Die gute Nachricht für Millennial-Frauen ist: Der Gehaltsunterschied zu den männlichen Kollegen ist in der Regel kleiner als im gesellschaftlichen Durchschnitt. Doch das ändert sich erfahrungsgemäß im Zeitverlauf. Die Gehaltsbiografie von Männern verspricht ihnen höhere Sprünge beim Gehalt und nach wie vor ist es so, dass Frauen unter anderem aufgrund von Familienphasen weniger verdienen als gleichaltrige Männer. Damit gerechtere Gehälter gezahlt werden und Frauen genauso gut für ihre Familien sorgen und fürs Alter vorsorgen können, müssen Frauen die Gehaltsunterschiede zu ihren männlichen Kollegen von Anfang an mit beeinflussen: Gute Einstiegsgehälter verhandeln und regelmäßig dafür sorgen, dass euer Gehalt steigt. Wenn in Deutschland die Löhne endlich transparenter werden, könnt ihr besser einschätzen, welches Gehalt drin ist und Unternehmen werden von sich aus fairere Löhne zahlen.

3. Wenn du Kinder möchtest, musst du jeden Monat 550 Euro dafür einkalkulieren

Diesen Wert hat das Statistische Bundesamt ermittelt: Bis zum 18. Lebensjahr geben Eltern etwa 120.000 Euro pro Kind aus. Wenn du Kinder möchtest, schau also auf dein aktuelles Gehalt und stelle dir vor, dass mehr als 500 Euro von der Geburt an für das Kind ausgegeben wirst -pro Monat. Wenn du Partner oder Partnerin hast, die erwerbstätig sind, kannst du diesen Wert mindern. Diese Erkenntnis sollte jedoch für deine finanzielle Planung bedeuteten: Wenn du Kinder möchtest, lohnt es sich in jedem Fall, wenn dein Gehalt bereits vor der Schwangerschaft schon einmal gestiegen ist.

4. Immer mehr Mütter ziehen ihre Kinder als Single-Eltern groß

Etwa 20 Prozent der Familien in Deutschland sind heute alleinerziehende Mütter oder Väter – von 1996 bis 2010 stieg dieser Anteil um sechs Prozent und der Trend setzt sich fort. Auch wenn viele von uns bei der Geburt des ersten oder zweiten Kindes nicht daran denken: Dass die Partnerschaft zerbricht und die Familienform sich ändert, ist eine Möglichkeit, die wir uns bewusst machen sollten, denn viele Eltern trennen sich. In der Regel ändert sich dann auch die Einkommenssituation gravierend. Je besser also dein eigenes Gehalt ist, desto besser kannst du im Falle einer Trennung für deine Kinder und dich sorgen. Denn das der andere Elternteil Unterhalt zahlt, ist in vielen Fällen nicht gegeben.

Nur acht Prozent der alleinerziehenden Mütter verfügten bei der letzten großen Erhebung 2010 über ein monatliches Einkommen von über 2.600 Euro, fast die Hälfte verdient zwischen 1.300 und 2.600 Euro, 39 Prozent weniger als 1.300 Euro. Und ja: Dass die Steuerklasse für Alleinerziehende dringend angepasst werden sollte, ist ein wichtiges Thema. Das verhandelst du jedoch erst mit deiner Stimme bei Bundestagswahlen. Was du sehr viel besser und direkt beeinflussen kannst, ist dein Gehalt.

5. Altersarmut ist ein Frauenthema

Das eine führt zum anderen: Niedrige Löhne bedeuten, dass deine Rente niedriger ausfallen wird als die eines gleichaltrigen Mannes und du weniger Vermögen ansparen kannst. Die Fachausdrücke dafür sind Gender-Pension-Gap und Gender-Wealth-Gap. Zehn Prozent der Frauen in Deutschland leben bereits in Altersarmut. Über 40 Prozent der Frauen, die zur Babyboomer-Generation gehören und nun zwischen 50 und 55 sind, werden eine Rente von nur etwa 600 Euro bekommen. Zudem sorgen Frauen weniger privat vor als Männer. Neben deinem Gehalt ist es wichtig, dass du übriges Geld klug investierst. Es stimmt nicht, dass „Finanzkram“ zu kompliziert ist. Lies dich ein oder lass dich beraten. Bevor du jedoch sparen kannst, ist der erste Schritt, mehr zu verdienen. Dein aktuelles Gehalt zu erhöhen ist die beste Prävention, um im Alter nicht unter die Armutsgrenze zu fallen. Denn was auch gilt: Ein Mann ist keine Altersvorsorge. Du weißt nicht, ob du im Rentenalter Partner oder Partnerin hast, die zum Haushaltseinkommen beitragen. Und ob es das bedingungslose Grundeinkommen Realität ist, wenn die Frauen unserer Generation in Rente gehen, ist Spekulationssache.

6. Du verzichtest auf Geld, das deine Altersvorsorge sein könnte

Es ist eine recht einfache Rechenaufgabe: Je niedriger dein Einstiegsgehalt ist und je seltener du verhandelst, umso weniger wächst dein Einkommen prozentual. Das heißt: Du verlierst Geld. Eine US-Studie kam zu dem Ergebnis, dass du so im Laufe deines Lebens eine wahnsinnige Summe sparen könntest, die du ohne Verhandlung schlicht nicht bekommst.

„In their paper ‘Who Asks and Who Receives in Salary Negotiation,’ researchers Michelle Marks and Crystal Harold found that employees who negotiated their salary boosted their annual pay on average of $5,000. According to the researchers, assuming a 5% average annual pay increase over a 40-year career, a 25-year-old who negotiated a starting salary of $55,000 will earn $634,000 more than a non-negotiator who accepted an initial offer of $50,000.”

7. Nicht zu fragen bedeutet immer ein Nein

Wenn du bislang immer das erste Gehaltsangebot akzeptiert hast, bist du nicht allein. Etwa die Hälfte der Bewerberinnen und Bewerber handelt so. Unternehmen hingegen erwarten in der Regel, dass du mit ihnen verhandelst. Es gibt Spielraum nach oben – und wenn es ihn in der Gehaltsfrage nicht gilt, kannst du andere Dinge heraushandeln wie zum Beispiel ein Ticket für den Öffentlichen Nahverkehr, mehr Urlaubstage oder Fortbildungen.

Wer schon in einem Unternehmen arbeitet, erwartet oft, dass der Gehaltssprung schon von allein kommt. Das ist eher selten. Und du verpasst damit die Chance, früher mehr zu verdienen. Vielleicht kommst du gerade gut über die Runden, aber der Zeitpunkt, an dem du das Geld aus dem Gehaltssprung brauchen wirst, wird kommen. Also überleg dir, wann du das nächste Mal verhandeln willst und bereite das Gespräch vor. Gründe, warum dein Unternehmen dich besser bezahlen sollte, gibt es bestimmt. Trau dich.

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