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Deshalb neigen Millennial-Frauen besonders stark zum Burnout

Burnout ist zur Volkskrankheit geworden. Aber einer Gruppe macht das Syndrom ganz besonders zu schaffen: Millennial-Frauen. Warum ist das so?

 

Millennial-Frauen und die Burnout-Falle

Meine Bekannte, nennen wir sie Tina, war gerade 29 Jahre alt, als bei ihr ein Burnout diagnostiziert wurde. Von
einem Alltag mit einer Stelle, für die sie täglich 150 Prozent gab, rauschte
sie in ein Leben, in dem sie nicht mehr funktionierte. In dem sie sich und auch sonst nichts
mehr unter Kontrolle hatte. Nichts ging mehr.

Ist sie damit ein Einzelfall? Leider nicht. Warum meine Bekannte eine von
vielen ist und darunter besonders viele Millennial-Frauen um die 30 Jahre sind, hat
Kelly Clay in einem spannenden Stück für Fortune aufgeschrieben – wir haben
uns ihre Argumente angesehen.

Das macht den Millennial-Frauen besonders zu schaffen

Wie kam man überhaupt auf den Zusammenhang zwischen Burnout-Risiko und Geschlecht? Nun, etwa
durch eine Studie von McKinsey, die darstellt, dass der Anteil von Frauen in den
USA bei Einsteigerjobs in Unternehmen bei 53 Prozent liegt – im mittleren
Management ist dieser aber schon wieder auf 37 Prozent geschrumpft. Geht man
noch eine Stufe weiter, sind es bei Senior-Stellen gerade einmal noch 26
Prozent und dieser Trend ändert sich auch nicht, wenn man bis ganz in die obere
Etage eines Unternehmens schaut. In Deutschland liegt hier der Frauenanteil in großen Unternehmen bei lächerlichen 6,5 Prozent. Und da kommt natürlich die Frage auf: Warum ist das so?

Weil die Frauen doch keine Karriere machen wollen? Oder weil sie eben alle schwanger werden?
Das wäre eine simple Erklärung, so einfach ist es aber nicht. Denn gerade
einmal rund acht Prozent der Frauen entscheiden sich hierzulande aus freien Stücken dazu, längerfristig aus dem Berufsleben
auszuscheiden, um sich um die Kinder zu kümmern.   

Hat die Familienplanung wirklich nichts mit der Burnout-Gefahr zu tun?

Hat es also gar nichts mit der Gründung einer Familie zu
tun? Das kann man so auch nicht sagen, denn natürlich spielt auch das
Pochen auf eine Präsenzkultur, die speziell alteingesessene Unternehmen immer noch
als essentiell empfinden, in die miese Frauenquote in der Führungsetage mit hinein. Aber problematisch sind nicht nur die
Erwartungen der Unternehmen, sondern auch jene der Frauen an sich selbst. Denn viele kämpfen
mit dem Druck, den besonders die Digitalisierung unseres
Arbeitslebens auslöst. Nachts noch E-Mails checken? Auf der Autobahn in den Call einsteigen, aus dem Urlaub noch mit dem Team via Cloud das Konzept
fertig machen? Alles kein Problem! Oder? Doch es wird eines – und zwar
dann, wenn man es nicht schafft, sich hier selbst Grenzen aufzuerlegen und
bewusst Pausen sowie arbeitsfreie Räume zu schaffen.

Aber geht es Männern
nicht genauso? Doch, natürlich. Aber gerade junge Frauen spüren den Druck, mit ihrer Karriere  besonders schnell vorankommen zu müssen, schließlich nehmen sie noch immer deutlich häufiger sowie länger Elternzeit als ihre Partner. Hinzu kommt, dass sie kaum Vorbilder in den oberen
Etagen haben – ergo, es kaum Frauen in der Führungsetage gibt –  und sie schnell
merken, dass Männernetzwerke gerade in der Old Economy immer noch besser
funktionieren. Das führt dazu, dass sie sich oft schlicht nicht trauen, Nein zu sagen. 

Risikofaktor: Unsichere Zukunft

Was den jungen Frauen aber zusätzlich stark zu schaffen
macht, ist ihre unsichere Zukunft. Viele sind sich mit ihrer Jobwahl zu Beginn ihrer beruflichen Karriere nicht
so sicher. Ist das wirklich das, was mich glücklich macht und erfüllt? Kann ich
mit diesem Beruf mich und eventuell auch eine Familie ernähren? Und schaffe ich
es mit dieser Stelle, einer möglichen Altersarmut – die ja vor allem Frauen
betrifft – zu umgehen? Wer hier noch keine eindeutigen Antworten gefunden hat,
arbeitet sich meist rund, ohne zu wissen, wofür. Und genau diese Unsicherheit
kann krank machen.

Was kann die Gefahr eines Burnouts verringern?

Sich einen Job zu
suchen, bei dem man weiß, wofür man sich aufreibt, ist
also ein entscheidender Schritt, um nicht in die Burnout-Falle zu
geraten.

Bei vielen anderen angesprochenen Punkten, wie die Präsenzkultur
runterzuschrauben, von Mitarbeitern keine E-Mails in der Nacht zu erwarten oder
aber mit einer höheren Diversität in der Führungsriege mehr weibliche Vorbilder
innerhalb der Firma zu schaffen, müssen auch die Unternehmen kräftig
mithelfen. Denn letztlich liegt es auch in der Verantwortung des Arbeitgebers,
sich um das Wohl seiner Mitarbeiter zu kümmern.

Und meine Bekannte? Nun, das Burnout war für sie ein Schock, aber auch eine
Lektion, die letztlich Einiges an guter Veränderung in ihr Leben brachte. Aber romantisieren sollte man einen solchen Breakdown trotzdem nicht.

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