Host des Podcasts Lab Gap, Victoria Müller, trägt einen Laborkittel und blickt selbstbewusst in die Kamera.
Victoria Müller | Foto: Ana Torres

Victoria Müller moderiert neuen Podcast Lab Gap: „Diese Frauen schreiben Geschichte!“

Lab Gap ist der neue EDITION F-Podcast über und mit Frauen in der Wissenschaft. Victoria Müller spricht mit hochrangigen Wissenschaftlerinnen darüber, wie Wissenschaft weiblicher werden kann. Im Interview erzählt sie uns mehr über sich – und den Podcast, der am 17. Mai startet. 

„Ich habe das Glück, Leute mitnehmen zu können“, sagt Victoria Müller. Und das tut sie nicht nur auf Social Media, in ihren Büchern oder Radiosendungen. Das tut sie auch mit guten Podcasts: Lab Gap ist der neue Wissenschaftspodcast, der zeigen soll: Mädchen und junge Frauen, lasst euch nichts erzählen! – Traut euch und geht in die Wissenschaft!

Labore, Raumstationen, Forschungsschiffe

Noch immer wird Forschungspotenzial verschenkt, weil zu wenig hochqualifizierte Frauen in der Forschung arbeiten. Victoria beleuchtet in Lab Gap die Strukturen, die dahinterstecken. Sie schaut mit führenden Wissenschaftlerinnen in ihre Labore, Raumstationen, Forschungsschiffe und spricht mit ihnen darüber, wie Wissenschaft weiblicher werden kann. Unter den Wissenschaftlerinnen, die bei Lab Gap zu Wort kommen, sind eine Astronautin, eine Polarforscherin, eine leitende Managerin für Künstliche Intelligenz und Robotik – und gleich zum Auftakt am 17. Mai 2021 die Internistin, Infektiologin und Forscherin Prof. Dr. Marylyn Addo.

Neun Spitzen-Wissenschaftlerinnen

Victoria Müller spricht mit insgesamt neun Spitzen-Wissenschaftlerinnen Woche für Woche über unsere Zukunft in den verschiedensten Bereichen – und warum es so wichtig ist, dass diese Zukunft zu einem gewichtigen Teil von Frauen gestaltet wird.

Zum Bloggen und zu Social Media sei sie eher zufällig gekommen, erinnert sich Victoria, die als Aktivistin, Autorin, Radiomoderatorin, Bloggerin, Chefin ihres eigenen Modelabels und Podcasterin unterwegs ist. Wir führen – pandemiebedingt – ein Bildschirminterview. Mit Victoria als Gesprächspartnerin wirkt es aber binnen weniger Sekunden so, als sitze man gemeinsam in einem Raum und unterhalte sich entspannt – ganz ohne Kacheln, ganz ohne Bildstörung.

In unserem Interview stellen wir Victoria vor – und die große und notwendige Idee von Lab Gap.

Victoria Müller, Interviewpartnerin und Host des Podcasts Lab Gap, blickt lächelnd und selbstbewusst in die Kamera.
Victoria Müller: „Wir brauchen in der Wissenschaft mehr weibliche Vorbilder.“ Foto: Ana Torres

Wie ist die Idee zu Lab Gap, dem Podcast zum Thema Frauen in der Wissenschaft, entstanden?

„Mich persönlich interessieren die Naturwissenschaften extrem. Ich studiere gerade Technik- und Wissenschaftsgeschichte. Schon vor dem Studium ist mir aufgefallen, dass es für Frauen total wenig Vorbilder in den MINT Fächern gibt. In der Wissenschaftsgeschichte geht es eigentlich primär um Männer, in der öffentlichen Wahrnehmung sind sie es, die Geschichte schreiben.

Ich hatte mich mit einigen Frauen unterhalten, die aktiv forschen. Die immer wieder bestätigten, dass es wahnsinnig schwierig ist, überhaupt Fuß zu fassen und ernst genommen zu werden beziehungsweise in wichtigen Wissenschaftsmagazinen zu publizieren.

„Ich fand den Gedanken großartig, diese Frauen, die tolle Arbeit leisten, Nobelpreise gewinnen und eben auch Geschichte schreiben, sichtbar zu machen – auch um Vorbilder zu schaffen.“

Victoria Müller

Auf der anderen Seite hat man zum Beispiel in der Medizin auch so einen Bias. Das Problem ist hier, dass viele Sachen nicht erforscht sind, die mit Frauen und weiblicher Gesundheit zu tun haben. Es gab da mal so ein witziges Interview mit einem Mediziner, der meinte, Frauen werden hier im Grunde als Männer mit nervigen Hormonen angesehen. Das liegt halt auch daran, dass Frauen in der Forschung nicht so aktiv sind wie ihre männlichen Kollegen und ihre eigenen Erfahrungen gar nicht einbringen können. Da gibt es einen riesigen Gap. Ich fand den Gedanken großartig, diese Frauen, die tolle Arbeit leisten und wahnsinnig viel bewegen, Nobelpreise gewinnen und eben auch Geschichte schreiben, sichtbar zu machen – auch um Vorbilder zu schaffen; denn man kennt sie einfach nicht.“

Wie gestaltest du den Podcast, was ist dir wichtig, welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

„Die Dinge, über die wir hier sprechen, sollen etwas mit unserem realen Alltag zu tun haben. Ob jemand alternative Forschungsmethoden zu Tierversuchen entwickelt oder einfach zum Mond fliegt. Wir haben für Lab Gap auch mit einer Astronautin gesprochen. Alles, was mit Weltall und Raumforschung zu tun hat, ist durch und durch männlich geprägt. Es gibt eigentlich keine sichtbaren weiblichen Vorbilder in dem Bereich, obwohl da wahnsinnig viele tolle Frauen bei der NASA bereits für reibungslose Abläufe gesorgt haben. Außerdem sprechen wir mit einer Polarforscherin, mit einer Infektiologin und mit einer Wissenschaftlerin, die in Toronto im Bereich Kontinuumsrobotik forscht. Wir sprechen über Künstliche Intelligenz und was passiert, wenn die vor allem von Männern entwickelt wird.

„Durch den klaren Bezug zum Alltag nehmen wir die Abstraktion heraus.“

Victoria Müller

Durch den klaren Bezug zum Alltag nehmen wir die Abstraktion heraus. Ich glaube einfach, dass man sich in der 8. Klasse als Mädchen gar nicht vorstellen kann, was man als Laborchemikerin so macht und dass man das einfach mal aus einer weiblichen Perspektive erzählt: Wie kommt man da rein, was muss man da studieren, was ist das überhaupt für ein Beruf?

Es gibt ja diese Berufstage für Schülerinnen und Schüler, wo noch immer häufig unterschieden wird zwischen Berufen für die Mädchen und Berufen für die Jungs.“

Ich war das einzige Mädchen im Chemie Leistungskurs. Im Vorfeld wurde mir nahegelegt, einen anderen LK zu wählen. Mit der Begründung, dass ich eine Frau bin.

„Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man nicht mehr generell unterteilt in Frauenberufe und Männerberufe. Es gibt doch auch viele Frauen, die Automechanikerinnen sind. Wieso sollte man einen Beruf einem bestimmten Geschlecht zuordnen? – Es gibt genauso gute Kindergärtner und Krankenpfleger. Das ist ein verkrustetes Bild, was ja total so aus diesen alten Machtstrukturen heraus gewachsen ist, dass Frauen eher diese Caring-Berufe machen und Männer sich um alles kümmern, was innovativ ist. Ich glaube, hier ist es besonders wichtig, weibliche Vorbilder zu haben, weil man sich ja an irgendwas orientieren muss.

„Das ist ein verkrustetes Bild, dass Frauen eher diese Caring-Berufe machen und Männer sich um alles kümmern, was innovativ ist.“

Victoria Müller

Und ich glaube, gerade im Bildungssystem ist es wichtig, das sichtbar zu machen und im ersten Schritt alle Kinder gleichermaßen zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, alles kennenzulernen, damit sie selbst entscheiden können: Interessiert mich das, interessiert mich das nicht? Also zu einem Mädchen eben nicht zu sagen: Überleg dir das nochmal mit dem Chemieleistungskurs, sondern eher zu sagen: Hey, voll cool, wollen nicht vielleicht noch mehr Mädchen mitmachen? Es geht darum, die Tür aufzumachen. Ich glaube, die ist immer noch ganz schön zu.“

Lab Gap ist ein Podcast, der diese Tür jetzt öffnet. Wie bist du in die Gespräche mit den Wissenschaftlerinnen hineingegangen, wie hast du dich vorbereitet?

„Ich habe natürlich ein Grundgerüst, das ich mitnehme. Fragen und Dinge, über die ich gerne mehr erfahren möchte. Da ist ein Thema und eine Person – da muss ich im Vorfeld eine Idee davon haben, was ich am Ende auf jeden Fall wissen möchte. Das ist schon mal auch ganz wichtig für die Vorbereitung. Ich finde es aber auch immer wichtig, dass man offen bleibt und nicht mit einem 500-seitigen Fragenkatalog in so ein Gespräch reingeht. Man sollte aufmerksam sein und hören, was die Person erzählt. Denn ich möchte ja etwas erfahren und häufig werden Dinge zwischen den Zeilen erzählt.
Oder da wird plötzlich eine Geschichte erzählt, die man vorher noch nirgendwo gelesen oder gehört hat und die die Person im Vorgespräch nicht erzählt hat; dann ist es wichtig, dass ich aufmerksam bin, nachfrage. Dadurch entwickelt sich eine Dynamik, die das Gespräch interessant und vielfältig macht.
Zugleich ist jede*r Gesprächspartner*in anders. Du kannst spüren, ob sich die Person wohlfühlt, worüber sie gern redet. Wenn du offen bleibst, dann kann es passieren, dass dein*e Gesprächspartner*in voll on fire für irgendwas ist, worauf man selber vorher gar nicht den Fokus gelegt hatte. Das ist spannend.

„Ich will natürlich keinen Fachtalk haben, sondern im besten Fall ein Interesse für das jeweilige Gebiet wecken.“

Victoria Müller

Im Fall von Lab Gap ist es natürlich auch wichtig, dass man sich in die Thematiken einliest, damit man auch ein rudimentäres Grundwissen hat. Auf der anderen Seite ist es ja auch wichtig, dass die Gästin die Chance hat, Laien-Zuhörer*innen zu erklären, was sie denn da genau macht. Diese Brücke zu schlagen, ist eine Herausforderung. Ich will natürlich keinen Fachtalk haben, sondern im besten Fall ein Interesse für das jeweilige Gebiet wecken.“

Am 17. Mai startet LAB GAP!

Ihr könnt es kaum noch abwarten? Ihr wollt neue weibliche Vorbilder in der Wissenschaft kennenlernen und wertvolles Wissen anhäufen? – Stellt euch den Wecker, zählt die Tage, Stunden, Minuten: Am Montag, 17. Mai 2021, ist es soweit und Victoria stellt mit Prof. Dr. Marylyn Addo ihre erste Gästin vor – und mit ihr LAB GAP, den Podcast mit und über Wissenschaftlerinnen bei EDITION F.

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