Manchmal ist es gar nicht so leicht, die passenden Worte zu finden. Ob im Gespräch mit Freund*innen, Kolleg*innen, Familienmitgliedern – oder auf dem Spielbrett. Das Bewusstsein für eine geschlechtergerechte und inklusive Sprache wächst. Scrabble hat daher nun einen *IN-Stein!
Passend zum Scrabble Day 2022 launcht Mattel das Gendersteinchen, das stolze zehn Punkte beim Legen eines Wortes mit *IN einbringt. Wir von EDITION F haben das gebührend gefeiert: mit einer gemeinsamen Spielerunde und einem inspirierenden Paneltalk über gendergerechte Sprache. Mit dabei waren die Moderatorin Aminata Belli, der Journalist Thilo Mischke, Musikerin Jennifer Weist und Queer Eye-Coach*in Leni Bolt.
Kaum ein Thema polarisiert in letzter Zeit so stark wie die gendergerechte Sprache. Die einen finden es umständlich und stolpern beim Lesen, die anderen feiern das Gendersternchen, weil es endlich alle Menschen in unsere Sprache einschließt. Das letzte Wort ist in dieser Diskussion sicher noch nicht gesprochen. Feststeht aber: Sprache schafft Wirklichkeit. Und: Spiele erweitern unseren Horizont auf einer neuen Ebene.
Im April zückten wir die Gendersternchen, um den Diskurs auf spielerische Weise anzustoßen. Wie verändert sich unsere Wahrnehmung, unsere Imagination und unser Handeln, wenn wir neue Wörter bilden und über den binären Spielfeldrand blicken? Auf die gemeinsame Spielrunde folgte eine Talkrunde mit prominenten Gäst*innen, in der jede*r seine persönliche Haltung und Erfahrung mit dem Gendern darlegen konnte.
„Ich bin das Sternchen“, erklärte Leni Bolt auf die Frage von EDITION F CEO Lana Wittig, ob und warum die Prominenten das *In-Sternchen im alltäglichen Sprachgebrauch nutzen. Als nicht-binäre Person fühlt Leni sich durch das Sternchen sichtbar und eingeschlossen. Das Stolpern im Lesefluss, das viele Kritiker*innen bemängeln, ist manchmal gar nicht so verkehrt – dieses Innehalten und Entdecken, dass da noch mehr ringsherum ist und wir uns nicht nur auf unseren eigenen Weg konzentrieren sollten, ist letztlich das, was Veränderung und mehr Miteinander schafft.
Auf die Frage, wie man am besten mit Kritiker*innen umgehe, die das Gendern vehement verweigern, erklärte die Musikerin Jennifer Weist, sie diskutiere grundsätzlich nur noch mit Menschen, denen man anmerke, dass sie offen für neue Perspektiven seien und wirklich zuhören. Wer voreingenommen an die Sache rangeht und keinen echten Willen zeigt, sich auf eine Diskussion einzulassen, wird man nur schwer überzeugen können. Sie selbst konzentriert ihre Energie beim Thema Gendern daher auf die Menschen, die etwas bewirken können und wollen – Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und Wissen weitertragen.
Wichtig ist ihrer Meinung nach außerdem, dass man nicht vergisst, dass es hier um einen Prozess geht. Niemand wird von heute auf morgen die Art, wie er*sie spricht umstellen. Sie selbst gesteht, dass sie erst seit ein paar Jahren aktiv gendergerechte Sprache verwende – und natürlich passieren ihr auch heute noch Fehler, das sei ganz normal.
Dass „dieser Gender-Wahnsinn“ nichts mit dem Alter zu tun hat und es sehr wohl auch ältere Menschen gibt, die das Sternchen völlig selbstverständlich nutzen, zeigt die Moderatorin Aminata Belli. Lachend erzählt sie von ihrer Oma, die zwar nicht wusste, was ihre Enkelin meinte, als sie ihr erzählte, dass Scrabble nun ein Gender-Steinchen hat, bei der Erklärung, es handele sich um die *IN-Ergänzung, aber nur lässig abwinkte – „Ach so das, na klar! Das ist doch super.“
Was passiert, wenn gendergerechte Sprache keine Rolle im öffentlichen Diskurs spielt, machte Journalist Thilo Mischke anhand eines Beispiels aus dem Bereich der Kriminalität deutlich. Im Rahmen einer Reportage sprach er mit verschiedenen Gefängnis-Insass*innen und fand dabei heraus, dass weibliche Schwerkriminelle völlig unter dem Radar bleiben und in kaum einer Statistik erfasst werden. Wenn wir an Kriminelle denken, denken wir daher logischerweise immer an Männer. Aber nicht nur bei Kriminellen, auch in anderen Bereichen erscheint vor unserem inneren Auge das Bild eines Mannes, beispielsweise dann, wenn wir vom letzten Arztbesuch sprechen, auch wenn uns eine Ärztin oder Ärzt*in behandelt hat. In allen Fällen gilt: Sprache beeinflusst unser Denken, mehr als uns häufig bewusst ist.
Am Ende des Nachmittags sind sich zumindest alle in einem Punkt einig: So ein kleines Steinchen mit einem Sternchen kann zu einer ganzen Menge Fragen, Geschichten und Ideen führen.
Und welches Wort legt ihr bei eurer nächsten Partie Scrabble mit dem neuen *IN-Steinchen?