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Meine Brüste und ich – (K)eine Liebesbeziehung

Unsere, meine, deine Brüste sind einfach ein wunderbarer Teil unserer Körper. Punkt! Denn sie sagen tatsächlich überhaupt nichts über deine Weiblichkeit aus. Weiblichkeit ist ein Gefühl und kein Körperteil. Michaela Walter schreibt über die Beziehung zu ihren Brüsten.

Die Beziehung zu meinen Brüsten war in jungen Jahren einfach Mist

Ich glaube kaum etwas wird mehr mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht, als die weibliche Brust. Rund, weich, nährend, tröstend – ja sogar Weisheit soll ihr entspringen. Brüste sind begehrenswert und Ausdruck unseres Frauseins.

Die andere Wahrheit von all den positiven Konnotationen ist aber, dass Brüste heute vor allem in einem sexualisierten Zusammenhang präsentiert werden und das war es dann auch schon. Und auf diesen Darstellungen sehen wir natürlich immer nur die Exemplare, die gemeinhin als perfekt bezeichnet werden würden. Bleibt für uns Frauen also genug Raum für eigene Vergleiche. Ich, als Spezialistin für Vergleiche meiner selbst mit anderen auf jegliche Art und Weise, weiß wovon ich spreche.

Meine Beziehung zu meinen Brüsten war bis vor einigen Jahren totaler Mist. Ich mochte sie einfach nicht. Als Teenager war ich „flach wie ein Brett“, was mir wirklich sehr freundliche Sprüche der Jungs bescherte, wie etwa:

„Eiger-Nordwand, freier Fall.“

Und für alle, die es nicht wissen: Die Eiger-Nordwand ist eine der grossen Nordwände der Alpen. Schön war aber auch:

„BMW – Brett mit Warze.“

Das sind die beiden Bezeichungen, an die ich mich noch sehr gut erinnern kann. Und ja: Dem darfst du jetzt gerne entnehmen, dass ich meine Brüste zu klein fand. Als ich meinen ersten BH kaufen wollte, da passte mir 70A nicht und AA gab es noch gar nicht. Es kam also die gute Watte ins Spiel. Teddys konnte man ja schließlich auch ausstopfen, bis sie prall und rund waren.

Mama, wann bekomme ich endlich Brüste?

Nur in Bikinis geht das mit der Watte nicht so gut – und die konnte ich dann eigentlich auch ohne Oberteile anziehen, eine knackige Badehose hätte es auch getan. Kurz gesagt: Ich habe alle Mädchen und Frauen um ihren großen Busen beneidet. Weshalb ich meiner Mutter auch ständig mit der Frage in den Ohren gelegen habe, wann denn wohl endlich meine Brüste wachsen würden.

Zunächst hieß es: „Michi, wenn du dein erstes Kind hast, dann sind sie groß.“ Und was soll ich euch sagen, das erste Kind kam und mit der Stillzeit sogar die Körbchengröße B. Für einen kurzen Augenblick war ich zufrieden, zumindest mit der Größe. Nach dem Abstillen aber wurde aus den prallen Weintrauben eher zwei Rosinen – wenn auch sehr saftige. Kaum hatte ich also mein Milchgeschäft eingestellt, war sie weg die Pracht. Alles Verarsche.

Zurück zum Ausgangszustand. Ich war unglücklich darüber. Ich fühlte mich nicht als Frau. Ich habe meine Weiblichkeit nicht gefühlt. Stattdessen habe ich meine Techniken das zu kaschieren perfektioniert und hurra, es kamen dann ja auch endlich die heiß ersehnten Push-ups auf den Markt.

Bringt mich eine OP der Weiblichkeit näher?

Ich habe mich dann bei verschiedenen Schönheitschirurgen über eine Brustvergrößerung beraten lassen. Der einzige Grund, warum ich das damals nicht habe machen lassen, war der für mich nicht zu ertragende Gedanke, dass etwas in meinen Körper kommt, was da nicht rein gehört – und dass es nicht ewig halten würde. Da hat wohl meine Weisheit gesiegt, mir aber nicht meine Weiblichkeit näher gebracht.

Wenn ich mich im Spiegel gesehen habe, dann habe ich den Blick auf meine Brüste weiterhin ausgespart. Ich mochte sie nicht gerne anfassen und ich mochte es auch nicht, wenn ich an den Brüsten angefasst wurde. Ich habe sie also einfach mit Missachtung bestraft. Und wen wundert’s, die waren ja auch zu klein.

Weißt du, es ist völlig egal, warum du glaubst keine gute Beziehung zu deinen Brüsten haben zu können, ob sie zu klein, zu groß, unterschiedlich groß, die falsche Form haben, zuviel oder zu wenig Warze, die Farbe der Warze zu hell, oder zu dunkel ist: Hör’ auf damit, dich selbst zu demütigen!

Was würde sich denn wirklich ändern, wenn meine Brüste größer wären?

Unsere, meine, deine Brüste sind ein wunderbarer Teil unserer Körper. Punkt! Sie sagen tatsächlich überhaupt nichts über deine Weiblichkeit aus. Weiblichkeit ist ein Gefühl und kein Körperteil.

Was würde sich ändern, wenn meine Brüste größer wären? Würde ich mich dann endlich mehr lieben? Würde ich mich dann mehr als Frau fühlen? Würde ich mich dann wertvoller fühlen? Vollständiger?

Oder würde ich dann mein Gefühl des Mangels vielleicht einfach auf etwas anderes konzentrieren?  Die ehrlichen Antworten auf all diese Fragen, haben erst einmal wehgetan.

Als ich begann meiner Selbst bewusster zu werden, veränderten sich meine Gedanken über meinen Körper im Allgemeinen und im Besonderen auch zu meinen Brüsten. Ich wollte nicht länger in einem kriegsähnlichen Zustand mit ihnen leben. Denn ich habe verstehen gelernt, dass unsere Brüste viel mehr sind als Milchspender oder Objekte sexueller Begierde.

Unsere, meine, deine Brüste, sind mächtige Energiezentren. Wir geben und verlieren Energie über unsere Brüste, sie sind aber auch ein sehr sensibler Empfänger für Energien. Strafen wir unsere Brüste mit niederschmetternden Kommentaren in unseren Gedanken, so berauben wir uns selbst dieser Energie.

Der erste Schritt zu einer guten Beziehung zu seinem Körper ist Dankbarkeit

Ich begann das Gefühl von tiefer, ehrlicher Dankbarkeit für meinen Körper zu entwickeln. Mein wunderbarer Körper, das Haus meiner Seele für die Zeit, die mir in diesem Leben, hier und jetzt geschenkt wird. Ist es da nicht an der Zeit, diesen Körper zu achten und zu wertschätzen?

Wie ich das mache? Mit einem kleinen Dankbarkeits-Ritual, das ich auch euch empfehlen möchte. Und das geht so:

Abends vor dem Einschlafen ist ein wunderbarer Moment Danke zu sagen, für den Tag und vor allem auch Danke an deinen Körper, der dich durch diesen Tag getragen hat.

Schließe deine Augen, atme ganz bewusst dreimal ein und aus, ohne dabei den Atem zu verändern. Konzentriere dich auf den Atem. Jetzt beginne damit deinen Körper zu fühlen. Danke für diesen Tag.

Spüre in dich hinein. Fühle, wie dein Herz schlägt und das Blut durch deinen Körper strömen lässt. Bleibe einen Augenblick bei diesem Gefühl. Spüre, wie deine Lunge jede einzelne Zelle deines Körpers mit Sauerstoff versorgt. Bleibe einen Augenblick bei diesem Gefühl.

Spüre deine Brust und mit den nächsten Atemzügen, atme weißes Licht in deine Brust. Fühle die wärmende Energie, wie sie langsam durch deine Brust den ganzen Körper erfüllt.

Danke deinem Körper und schenke ihm jetzt Zeit der Erholung und Regeneration, während du jetzt in das Reich der Träume einkehrst.

Mit diesem kleinen täglichen Dankbarkeits-Ritual habe ich eine neue Beziehung zu meinem Körper aufgebaut und mich nach und nach von meiner eigenen, strengen Bewertungen befreit.

Vielleicht ist das ja auch für euch eine Möglichkeit für einen ersten Schritt auf dem Weg zu einer liebevollen Beziehung mit euch selbst.

Lass uns gemeinsam unsere Weiblichkeit feiern und bejubeln. Ich umarme euch,

Michaela

Dieser Artikel wurde zuerst auf kindofbeauty.de veröffentlicht. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.

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