Wie eine aktuelle Studie zeigt, fühlen sich die meisten Teenager in den USA nicht so stark durch die Art ihres Geschlechts beeinflusst, wenn es um die individuelle Persönlichkeitsentwicklung geht. Bei ihrer Vorgeneration, den Millenials, sieht das noch anders aus.
Teenies vs. Millenials
Immer mehr Jugendliche im Alter zwischen 13 und 20 fühlen sich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung weniger von ihrem jeweiligen Geschlecht und den damit verbundenen gesellschaftlichen Stereotypen beeinflusst. Das ergibt eine aktuelle Studie des amerikanischen Prognoseinstituts J. Walter Thompson.
Nur 48 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, dass sie sich selbst als exklusiv heterosexuell bezeichnen würden. In ihrer Vor-Generation, der Generation Y, bekennen sich nur 35 Prozent der Mittzwanziger zu ihrer Bi- oder Homosexualität. Völlig unabhängig von der jeweiligen persönlichen sexuellen Orientierung lässt sich in der Generation Z zudem eine deutlich größere Toleranz und Offenheit im Umgang mit Queer-Sexualität im Allgemeinen feststellen.
Gleichaltrige sind die besseren Vorbilder
Auf Broadly erklärt die 16-jährige Madeleine, dass sie in ihrem Freundeskreis ein größeres Spektrum an diversen Geschlechteridentitäten beobachte, als bei den Erwachsenen in ihrem Umfeld. Sie selbst hat sich durch ihre eigenständige Recherche in geschlechtsneutralen Bezeichnungen wie „pansexual“ und „agender“ wiedergefunden.
„I`ve learned more about gender and sexuality from my peers than from people older than me. I didn`t really know what being agender was for a long time, but when I heard about it I realized that was my mystery identity I couldn´t figure out.”
Das Internet und vor allem die sozialen Medien spielen für die Information und bei der Identifizierung mit bestimmten Gruppen und Merkmalen bei vielen Teeangern heutzutage eine enorm wichtige Rolle. Indem andere Teens, wie unter anderem Blogger oder Seriendarsteller, ihre persönlichen Erfahrungen und Einstellungen über Sexualität auf Plattformen wie Tumblr teilen, fühlen sich viele junge Menschen in ihren eigenen Gefühlen und ihrer jeweiligen Orientierung bestärkt, auch wenn diese möglicher Weise von den Vorstellungen ihrer Eltern abweicht.
Die Online-Offenheit
In den vorherigen Generationen ist der Austausch über die sexuelle Orientierung und die Identifizierung mit nicht binären Geschlechtsmodellen weniger intensiv, was wohlmöglich auf die geringere Online-Affinität zurückgeht. Im direkten alltäglichen Kontakt zu seinen Freunden und Bekannten fürchten auch heute noch viele Mittzwanziger durch ihre
„Andersartigkeit”
ausgegrenzt zu werden.
Im Internet ist die Hemmschwelle hingegen deutlich geringer, offen über seine Gefühle und Veränderungen während der Pubertät zu sprechen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man so überhaupt, wie in Madeleines Fall, von bestimmten Gender-Bezeichnungen erfährt.
Mode ohne Gendergrenzen
Die Diversität und Vermischung bisheriger Gendernormen spiegelt sich auch in der Mode vieler junger Menschen wieder. Auch hier haben sie viele Vorbilder in ihrem Alter, an denen sie sich orientieren können. Jaden Smith, der Sohn von Will Smith, zeigt sich beispielsweise aktuell selbstbewusst als Gesicht der Frauenmodekampagne von Louis Vuitton und trägt auf den Bildern einen Rock.
Bild: Twitter- Jaden Smith (officialjaden)
Da verwundert es nicht, dass in der Gegenüberstellung beider Generationen lediglich 44 Prozent der befragten Teenies antworteten, dass sie ihre Klamotten beim Shoppen danach aussuchen, ob sie geschlechtsspezifisch designet wurden. Bei den Millenials spielt dieses Detail immerhin für 54 Prozent eine ausschlaggebende Rolle.
Bereits zu Beginn des Jahres 2015 hatte das J. Walter Thompson Institut eine ähnliche Umfrage unter Jugendlichen durchgeführt, bei der 81 Prozent der Befragten erklärten, dass das Geschlecht ihrer Meinung nach eine geringere Bedeutung für den Umgang mit anderen Personen spiele, als damals. Man sei sich zu diesem Zeitpunkt aber nicht ganz sicher gewesen, ob man die Aussage allein auf die Karriere von jungen Männern und Frauen oder auch auf ihr Privatleben beziehen könne, erklärt der Leiter des Instituts, Shepherd Laughlin.
Keine Phase, sondern eine Lebenseinstellung
Durch die erneuten Befragungen hat sich die Vermutung jedoch bestätigt, dass viele junge Menschen sich auch in ihrem privaten Alltag und ihren Beziehungen für eine Geschlechtergleichheit und mehr Offenheit gegenüber verschiedenen Variationen von Sexualität aussprechen.
Laughlins große Hoffnung besteht darin, dass man die Einstellung dieser Jugendlichen als Erwachsene ernst nimmt und ihre jeweilige sexuelle Orientierung und Identifizierung nicht bloß als Phase abtut.
Er könnte sich sogar vorstellen, dass die Generation Z als Vorbild für ihre Vorgenerationen angesehen wird.
„I think that as Gen Zers eventually entert he workplace and interact more with millenials as adults, millenials will gain a better understanding of these issues, and the gap will narrow.“
Hoffen wir, dass er damit richtig liegt!
Mehr bei EDITION F
„The Diary of a Teenage Girl“ – oder die Frage nach der Macht, die von Sex ausgeht. Weiterlesen
Gleiche Chancen für Frauen und Männer erst 2095? Weiterlesen
Lisa Feldmann: „Ich lasse mir gerne von der jüngeren Generation die Welt erklären“ Weiterlesen