Mimi und Mushki designen Mode für orthodoxe Jüdinnen. Aber das sind noch lange nicht die einzigen Kundinnen, die von ihren Entwürfen begeistert sind.
Mode als Bindungsglied zwischen den Kulturen
Die beiden New Yorkerinnen Mimi Hecht und Mushki Notik haben gemeinsam das Modelabel Mimu Maxi gegründet. Was sie dabei antreibt, ist nicht nur die Liebe zur Mode, sondern auch der gemeinsame Glaube. Die beiden orthodoxen Jüdinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kleider für Frauen gleichen Glaubens zu kreieren. Doch nach ihrer eigenen Community fanden auch schnell weitere Frauen zu ihnen, die den Stil der beiden einfach gerne mögen. Als sie dann eine bekannte muslimische Kundin auf ihrem Instagram-Account gefeatured haben, kam allerdings Unmut auf. Wieso und wie sich die Situation dann entwickelte, hat Mimi uns erzählt.
Mimi, ihr designt Kleider für orthodoxe Jüdinnen. Wann habt ihr euer Label gestartet und wie kam es dazu?
„Wir haben Mimu Maxi 2012 gegründet, weil uns die Schwierigkeit, Kleidung zu finden, die wir nicht nur anziehen können, sondern auch gerne tragen, immer mehr deprimierte.“
Welche Kleiderordnung muss dabei beachten werden?
„Orthodoxe Jüdinnen, die die Sittenregeln beachten, müssen ihr Schlüsselbein, die Ellenbogen und die Knie bedeckt halten.“
Foto: Mimu Maxi
Empfindet ihr das selbst als Restriktion oder als etwas, das euch wohlfühlen lässt?
„Wir haben es als beides erfahren. So haben wir unsere Gründe und auch den Vorsatz, uns nach diesen Regeln zu kleiden, während wir natürlich auch Tage haben, an denen uns das schwer fällt. Genau deshalb haben wir auch unser Label gegründet: mit dem Wunsch danach, das alles einfacher zu gestalten. Es leichter machen, sich morgens anzuziehen und dann auch Kleider zu tragen die wir lieben – und nicht einfach irgendetwas zu tragen, dass entsprechende Stellen verdeckt. Mit unseren eigenen Entwürfen fällt es uns persönlich viel leichter uns anzuziehen – und wir fühlen uns in unseren Kleidern auch noch großartig. Aber am wichtigsten: Mit unseren Kleidern gibt es das Gefühl von Einschränkung nicht mehr!“
Was sind denn die größten Herausforderungen für euch in Sachen Design?
„Die größte Herausforderung besteht darin, dass die Kleidung gute Proportionen und eine tolle Wirkung hat, sowie für sich selbst stehen kann – und das nicht als ein Klumpen Textil, dass einfach nur verhüllt. Diese Grenzen erfordern von uns unglaublich viel Kreativität und letztlich ist genau das, das Schöne daran. Einige unserer bestverkauften und beliebtesten Stücke sind aus eben diesem ‚Kampf’ entstanden.“
Wo habt ihr denn eure Kleider gekauft, bevor ihr euer Label gegründet habt? Schließlich lebt ihr in New York. Wo, wenn nicht dort, sollte man fündig werden?
„Es ist nicht unmöglich, Kleidung zu finden, welche die Vorgaben erfüllen. Wir haben bei großen Ketten, aber auch viel Vintage geshoppt. Aber es war immer eine Herausforderung. Und wenn man dann endlich mal etwas gefunden hat, das nicht nur verdeckt, sondern auch dem eigenen Stil entspricht, dann war es meist unglaublich teuer. Wir wollten uns aber nicht nur bedecken, sondern minimalistische, schöne Stücke tragen. Und das war dann tatsächlich schwer zu finden – vor allem, innerhalb unseres Budgets.“
Foto: Mimu Maxi
Welches sind denn eure Key-Pieces?
„Am besten verkauft sich unser Mimu Maxi Frock, ein bequemes Oversized-Kleid. Die meisten Kundinnen kaufen es in Schwarz, wir bieten es aber jede Saison in neuen Farben an. Manche unserer Kundinnen haben bis zu zehn Stück davon! Man schlüpft einfach rein und kann es dann sowohl mit Sneakern als auch Sandalen kombinieren. Dieses Kleid zu designen hat definitiv unser Leben verändert.“
Sicherlich kaufen bei euch nicht nur Frauen orthodoxen Glaubens ein. Wie würdet ihr eure Kundschaft beschreiben?
„Nach unserer Gründung wurden direkt von unserer eigenen chassidischen Community überrannt. Aber inzwischen haben wir auch muslimische und christliche Kundinnen sowie von allen weiteren Communitys, die eine Form von Sittenregeln haben. Aber es ist definitiv großartig, dass so auch so viele Frauen, die keine Kleiderregeln befolgen, bei uns einkaufen – ganz einfach, weil sie unseren Stil mögen. Wir haben viele Kundinnen, die nicht mal bemerken, dass wir nach bestimmten Vorgaben designen. Wir finden es wundervoll, dass unsere Stücke auch unabhängig von ihren Schnittvorgaben bestehen.“
Vor nicht allzu langer Zeit gab es eine Art Skandal, weil ihr ein Foto von Summer Albarcha, die den Hipster Hijabis Instagram Account führt, bei euch auf Instagram geteilt habt. Was genau ist da passiert?
„Wir haben ein Foto geteilt, auf dem Summer eine unserer Rock-Leggings trägt. Das war während einer Zeit, in der die Emotionen wegen des Krieges in Israel sowieso schon hoch kochten. Wir haben viele jüdische Kunden und das Bild einer Muslima auf unserer Seite hat einige von unseren Followern etwas schockiert. Die haben dann dementsprechend reagiert. Aber viele unserer Follower haben uns auch unterstützt und waren stolz darauf, dass es uns durch die Mode möglich war, verschiedene Religionen zusammenzubringen. Gerade in einer so schwierigen Zeit.“
Wie seid ihr mit den Kundinnen umgegangen, die wütend darüber waren, dass auch Muslima eure Entwürfe tragen?
„Es hat uns lediglich noch einmal in unserer Philosophie bestärkt, die darin besteht, dass die Verbindung unter uns Frauen immer ein gute Sache ist. Und das ganz besonders, wenn uns die Schwierigkeit, sich sittsam zu kleiden, eint. Letztendlich haben dann auch alle anderen realisiert, dass es eine tolle Sache ist, unsere Plattform für die Verbindung untereinander zu nutzen. Mode bietet einen neutralen Boden und wir sind glücklich darüber, uns mit allen Frauen zu vernetzen, die sich daran erfreuen, was wir tun!“
Ist dieses Grenzübergreifende eures Labels vielleicht das schönste Ergebnis der Gründung?
„Ja! Die Vorstellung, dass eine jüdische Brand so viele Frauen verschiedenen Glaubens zusammenbringen kann, ist für uns eine sehr persönliche Erfahrung und ein großartiger Part unserer Arbeit.“
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