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Ich bin eine Frau in einem Tech-Unternehmen und wünsche mir mehr Kolleginnen

Als Frau im Tech-Bereich bekomme ich jeden Tag zu spüren, dass es noch viel zu wenige von uns gibt. Ich will dazu beitragen, dass das anders wird.

Als Frau im Softwareunternehmen allein auf weiter Flur

Ich habe seit langer Zeit ein Problem damit, wenn man mich in eine Schublade stecken möchte. Seit über zehn Jahren arbeite ich mittlerweile bei einem Softwareunternehmen, zunächst im Support und mittlerweile als Softwaretesterin. Gelernt habe ich Bürokauffrau, direkt danach wurde ich zusätzlich zur Immobilienfachwirtin ausgebildet. Als ich Jahre später die Stelle bei einer Softwarefirma für Immobilienmaklersoftware sah, dachte ich, das ist genau mein Job – gut, dass das mein Chef auch so sah.

Mit vielen Themen komme ich selbst nicht in Berührung, aber, so viel lässt sich aus meiner Perspektive sicher feststellen, der Frauenanteil in meinem Bereich ist leider tatsächlich verschwindend gering. Und das obwohl wir jeder Frau eine Chance geben, wenn sie sich bei uns bewirbt. Das Problem liegt also tiefer: Ich glaube, dass die meisten Frauen gar nicht bis zu dem Punkt kommen, an dem sie die Entscheidung treffen könnten, als Entwicklerin oder Technikerin zu arbeiten.

Es ist höchste Zeit für berufliche Gleichberechtigung

Das macht mich wütend. Und traurig und obwohl ich nicht an eine „Frauenquote” glaube, muss dringend etwas passieren. Auch und vor allem beim Thema „gleiche Bezahlung für gleiche Leistung”. Wie kann jemand ernsthaft entscheiden, einer Frau weniger Geld anzubieten als ihrem männlichen Kollegen? Das macht mich so wütend!

Gerade habe ich wieder einen tollen Artikel gelesen. Die Reihe „Women in Tech” verfolge ich bereits seit längerem. Die ganzen Geschichten finde ich unglaublich spannend, ermutigend, manchmal aber auch frustrierend oder nervend. All die tollen Frauen, die so viel Großartiges geleistet haben und dennoch so viele Hindernisse überwinden mussten.

Was ist das Problem?

Momentan hinterfrage ich viele vermeintlich feststehende Rollenbilder, bei mir persönlich, aber auch im Job. Unter anderem eben die, dass immer noch viel zu wenige Frauen technische Berufe lernen. Warum ist das so? Laut einer Microsoft Studie ist das Interesse bei Mädchen zwischen elf und 16 Jahren mindestens genauso groß wie das Interesse bei Jungen im gleichen Alter. Warum behalten das die jungen Frau nicht bei?

Und warum schafft unsere Gesellschaft es nicht, das veraltete Frauenbild aus ihren Köpfen zu verbannen? Fast jede erfolgreiche Frau musste mehr für ihren Erfolg leisten als ein Mann. Und eines der größten Probleme vieler Frauen ist sicherlich, dass wir selten mit uns zufrieden sind.

Mehr Selbstvertrauen und mehr Support

Ich habe das Gefühl, dass uns Frauen häufig noch nicht mal 100 Prozent genügen, wenn es um unsere eigene Leistung geht. Und keine Bange, ich weiß, das 100 Prozent das Maximale ist. Aber wir scheinen das zu vergessen, wenn es um uns selbst geht.

Aber es gibt Hoffnung: Momentan erlebt man überall eine unglaubliche Veränderung, egal ob es um IOT, BigData, künstliche Intelligenz oder die Digitalisierung geht. Ich persönlich habe mir vorgenommen, meinen Teil zu mehr Diversität in meinem Berufsfeld beizutragen. Indem ich andere Frauen bestärke und unterstütze. Und ein bisschen auch mit diesem Text, der all denjenigen Frauen Mut machen soll, die sich nicht trauen, ihren eigentlichen Interessen und Stärken nachzugehen. Ja, ich werde versuche, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

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