22 Bücher über Rassismus, die du lesen solltest

Unsere Buchtipps über Grundlagen zu Rassismus, intersektionalen Feminismus, Workbooks für Weiße, Geschichten von BIPoC, über Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja, anti-muslimischen Rassismus und anti-asiatischen Rassismus.

Ich dachte immer, ich wüsste, was Rassismus ist. Denn rassistische Erfahrungen habe ich als Person of Color schon oft genug gemacht. Doch als ich vor ein paar Jahren anfing, mich mehr in das Thema einzulesen, merkte ich, dass Rassismus viel präsenter in meinem Alltag ist als ich dachte. Ich lernte dazu, dass Rassismus strukturell ist und sich über so viele Bereiche erstreckt.

Um Veränderung anzugehen, müssen wir erst mal verstehen, wie tiefgehend Rassismus in unserer Gesellschaft verankert ist. Deshalb haben wir euch eine Auswahl an 22 Büchern zusammengestellt, die dieses komplexe Thema herunterbrechen und anschaulich erklären.

Von Büchern zu den Grundlagen über Rassismus, über intersektionalen Feminismus, Workbooks für weiße Menschen und Geschichten von BIPoC bis hin zu Büchern über Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja, anti-muslimischen Rassismus und anti-asiatischen Rassismus – all das findet ihr in der nun folgenden Liste.

Grundlagen Bücher über Rassismus

1. exit RACISM – rassismuskritisch denken lernen – von Tupoka Ogette

„Exit Racism“ ist wohl das bekannteste Buch über Rassismus in Deutschland. Tupoka Ogette erläutert die Geschichte des Rassismus, erzählt von den rassistischen Situationen, die BIPoC im Alltag ausgesetzt sind und gibt den Leser*innen eine Übersicht an wichtigen Begrifflichkeiten. Mit QR-Codes zu weiterführenden Artikeln, Videos und Bildern ist.

Exit racism“ eine perfekte Einstiegslektüre in das komplexe Thema Rassismus, vor allem für weiße Menschen, die offen sind, sich mit Lebensrealitäten von BIPoC auseinanderzusetzen und eine rassismuskritische Perspektive zu erarbeiten – und so Schritt für Schritt das sogenannte Happyland verlassen.

Du bist rassistisch sozialisiert worden. So, wie viele Generationen vor dir, seit über dreihundert Jahren. Und Happyland sorgt dafür, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst. Deine Sozialisierung und Happyland haben dafür gesorgt, dass du Rassismus nicht als solchen erkennst, ihn aber dennoch immer und immer wieder reproduzierst.“ 

2. Rassismus – Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen! – von Natasha A. Kelly

Rassismus muss als strukturelles Problem erkannt und als solches angegangen werden. Es herrscht ein verkürztes Verständnis von Rassismus in der Gesellschaft, denn das Problem wird oftmals in individuellen Erfahrungen von Betroffenen gesucht, nicht jedoch da, wo es wirkt.

Natasha A. Kelly erläutert die Verwurzelung von rassistischen Strukturen in der Geschichte, der Wissenschaft, unserer Sprache und Bildung sowie in Institutionen wie Universitäten und der Polizei.

Mit ihrer Lektüre fordert die Autorin ein gesamtgesellschaftliches Umdenken beim Thema Rassismus, um erfolgsversprechende Maßnahmen dagegen entwickeln zu können.

„Erst, wenn wir verstanden haben, dass Rassismus strukturell ist, dass Rassedenken ungebrochen fortwirkt, Kolonialismus noch andauert und die Erderwärmung und das Sterben im Mittelmeer unmittelbar damit zu tun haben, können wir diese Debatten zusammenführen und nicht nur soziale, sondern auch intersektionale Gerechtigkeit einfordern.“

3. Wozu Rassismus? Von der Erfindung der Menschenrassen bis zum rassismuskritischen Widerstand – von Aladin El-Mafaalani

„Wozu Rassismus?“ vom Sozialwissenschaftler und Migrationsforscher Aladin El-Mafaalani setzt sich tiefgründig mit Rassismus und seinen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft auseinander. Das Buch ist eine Mischung aus persönlicher Geschichte und theoretischer Analyse.

El-Mafaalani hinterfragt Vorurteile, beleuchtet verschiedene Lebensbereiche wie Arbeit, Bildung und Politik und zeigt so den Leser*innen auf wie tiefgehend Rassismus in unseren gesellschaftlichen Strukturen verankert ist.

„In allen Dimensionen, also der ökonomischen, der kulturellen und der psychischen, profitiert man als durch Rassismus privilegierte Person, ob man will oder nicht, und ein durch Rassismus negativ betroffener Mensch ist Risiken ausgesetzt. Es handelt sich um ein komplexes Herrschaftsverhältnis und um ein gesellschaftliches Strukturierungsprinzip, das alle Menschen (auf unterschiedliche Weise) betrifft.“

4. Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten – von Alice Hasters

Alice Hasters erklärt, wieso Fragen wie „Woher kommst du?“ oder „Darf ich mal deine Haare anfassen?“ rassistisch sind – auch wenn sie gar nicht böse gemeint sind. Rassismus ist nicht nur ein Problem des Rechtsextremismus, sondern beginnt im Alltag – und das möchte Alice Hasters den Leser*innen klarmachen.

Mit persönlichen Erlebnissen und historischen Hintergründen ist das Ziel der Lektüre, dass die Leser*innen sich mit dem strukturellen und besonders mit dem verinnerlichten Rassismus auseinandersetzen. Die Konfrontation mit dem eigenen rassistischen Verhalten ist zwar ungemütlich – aber dringend notwendig.  

„Viele mögen die Frage nach der Herkunft als freundliche Neugier verbuchen, als besonderes Interesse am Hintergrund einer Person. Aber die Frage nach der Herkunft, wie sie mir auch heute noch gestellt wird, bekundet meist kein Interesse an mir, sondern an der Bestätigung bestimmter Vorurteile. Vorurteile, die eine ganz bestimmte Antwort erfordern.“

Wir haben die Autorin Alice Hasters zu ihrem Buch interviewt.

5. deutschland schwarz-weiß. Der alltägliche Rassismus – von Noah Sow

Noah Sow macht in „deutschland schwarz-weiß“ deutlich, dass Rassismus nicht nur ein Problem am extremen Rand der deutschen Gesellschaft ist, sondern in der Mehrheitsgesellschaft tief verankert. Dabei deckt sie die versteckten rassistischen Strukturen in verschiedenen Bereichen wie Bildung, Polizei, Medien oder in gesellschaftlichen Debatten auf.

Um Rassismus zu bekämpfen, muss man ihn erst mal verstehen – und das ist ganz klar möglich mit Noah Sows Lektüre.

„Es gibt hierzulande mehrere hunderttausend Schwarze Deutsche. Folglich sind Deutsche nicht alle weiß und Schwarze nicht automatisch „Ausländer“ (nein, auch nicht „Migranten“). Dies ist logisch und nicht schwer zu verstehen. Wird aber gerne ignoriert und sogar abgestritten, weil es nun mal nicht in das weiße Deutschenbild passt.“

6. Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu antirassistischem Denken – von Mohamed Amjahid

 „Der Weiße Fleck“ von Mohamed Amjahid richtet sich sowohl an weiße Menschen, die zu einem Wandel beitragen wollen als auch an nichtweiße Menschen, die verstehen wollen, warum die Welt so ist, wie sie ist – auf struktureller als auch individueller Ebene.

Der Autor deckt die blinden Flecken der weißen Mehrheitsgesellschaft auf und erklärt anhand von 50 Handlungsstrategien, wie man es besser machen kann.

„Mein Name ist Mohamed, und ich mache mir große Sorgen um meine körperliche Unversehrtheit, meine Existenz, mein Leben in Deutschland, in Europa, im sogenannten Westen.“

Wir haben „Der Weiße Fleck“ schon mal in unseren 17 Sommer Buchempfehlungen vorgestellt. Schaut gerne vorbei für mehr Buchtipps.

Intersektionaler Feminismus

7. Against White Feminism. Wie weißer Feminismus Gleichberechtigung verhindert – von Rafia Zakaria

Rafia Zakaria setzt sich in ihrem Buch kritisch mit dem weißen Feminismus auseinander. Sie zeigt in diversen Beispielen, wie weiße Feministinnen ihre weißen Privilegien nutzen und ihre Anliegen priorisieren, während sie die Erfahrungen und Anliegen von Frauen aus marginalisierten Gruppen ignorieren.

Zakaria zeigt in diesem Buch eindrücklich, dass die moderne feministische Bewegung einen inklusiveren und gerechteren Ansatz braucht und regt die Leser*innen zur Reflexion und Veränderung an.

Sie enthüllt das rassistische Erbe der Frauenbewegung und macht deutlich, wie der Wunsch nach Gleichberechtigung auf Vorurteilen und Ausbeutung fußt und wie ein gemeinschaftlicher Kampf für politische Teilhabe aussehen kann.

 „Eine weiße Feministin ist eine Person, die nicht wahrhaben will, welche Rolle Weißsein und die damit verbundenen Privilegien dabei gespielt haben und immer noch spielen, Themen und Überzeugungen weißer Feministinnen als integrale Anliegen für alle Feministinnen und den Feminismus als Ganzes zu bezeichnen.“

8. Schwarzer Feminismus – von Natasha A. Kelly (Herausgeberin)

In „Schwarzer Feminismus“ stellt die Herausgeberin Natasha A. Kelly Grundlagentexte zur historischen Entwicklung zu intersektionalem Feminismus zusammen. Texte von Schwarzen Stimmen: Sojourner Truth, Angela Davis, The Combahee River Collective, bell hooks, Audre Lorde, Barbara Smith, Kimberlé Crenshaw und Patricia Hill Collins wurden in die deutsche Sprache übersetzt und bekommen so zum ersten Mal einen Raum im feministischen Diskurs Deutschlands.

Die Texte machen die mehrfache Diskriminierung von Schwarzen Frauen* sichtbar und verdeutlichen die Wichtigkeit der feministischen Kämpfe aus der Vergangenheit. Ein Sammelband – welcher zeigt, dass Feminismus auch Rassismus mitdenken muss.

„Die Geschichte des Feminismus ist hier in Deutschland wie auch anderswo im Globalen Norden meist eine Geschichte weißer Frauen*. Selten werden die spezifischen feministischen Leistungen und/oder Forderungen Schwarzer Frauen* und/oder Frauen* of Color, die dem weißen Feminismus untergeordnet werden, in den Fokus feministischer Debatten gerückt.“

9. Why we matter. Das Ende der Unterdrückung von Emilia Roig

Emilia Roig erklärt im Sachbuch „Why we matter“, dass unterschiedliche Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Homo- und Transfeindlichkeit sowie die Ausgrenzung von behinderten, alten oder dicken Menschen meist nicht isoliert voneinander stattfinden, sondern miteinander zusammenhängen.

Dabei deckt sie die Muster der Unterdrückung in verschiedenen Lebensbereichen auf – zu Hause, in der Liebe, in der Ehe, an den Universitäten, in den Medien, im Beruf, im Gesundheitssystem und in der Justiz. Ein Buch, welches deutlich macht, dass Kapitalismus, Patriarchat und Kolonialismus die Wurzeln der unterschiedlichen Diskriminierungsformen sind.

 „Die Aneignung und das Fetischisieren von Kulturen entfremden diejenigen, deren Kultur angeeignet wird. Die Kultur wird als Produkt konsumiert, und die Menschen, auf die sich diese Kultur bezieht, verschwinden bei diesem Prozess. Deswegen ist es wichtig, kulturelle Aneignung nicht als vereinzeltes Phänomen zu betrachten, sondern als Kontinuität der Kolonialgeschichte.“

Workbooks für weiße Menschen

10. Me and White Supremacy – Warum kritisches Weißsein mit dir selbst anfängt – von Layla F. Saad

Lalya F. Saad fordert weiße Menschen mit einem 28-tägigen Anti-Rassismus-Programm auf, sich aktiv mit ihrem weißen Privileg und dem verinnerlichten Rassismus auseinanderzusetzen. Über vier Wochen hinweg geht es um Grundlagen zu Rassismus, um Schwarzenfeindlichkeit, rassistische Stereotype und kulturelle Aneignung, um Solidarität und um Macht, Beziehungen und Engagement. 

Sie stellt den Leser*innen am Ende jedes Kapitels Fragen, die die Reflektion über eigene Handlungen und Denkweisen anregt. „Me and white supremacy“ ist ein Arbeitsbuch, welches zu einer dringend notwendigen Veränderung innerhalb der weißen Mehrheitsgesellschaft beiträgt.

„Um die Ideologie der weißen Überlegenheit zu beseitigen, musst du begreifen, dass das weiße Privileg ein wesentlicher Bestandteil deines Lebens ist, dass du von deiner Hautfarbe (wissentlich oder unwissentlich) profitierst; du musst verstehen, was das für Menschen bedeutet, die nicht denselben Vorteil haben, und was du dagegen tun kannst.“ 

11. Ein rassismuskritisches Alphabet von Tupoka Ogette

Tupoka Ogette präsentiert in „Ein rassismuskritisches Alphabet“ ein Nachschlagwerk mit wichtigen Begrifflichkeiten und Konzepten rund um das Themenkomplex Rassismus.

Von A wie „Alltagsrassismus“ bis Z wie „Zwischenmenschlichkeit“ gibt Ogette den Leser*innen Werkzeuge in die Hand, um sich kritisch mit Rassismus auseinanderzusetzen und eigene Denkmuster zu hinterfragen. Ein Buch, welches sowohl weiterbildet als auch zur Selbstreflektion anregt.

„Farbignoranter Rassismus – (engl. color evasive racism) beschreibt das Phänomen, bei dem (vor allem weiße) Menschen versuchen, gesellschaftliche Realitäten und Machtgefälle zu relativieren oder auszublenden. Aussagen wie: “Ich sehe keine Hautfarben”, “Alle Menschen sind für mich gleich” oder “Mir ist egal, ob jemand schwarz, weiß, grün oder lila ist” fallen unter farbignoranter Rassismus.”

12. Scham umarmen: Wie mit Privilegien und Diskriminierungen umgehen? – von Sannik Ben Dehler

Sannik Ben Dehlers Buch beschäftigt sich damit, wie Scham in Verbindung mit Privilegien und Diskriminierung entsteht und wie man mit dieser Emotion umgehen kann.

Anhand eines 7-Tage-Programms mit Erklärungen und Anekdoten, kleinen Übungen und Reflexionsfragen bietet das Buch eine Anleitung, wie man Scham als Instrument nutzen kann, um über eigene Privilegien nachzudenken und diskriminierende Verhaltensweisen zu reflektieren und zu verändern. 

„Scham hingegen ist eine emotionale Reaktion auf das Nichterfüllen eines selbstgesetzten Ideals. Ich schäme mich auch durch eine Beschuldigung von außen und sogar, wenn ich entsprechend selbstgesetzter Ideale handle. Demnach kann ich nicht so klar differenzieren, ob die Angst vor Beschuldigung von außen kommt oder ob sich die*der innere Kritiker*in einschaltet.”

13. Mein Workbook zu Rassismus. Für eine alltägliche und tiefgehende Auseinandersetzung – von Josephine Apraku

Das Workbook von Josephine Apraku gleicht einem Workshop zur intensiven Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus.

Das Workbook besteht aus drei Teilen: Im ersten Teil „Du“ liegt der Fokus auf der eigenen Motivation, der Persönlichkeit, aber auch auf dem aktuellen Stand des Wissens über Rassismus. Der zweite Teil „Du und andere Menschen“ fokussiert sich auf Handlungsoptionen für zwischenmenschliche Beziehungen.

Der dritte Teil „Raum für dich“ umfasst ein Tagebuch, das die Leser*innen zur Reflektion ausfüllen können. Außerdem beinhaltet das Workbook ein Glossar mit wichtigen Begrifflichkeiten rund um das Themenkomplex Rassismus.

„Radikale Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu übernehmen, erfordert auch, dass wir einen Umgang mit den Gefühlen finden, die diesen Prozess oftmals begleiten und die sich nicht zwingend gut anfühlen.“

Geschichten von BIPoC

14. The Hate u give – von Angie Thomas

„The Hate u give“ ist ein rührendes Jugendbuch, das sich mit den Themen Rassismus, Polizeigewalt und Aktivismus auseinandersetzt. Die Erzählung handelt von der 16-jährigen Starr, die als Schwarze Jugendliche Zeugin wird, wie ihr bester Freund Khalil von einem Polizisten erschossen wird.

Starr beschließt trotz Risiken ihre Stimme zu erheben. Ihre Gefühlswelt und Geschichte als Aktivistin im Kampf gegen rassistische Ungerechtigkeit wird gezeichnet und authentisch dargestellt. Ein Buch, das die Realität der Polizeigewalt auf den Punkt bringt und die Leser*innen zum Mitfühlen anregt.

“Das ist alles meine Schuld. Die Unruhen, die Schüsse, das Tränengas, all das ist letztlich meine Schuld. Ich habe vergessen, den Cops zu sagen, dass Khalil mit erhobenen Händen ausgestiegen ist. Ich habe auch nicht erwähnt, dass der Polizist seine Waffe auf mich gerichtet hat. Ich habe nicht richtig ausgesagt, und jetzt wird der Cop nicht eingesperrt.

15. Die Schönheit der Differenz: Miteinander anders denken – von Hadija Haruna-Oelker

Das Buch von Hadija Haruna-Oelker „Die Schönheit der Differenz“ zelebriert die Vielfalt von kulturellen Identitäten. Sie erzählt ihre persönliche Geschichte und verbindet diese einfühlsam mit gesellschaftspolitischen Themen wie kulturelle Identität, Vorurteile und Rassismus.

Haruna-Oelker ermutigt die Leser*innen, offen mit unterschiedlichen Hintergründen umzugehen und die Schönheit in der Differenz zu erkennen – und das, indem wir Gelerntes verlernen und miteinander anders denken.

„Ob wir uns der eigenen Scham stellen, ein Schuldgefühl ablegen, uns verteidigen oder vom Thema ablenken, was den Schmerz im anderen verstärken kann. Über all das entscheiden wir. Im Schuldgefühl zu verbleiben ist letztlich nur ein Mittel, um alles so zu lassen, wie es ist.“

16. Dazugehören. Über eine Kultur der Verortung – von bell hooks

bell hooks erläutert in „Dazugehören“ ihr Leben als Afroamerikanerin in den USA. Sie erzählt vom einfachen Landleben, die Suche nach Trost in der Natur, Ökologie und Nachhaltigkeit, lokales und globales Umweltbewusstsein, Kunst, Familie und Zusammenleben.

Mit ihrer persönlichen Geschichte skizziert sie die rassistischen Strukturen in den USA. bell hooks regt zur Reflektion an – über die kulturelle und soziale Verortung des Individuums, aber auch über die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Umwelt.

„Allein die Natur war der Ort, wo man der Welt der menschengemachten Konstruktionen von race und Identität entkommen konnte. In unserem isolierten Leben in den Bergen hatten wir sehr wenig Kontakt mit der Welt der weißen Dominanzkultur. Außerhalb der Berge hingegen war die Vorherrschaft der Weißen und ihrer Macht über unsere Leben ohne Unterlass ausgesetzt.“

Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja

17. Fragmente über das Überleben. Romani Geschichte und Gadje Rassismus – von Elsa Fernandez

 „Fragmente über das Überleben“ schaut aus einer romani Perspektive auf die Gewalt und die Unsichtbarkeit des anhaltenden Gadjé-Rassismus, also dem Rassismus, der von nicht-romani Personen ausgeht. Die Geschichten von Überlebenden werden zusammengetragen, ohne Vergleiche anzustellen und Opferkonkurrenz zu erzeugen.

Elsa Fernandez macht mit diesem Buch die Verleumdung und das Ausmaß der Gewalt, die Rom*nja, Manouches, Sinti*zze, Kalé und andere Communitys ausgesetzt waren und sind, sichtbar.

“Verleugnen, strategisches Ignorieren und Verdrängen sind die Grundlage der gadji Geschichte. Gewalt- und Minorisierungsprozesse finden transnational statt. Der Gadje-Rassismus wurde in unterschiedlichen Nationen und Orten verblüffend ähnlich konstruiert, auch wenn natürlich Unterschiede bestehen. Nie wird die romani Geschichte in nationalen oder majorisierten Narrativen mitgedacht, auch nicht in Büchern, die von Erinnerung, Verfolgung oder Zeug*innenschaft handeln.”

18.  Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit – von Gianni Jovanovic

Gianni Jovanovic erzählt in „Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit“ seine Lebensgeschichte als Roma in Deutschland. Rassistische Gewalt, Diskriminierungen und Anfeindungen waren Alltag für ihn und seine Familie.

Mit 14 verheirateten seine Eltern ihn und mit Anfang 20 outete sich Giannni Jovanovic als schwul. Seine Herausforderungen als schwuler Roma thematisiert er – ohne Blatt vor dem Mund. Inzwischen ist er seit 18 Jahren mit seinem Ehemann zusammen, zweifacher Großvater und die wohl bekannteste Stimme der Sinti*zze und Rom*nja in Deutschland. Eine inspirierende Geschichte, die an vielen Stellen herzzerreißend ist.

„Doch unser Wohl hing immer auch am aktuellen Aufenthaltsstatus. Wir waren allzeit bereit, von heute auf morgen zu packen und zu verschwinden. Bereit, um vor der Abschiebung zu fliehen. Gewalt umgab uns und aus äußerer Gewalt wurde eine innere, denn sie drang langsam und schon seit Generationen auch in unser Familienleben ein.“

Antimuslimischer Rassismus

19. Muslimaniac. Die Karriere eines Feindbildes von Ozan Zakariya Keskinkılıç

Ozan Zakariya Keskinkılıç analysiert in „Muslimaniac“ den antimuslimischen Rassismus in unserer Gesellschaft anhand von Fakten, persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen, historischen Bezügen und Analysen der Gegenwartsdebatten.

Das Buch räumt Stereotype, Fremdbilder und gefährliches Halbwissen über den Islam aus und zeigt so, dass man muslimisches Leben auch ohne Klischees und Vorurteile erzählen kann.  

„Die Figur des Muslimaniac steht für eine strukturelle Paradoxie: Muslim*innen sollen Loyalität unter Beweis stellen, sich integrieren und anpassen, sich zu Rechtsstaat und Demokratie bekennen, den „Schritt aus der Tradition in die Moderne machen“ und sich nach „westlichem Vorbild weiterentwickeln. Die Liste der Forderungen ist lang, doch das miteinhergehende Versprechen von Gleichheit und Gerechtigkeit als Gegenleistung der Mehrheitsgesellschaft wird nicht eingelöst. Es besitzt nur eine Alibifunktion.”

20. Mekka hier, Mekka da. Wie wir über antimuslimischen Rassismus sprechen müssen – von Melina Borčak

Wie können wir ungewollten und unbewussten antimuslimischen Rassismus abbauen? Melina Borčaks analysiert Narrative und Framings, um das Reproduzieren von antimuslimischen Rassismen zukünftig zu verhindern.

Dabei thematisiert Borčak ihre eigene Fluchtbiografie als bosniakische Muslimin und beschäftigt sich mit der Aufarbeitung des Bosnienkrieges und dem Genozid durch die serbischen Milizen. Ein Sachbuch, das sowohl informativ und als auch provokant und unterhaltsam ist.

„Erst werden muslimische Leute bestimmten Ländern zugeordnet – egal ob sie selbst migriert oder Deutsche mit Migrationsgeschichte sind. Anschließend werden die Komplexität, Vielfalt und Widersprüche dieser Länder reduziert, bis sie in rassistische Klischees passen, sodass auch Hans-Peter* vom Jagdverein sie im Vollsuff halbwegs gut wiederholen kann.“

Anti-asiatischer Rassismus

21. Störgefühle. Über anti-asiatischen Rassismus – von Cathy Park Hong

Cathy Park Hong ist Tochter koreanischer Einwanderer*innen und fasst in „Störgefühle“ ihre Autobiografie zusammen mit Kulturkritik, Geschichte und mit einer Analyse über anti-asiatischen Rassismus in den USA und dessen Folgen für die Psyche der Immigrant*innen.

Schon als Kind bemerkt die Autorin, dass ein tiefes Misstrauen gegenüber Menschen mit asiatischen Wurzeln herrscht. Sie beschreibt die aufkommenden negativen Emotionen, wenn sie anti-asiatischem Rassismus ausgesetzt ist, als Störgefühle.  

„Asiaten befinden sich in der ungewöhnlichen Situation, dass einige von uns wirtschaftlich gesehen bessergestellt sind als andere Minderheitengruppen, wir aber in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vorkommen. Langsam ändert sich dieser Zustand, aber lange hatten wir nahezu keinen Platz in der Politik, in der Unterhaltung und in den Medien und waren auch kaum in der Kunst vertreten.

22. Das Ende der Unsichtbarkeit. Warum wir über anti-asiatischen Rassismus sprechen müssen – von Hami Nguyen

Dieses Buch empfehlen wir schon jetzt, obwohl es erst im Herbst dieses Jahres erscheinen wird: „Das Ende der Unsichtbarkeit“ von Hami Nquyen beschäftigt sich mit dem Thema des antiasiatischen Rassismus und erscheint bei Ullstein im Oktober 2023.

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