Hinter dem Erfolg junger Unternehmen stehen meistens richtig gute Geschichten. So auch bei Scriptbakery und Lemulike. Hier haben Frauen großartige Ideen umgesetzt und gezeigt, dass das Wagnis einer Gründung die Welt zu einem besseren Ort machen kann.
Es gibt Geschichten, die nie erzählt werden. Es gibt Stimmen, die nie gehört werden. Genau das möchte das Softwareunternehmen Lexware mit seinem Format Tell your Story ändern. In Tell your Story sollen jene Geschichten les- und erlebbar werden, die von den großen Chancen der Digitalisierung erzählen. Zugleich wird Menschen Mut gemacht, in die eigene Idee zu vertrauen – und sie umzusetzen.
„Be passionate about something and lean to that strength.“
Michelle Obama
Scriptbakery: Algorithmen, die Texte wirklich verstehen
Da gibt es diesen Satz von Michelle Obama: „Be passionate about something and lean to that strength.“ („Sei leidenschaftlich für etwas – und lehne dich an diese Stärke an.“) Genau das hat Géraldine Al-Nemri mit dem Unternehmen Scriptbakery getan.
Bereits im Jahr 2013 gründet die fünffache Mutter Géraldine gemeinsam mit ihrem Mann Jonas das erste Media Start-up. „Wir hatten hier auch schon mit Verlagen zusammengearbeitet“, erzählt Géraldine. „Dabei fiel uns auf, dass die Manuskriptprozesse in Buchverlagen kaum digitalisiert sind und hierbei nicht nur wertvolle Inhalte, sondern auch Geld verloren geht.“ Skriptbakery ist die Lösung, um die Manuskriptannahme zu digitalisieren. Und dies ist der Beginn einer großen Geschichte.
„Zentral war der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Natural Language Processing (NLP). Unser Ziel war es, Algorithmen zu entwickeln, die Texte wirklich verstehen.“ Mittlerweile ist aus Skriptbakery ein Deeptech Start-up für die Medien- und Entertainmentbranche geworden – mit hochperformanten Algorithmen und verschiedensten Einsatzmöglichkeiten. Das Besondere dabei ist, dass es Géraldine und ihrem Team nicht nur gelungen ist, Algorithmen zu entwickeln, die Texte verstehen; sie können auch Emotionen in Texten identifizieren.
„Seid euch bewusst: es wird sicher nicht leicht. Es wird sehr hohe Ups, aber auch sehr tiefe Downs geben. Aber macht es!“
Géraldine Al-Nemri
Géraldine studierte Geschichte und katholische Theologie auf Lehramt. Natürlich liegt da die Frage auf der Hand, mit welcher Zielsetzung sie in dieses Studium gegangen ist – und warum sie dann doch in eine andere Richtung abgebogen ist. Géraldine lacht. „Ganz ehrlich: Ich hatte anfangs nicht wirklich einen Plan. Ich habe sehr viele verschiedene Sachen studiert, von Kunstgeschichte bis Islamwissenschaft – ganz einfach, weil mich viele Themen sehr interessieren. Der Lehrberuf war dann für mich zu Beginn eine Möglichkeit, dem Ganzen mehr Perspektive zu geben.“
Mit der Gründung verließ Géraldine diesen sicheren Weg. „Mir hatte die kreative Ebene gefehlt. Und die Gründung eines eigenen Unternehmens ist ein hochkreativer Prozess.“ Deswegen zögert Géraldine auch keine Sekunde bei der Frage, was sie Frauen rät, die eine Gründungsidee mit sich herumtragen: „Macht es! Seid euch bewusst: es wird sicher nicht leicht. Es wird sehr hohe Ups, aber auch sehr tiefe Downs geben. Aber macht es!“
„Ich bin überzeugt davon, dass Frauen großartige Unternehmerinnen und zeitgleich großartige Mütter sein können.“
Géraldine Al-Nemri
Wir brauchen Vorbilder wie Géraldine. Denn noch immer sind nur 11,9 Prozent aller Gründer*innen in Deutschland weiblich. Und das hat Gründe. „Ich hatte immer den Eindruck, dass ich als Frau einem Stereotyp folgen muss: entweder bin ich karriereorientiert, studiere was Ordentliches, erreiche etwas im Leben – oder ich bin familienorientiert, gehe in meiner Rolle als Hausfrau und Mutter auf. Die Facetten dazwischen scheinen gesellschaftlich mindestens problematisch. Das führt auch bei mir immer wieder zu Selbstzweifeln: Ich bin Gründerin und Mutter von fünf Kindern – da muss ich ja entweder eine schlechte Unternehmerin oder eine schlechte Mutter sein, oder?“
Dass die Strukturen noch lange nicht revolutioniert sind, zeige sich am Beispiel von Annalena Baerbock. Sofort sei von Seiten der Medien die Frage gestellt worden, ob sie als Mutter denn überhaupt diesem Job der Kanzlerin gewachsen sei. „Es geht also auch um das Frauen- und Familienbild in Deutschland“, findet Géraldine. Es sei ja nicht nur so, dass weniger Frauen gründen. Auch haben es weiblich geführte Start-ups häufig schwerer in Finanzierungsrunden. „Ich bin aber überzeugt davon, dass Frauen großartige Unternehmerinnen und zeitgleich großartige Mütter sein können.“
„Es ist uns ein Bedürfnis, vor allem andere Frauen zu eigenen Gründungen zu inspirieren. Mir persönlich hat das gefehlt.“
Géraldine Al-Nemri über ihre Teilnahme bei Tell your Story
Die Geschichte rund um den Aufbau von Scriptbakery wurde erst kürzlich in dem von Lexware initiieren Format Tell your Story vorgestellt. Das war eine ganz bewusste Entscheidung von Géraldine und ihren Mitgründer*innen. „Es ist uns ein Bedürfnis, damit vor allem andere Frauen zu eigenen Gründungen zu inspirieren. Mir persönlich hat das gefehlt. Und auch jetzt gibt es noch viel zu wenig Austausch zwischen uns Gründerinnen.“
Das Format Tell your Story, erzählt Géraldine weiter, habe sich unmittelbar nach der Publikation deutlich bemerkbar gemacht. „Aus ganz Deutschland haben wir Rückmeldungen bekommen. Auch die Mischung – Woman in Tech, Mutter, Migrationshintergrund – das hat irgendwie für Interesse gesorgt.“ Géraldine wünscht sich aber für die Zukunft noch mehr Feedback und Austausch. Strukturen können sich nur ändern, wenn darüber gesprochen wird, und wenn sich insbesondere Frauen beziehungsweise Gründerinnen vernetzen und miteinander etwas bewegen.
Lemulike: WGs für Alleinerziehende
Dieser Meinung sind auch Christina Vogt und Isabell Nanette Sommer, die zusammen mit Tommy Ahrens Lemulike gegründet haben. Nachdem sie bei Tell your Story von Lexware ihre Geschichte erzählt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht haben, bekamen sie viele neue Presse-Anfragen. Auch das Fernsehen meldete sich bei ihnen, wodurch sie ihre PR-Kampagne ausweiten konnten.
Aber gehen wir mal an den Anfang der Geschichte von Lemulike. Eltern werden es kennen: Wenn sich zwei Kinder finden, finden sich oft auch zwei Elternteile. In diesem Fall waren das Christina und Nanette auf einem Spielplatz in Hamburg. Die beiden freundeten sich an.
Nannette erinnert sich: „Als bei Christina die Trennung anstand und eine neue Wohnung gefunden werden musste, stand sie vor der Herausforderung, in der direkten Nachbarschaft bezahlbaren Wohnraum zu finden. Denn neben der Trennung sollte dem Sohn zumindest ein Kitawechsel und Umzug in einen neuen Stadtteil erspart bleiben.“ Da wurde klar, dass das Vorhaben, in eine Alleinerziehenden-WG zu ziehen, gar nicht so leicht umsetzbar war. Es gab einfach keine geeignete Website für die Recherche. So war die Idee von Lemulike geboren.
Der Name Lemulike ist noch toller, wenn man die Geschichte dahinter kennt: Die Lemuren gehören zur Gruppe der Feuchtnasenaffen, und die leben in der Tierwelt das Konzept von gemeinsamen Baby-Nestern schon lange vor. „Da Lemuren-Babys lange sehr unselbständig sind, schließen sich die alleinerziehenden Lemuren-Mütter zusammen, beaufsichtigen abwechselnd die Babys in gemeinsamen ,WGs’ und haben so Zeit für die Futtersuche.“
„In einer Alleinerziehenden-WG steht der Alltag mit Kindern im Fokus, man kann sich gegenseitig helfen, Alltag und Miete teilen und die Kräfte bündeln.“
Nanette Sommer, Christina Vogt
Im Namen Lemulike spiegelt sich also auch die Vision des Unternehmens: „Viele alleinerziehende Mütter und Väter kämpfen sich ohne Unterstützung durch den anstrengenden Alltag, versuchen tagtäglich Job, Kinder und Haushalt unter einen Hut zu bekommen. Wir möchten mit Lemulike den Betroffenen eine neue Perspektive bieten. In einer Alleinerziehenden-WG steht der Alltag mit Kindern im Fokus, man kann sich gegenseitig helfen, Alltag und Miete teilen und die Kräfte bündeln.“
Interessant war auch für die Gründerinnen, dass die Plattform Lemulike nicht nur in den Städten genutzt wird, sondern auch auf dem Land. „In der Großstadt sind häufig die hohen Mieten und der hart umkämpfte Wohnungsmarkt bei den kleineren Wohnungen der Grund, um bei uns zu inserieren. Auf dem Land hingegen schließen die Schulen und Kitas früher als in den Großstädten. Viel Zeit zum Arbeiten und Geldverdienen bleibt den alleinerziehenden Müttern und Vätern zwischen Bringen und Abholen da nicht. Eine Alleinerziehenden-WG wird in diesen Fällen häufiger in Erwägung gezogen, um die Betreuung der Kinder aufzuteilen.“
Hauptberuflich arbeitet Christina als Sport- und Mathelehrerin und Nanette ist als Diplom-Betriebswirtin angestellt. Der dritte im Bunde, Tommy, arbeitet als Anwendungsentwickler. Mit Lemulike möchten sie die Welt zu einem besseren Ort machen und Alleinerziehenden mit schlechter Lobby eine kostenlose WG-Plattform bieten. Getragen wird sie aktuell vor allem über Sponsoren und Werbung.
„Wir finden es wichtig, unsere Geschichte zu erzählen, um Menschen Mut zu machen, selbst zu gründen und ihre Ideen umzusetzen.“
Isabell Nanette Sommer und Christina Vogt über ihre Teilnahme bei Tell your Story
Wichtig ist den Gründer*innen, dass die Möglichkeit und Idee einer WG mit Kindern populärer wird. Das sei auch der Grund, erzählen Nannette und Christina, warum sie bei Tell your Story von Lexware mitgemacht haben. „Denn die Website nützt Alleinerziehenden nur dann etwas, wenn sie wissen, dass es uns gibt. Zum anderen finden wir es wichtig, unsere Geschichte zu erzählen, um Menschen Mut zu machen, selbst zu gründen und ihre Ideen umzusetzen.“
Nanette und Christina erzählen von einem Beratungsgespräch bei einem Rechtsanwalt, der ihnen Mut machte, die Sache in Angriff zu nehmen. Das sei wichtig für sie gewesen, denn beide finden, dass gerade Frauen ihre Ideen oft zu lange hinterfragen, daran zweifeln, zögern. Der Anwalt sagte damals: „Fangt einfach mal an!“
Fangt einfach an! – Tell your Story!
Dieser Satz ist auch das, was unter dem von Lexware initiierten Format Tell your Story stehen könnte. Wenn ihr gerade gegründet habt, eure Geschichte einem großen Publikum erzählen und anderen Frauen als Vorbild dienen möchtet: Bewerbt euch bei Tell your Story und erscheint in rund drei Millionen Zeitschriften und Magazinen wie brand eins, Die Welt, Die Zeit oder FAZ.