Foto: Sarah Berger

Asal Dardan: „Ich werde die Welt nicht als ,Ich‘, sondern nur in Gemeinschaft mit anderen verändern“

Wirklich wichtige politische Themen sollten über einem großen Topf Pasta besprochen werden. Davon ist unsere Moderatorin Aida Baghernejad überzeugt. Zu Gast im neuen Podcast Pasta&Politik ist die Autorin Asal Dardan. Sie bringt sizilianische Mandelpasta mit – und wichtigen Gesprächsstoff.

Asal Dardan hat ein außergewöhnliches Buch geschrieben, den Essayband „Betrachtungen einer Barbarin“ (Hoffmann und Campe, 2021). Er wurde für den Deutschen Sachbuchpreis 2021 nominiert, was Asal als Geschenk empfindet, denn es ist eben auch ein sehr persönliches Buch. Und gerade dieses Ineinandergreifen von Persönlichem und Politischem hat die Moderatorin Aida im Kern berührt, das spürt man bereits in den ersten Gesprächsminuten. „Vieles“, sagt Aida, „was du darin aufschreibst, kam ganz nah an meine eigenen Erfahrungen heran.“ Obwohl ihre persischen Migrationsbiografien sehr verschieden seien, gebe es hier übergreifende Wahrheiten.

„Die Dissonanz, die ich fühle, ist nicht darauf zurückzuführen, dass mit mir etwas nicht stimmt.“

Asal Dardan

Asal ist in Teheran geboren und als Kind iranischer Eltern in Deutschland groß geworden, die Erfahrung des Exils hat sie geprägt. Da habe es einen Bruch gegeben zwischen ihr und der Gesellschaft, viele Jahre sei sie sehr verwirrt durch das Leben gelaufen. Dann wurde ihr klar, dass „die Dissonanz, die ich fühle, nicht darauf zurückzuführen ist, dass mit mir etwas nicht stimmt. Sondern dass ich in der Gesellschaft anders positioniert bin und auch Sachen anders erlebe und eine andere Biografie habe als das, was so gemeinhin erzählt wird. Und das dann nicht nur wahrzunehmen, sondern auch zu verbalisieren – das ist der Prozess.“

Zehn Jahre lang habe Asal überhaupt nicht geschrieben. Da gab es einerseits im Studium vermeintliche Qualitätskriterien, die mit ihrer Art zu schreiben nicht übereinstimmten. Zum Beispiel hatte die reine Beschreibung einen hohen Stellenwert in den Seminaren für Literarisches Schreiben. „Mir ist aber egal, wie die Tapete aussieht“, sagt Asal.
Zudem gab es bei ihr auch dieses diffuse Bewusstsein, man müsse das Biografische von der Arbeit und vom wissenschaftlichen Forschen trennen.

„Ich wollte nicht nur das Ende eines Gedanken präsentieren, sondern den Verlauf, wie ein Gedanke oder eine Erkenntnis wächst, nachzeichnen.“

Asal Dardan über ihr Buch „Betrachtungen einer Barbarin“

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Asal beschäftigte sich schließlich mit der Darstellung von Trauma im Film, mit der Erinnerung an den Holocaust. „Wie erinnern Menschen Dinge, die weg sind? Wie erinnern sich Menschen an Brutalität, Mord, Massenmord? Wie lässt sich Lebensgeschichte fassen nach so einer Zäsur?“ Asal habe versucht, das auf ihre Art zu verstehen – als migrantisierte Person.

In „Betrachtungen einer Barbarin“ ist spürbar, dass die Autorin „nicht nur das Ende eines Gedanken präsentieren, sondern den Verlauf, wie ein Gedanke oder eine Erkenntnis wächst, nachzeichnen wollte.“ Aida nennt das im Gespräch eine „radikale Transparenz des Denkens“ beziehungsweise „des gedanklichen Prozesses“.

„Ich glaube schon, dass ein Gefühl des Wir wichtig ist. Aber du musst es konstruieren aus einer Tätigkeit, aus dem aktiven Machen dieses Wir – immer wieder. Du kannst es nicht darauf beziehen, dass wir mal groß waren oder wir mal toll waren oder wir mal diese Menschenrechte in die Welt gesetzt haben. Denn dieses Wir hat auch viele andere Sachen gemacht, die unter den Teppich gekehrt werden.“

Asal Dardan

Asal und Aida sprechen in Pasta&Politik auch über die Perspektive der Barbarin – und warum sie so wichtig ist. Sie sprechen über die Bedeutung des Wir. Über Hass im Netz, die Hilflosigkeit, die Überforderung und im Zuge dessen auch über Twitter, wo sich Aida und Asal kennengelernt haben. Ausgehend von der Schreib- und Leseerfahrung der beiden, entspannt sich ein intensives Gespräch, das lange nachhallt.

Unser Tipp: Kocht unbedingt die sizilianische Mandelpasta nach, setzt euch in die Sonne und hört die zweite Folge von Pasta&Politik mit Asal Dardan und Aida Baghernejad.

Sizilianische Mandelpasta – Foto: Conrad Wegener

Sizilianische Mandelpasta

Zwei Handvoll ganze Mandeln (kleine Packung, findet man meistens bei den Backzutaten, auf keinen Fall blanchiert, geröstet oder gesalzen)
2-5 Knoblauchzehen
Olivenöl 
Passata (passierte Tomaten, am liebsten 750 ml in der Flasche)
Parmesan 
Salz, Pfeffer, Chili
Packung Pasta (Spaghetti oder Rigatoni)
Ein kleiner Salat passt auch immer gut dazu.

Eine Handvoll Mandeln pro Person hacken (mit Haut) und in reichlich Olivenöl anbraten. Nach einer Weile zwei bis fünf gepresste oder gehackte Knoblauchzehen (je nach Geschmack) dazugeben. Darauf achten, dass die Mandeln nicht anbrennen! Bei Bedarf auch gern Chili dazu. Dann Passata (mindestens 700ml) dazu, die Soße darf nicht zu trocken oder dick sein. Dann mindestens 15-20 Minuten kochen während das Pastawasser sprudelt, am besten passen Spaghetti. Zum Schluss noch zwei bis drei Esslöffel Pastawasser zur Soße, dann die abgetropften Spaghetti dazu. Unbedingt viel Parmesan, ggf. ein Salat mit Zitrone und Olivenöl angemacht.

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Unser Partner für diese Folge von Pasta&Politik ist BookBeat. Wie oft denkst du dir: Wann habe ich endlich mal wieder Zeit, ein Buch zu lesen? – Das Tolle an Hörbüchern? Dass du sie in deinen Alltag integrieren kannst. Auf dem Weg von A nach B tauchst du ein in eine ganz andere Welt.
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Wir haben unsere heutige Gästin Asal Dardan bei Pasta&Politik gefragt, welches ihr liebstes Hörbuch ist. Asal zögert nicht lang. Das ist „Adas Raum“ von Sharon Dodua Otoo, zu hören als ungekürzte Lesung bei BookBeat. „Adas Raum“ verwebt die Lebensgeschichten vieler Frauen zu einer Reise durch die Jahrhunderte und über Kontinente. Dieser Roman erzählt davon, was es bedeutet, Frau zu sein.
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