Foto: Kerstin Rolfes

Ellen Damm: „Die Strukturen der Wissenschaft müssen verändert werden, nicht die Menschen“

Victoria Müller spricht bei LAB GAP mit führenden Wissenschaftlerinnen über Chancengleichheit in MINT-Berufen. Die Biogeochemikerin Dr. Ellen Damm erzählt in dieser Folge von ihrer Forschung auf dem Eisbrecher „Polarstern“ und warum die Arktis so faszinierend ist.

Ist eine Expedition in die Arktis nicht irgendwie auch vergleichbar mit einem Flug ins All? „Ja, vielleicht“, lacht Ellen Damm. In den Weltraum zu fliegen, stelle sie sich zwar noch verrückter vor. Aber das, was sie bei LAB GAP beschreibt, erinnert schon irgendwie an die Erforschung eines anderen Planeten.

„Diese Expedition war durch nichts zu toppen, weil ich das Glück hatte, nach all den Sommerexpeditionen das Ganze auch mal im Winter zu erleben. Und zwar mit allen Sinnen. Die Dunkelheit, die Kälte.“

Dr. Ellen Damm
Dr. Ellen Damm in der Arktis – im Hintergrund die „Polarstern“. Foto: Fr. Rinke | AWI

Im Gespräch mit Victoria Müller berichtet Ellen Damm von den schönen und von den schwierigen Seiten einer solchen Expedition. Denn so besonders es für Ellen war, im Winter in der Arktis zu sein, so geprägt war diese Zeit von Dezember 2019 bis Mai 2020 von Isolation und dem Verzicht auf Komfort. Auch diese Seite, betont Ellen, gehöre manchmal zur Wissenschaft.

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600 Forscher*innen aus 17 Ländern

Die Biogeochemikerin war Leiterin des Teams „Biogeochemie“ der Mission „MOSAiC“ (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) auf dem Forschungseisbrecher Polarstern. Die Vorbereitung dauerte ganze zehn Jahre. Die MOSAiC-Expedition war eine vom Alfred-Wegener-Institut angeleitete internationale Arktisexpedition. Insgesamt waren über 600 Forscher*innen aus 17 Ländern (82 Forschungsinstituten und Staatsunternehmen) auf der „Polarstern“ und den Versorgungsschiffen beteiligt.
Ziel der Expedition ist ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge zwischen globalen Klimaprozessen und der zentralen Arktis.

„Für Europa ist das arktische Klima das entscheidende Klima.“

Dr. Ellen Damm
Fernmessungen können sehr viel ungeneuer sein als Messungen vor Ort. Foto: Fr. Rinke | AWI

Ellen erforscht Gase, die ganz natürlich im Eis eingelagert sind. Eines dieser Gase ist Methan. Schmilzt das Eis, so wird Methan freigesetzt und kann zur Erderwärmung beitragen. Ellen stellt in der Arktis durch Messungen fest, wie viel Methan im Eis eingeschlossen ist. Somit können auch Rückschlüsse auf den Klimawandel gezogen werden.

Neue Strukturen

Bei LAB GAP erzählt Ellen Damm aber nicht nur über ihre Forschung. Es geht auch darum, warum es Frauen oft schwerer gemacht wird, in die Wissenschaft zu gehen. Sie erzählt von ihrem eigenen schwierigen Karriereweg; von ihrem Studium in der damaligen DDR, von den Anfängen am Alfred-Wegener-Institut und warum sie davon profitiert, zweigleisig zu fahren: Familie UND Wissenschaft – und wie es möglich sein kann, beides irgendwie in eine Balance zu bringen. Allerdings, sagt sie, sei in dieser Hinsicht auch noch jede Menge zu tun.

„Wie bei vielem in Deutschland haben wir eigentlich Reformstau bei den Strukturen. Strukturen müssen verändert werden. Nicht die Menschen müssen so verändert werden, dass sie in die Struktur passen.“

Dr. Ellen Damm

Wenn ihr wissen möchtet, warum das Leben auf einem Polarschiff durchaus mit einem Klosteraufenthalt vergleichbar ist, welche Voraussetzungen man braucht, um selber Teil einer solchen Expedition zu sein und an welchen Stellen in unserem Leben wir selbst diejenigen sind, die die Richtung vorgeben sollten: Hört diese LAB GAP-Folge mit der Polarforscherin Ellen Damm.

600 Forscher*innen aus 17 Ländern waren an der MOSAiC-Expedition beteiligt. Foto: Fr. Rinke | AWI

LAB GAP mit Victoria Müller

Wie kann Wissenschaft weiblicher werden? In LAB GAP geht Victoria Müller dieser Frage zusammen mit hochrangigen Wissenschaftlerinnen nach. Noch immer wird Forschungspotenzial verschenkt, weil zu wenig hochqualifizierte Frauen in der Forschung arbeiten. Victoria Müller beleuchtet in LAB GAP die Strukturen, die dahinterstecken. Sie schaut mit führenden Wissenschaftlerinnen in ihre Labore und Raumstationen und macht weibliche Vorbilder sichtbar.

In der ersten Folge spricht Victoria Müller mit Marylyn Addo darüber, wie man eigentlich einen Impfstoff entwickelt und was der Unterschied zwischen einer Virologin und einer Infektiologin ist.

Die „Raketenfrau“ Anja Frank erzählt in Folge zwei von ihrer Faszination für große Maschinen, als sie noch ein kleines Kind war. Und sie führt aus, warum junge Frauen und Mädchen keine Angst davor haben sollten, in Männerdomänen zu arbeiten.

Deutschland hat erst elf Männer in den Weltraum geschickt. Keine einzige Frau. Das will die Astronautin-Anwärterin Suzanna Randall ändern. Von ihrem Weg erzählt sie in der dritten Folge von LAB GAP.

Jedes Jahr werden in Deutschland rund drei Millionen Tiere für Versuche benutzt. Die Toxikologin Nadine Dreser erklärt in der vierten Folge, wie sie Testmethoden entwickelt, für die keine Tiere leiden müssen – und wieso Tierversuche weniger zuverlässig sind als ihr Ruf.

Kenza Ait Si Abbou, leitende Managerin für künstliche Intelligenz und Robotik, erzählt Victoria Müller in der fünften Folge von LAB GAP, welch ungeheuer wichtige Rolle Diversität bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz spielt.

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