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Liebe Frauen, wenn wir Karriere machen wollen, müssen wir egoistischer werden!

Viele von uns sind unzufrieden mit ihrer Jobsituation – und daran sind wir selbst schuld.

Wir sind konfliktscheu

Meine Freundinnen erzählten mir kürzlich wie unzufrieden sie mit ihren aktuellen Jobs sind. Und ich bin geschockt davon zu sehen, dass sie an ihrer Misere zu einem großen Teil selbst Schuld haben. Uns ist es wichtiger, nicht bei Kollegen, Freunden und Vorgesetzten anzuecken. Wir wollen es anderen Recht machen, anstatt für unsere eigenen Ziele zu kämpfen. Am Ende sind wir enttäuscht darüber, dass wir unseren Traum nicht verfolgt haben und sich andere nicht genauso selbstlos verhalten.

Drei Beispiele aus meinem Freundeskreis, die aufzeigen, wie sehr wir darauf aus sind, es eher anderen Recht zu machen als uns selbst:

Freundin Nr.1

Sie ist als Beraterin tätig und so gar nicht zufrieden mit ihrer Stelle. Ihr ist der Job deutlich zu zahlenlastig und zu wenig kreativ. Aber trotzdem verlängert sie den Vertrag um ein weiteres Jahr. Auf meine Rückfrage, warum sie nichts anderes suche oder zumindest in eine andere Abteilung wechsle, meint sie: „Mein Chef hat mich so sehr unterstützt, obwohl ich keine Erfahrung in diesen Bereich hatte. Er wäre sehr sauer, wenn ich jetzt die Abteilung wechseln würde. Er hat doch so viel für mich getan, da will ich ihn nicht enttäuschen.”

Freundin Nr.2

Sie promoviert mit einer Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität. Ein Teil der Doktoranden muss leider auf Anstellung verzichten, da es zu wenig Fördergelder gibt (über diesen Missstand würde sich ein separater Artikel lohnen). Meine Freundin hatte aber das Glück einen befristeten Vertrag zu ergattern. Sie tritt aber einen Teil ihrer Stelle an einen Kollegen ab, so dass dieser bequem weiter promovieren kann. Sie verzichtet auf 50 Prozent ihres Gehalts, in der Hoffnung, der Kollege würde sich ihr gegenüber ebenso großzügig verhalten.

Im übernächsten Jahr trifft sie die Stellenstreichung tatsächlich. Doch der Kollege ist nicht bereit, seine Stelle mit ihr zu teilen. Er meint, es wäre zwar ein netter Zug von ihr gewesen, aber er möchte erstmal seine eigene Promotion weiter voranbringen. Und schon gar nicht auf Gehalt verzichten. Sie ist schwer enttäuscht, dass sie so viel guten Willen gezeigt hat und es dafür keinen Dank gibt. Umso schlimmer, dass sie jetzt aufgrund des kleinen Gehalts nicht genügend Ersparnisse hat, um die Promotion ohne Anstellung fortzuführen.

Freundin Nr.3

Sie hat endlich das Studium geschafft und träumt von einer journalistischen Karriere. Leider ist ihr Freund nur mäßig davon begeistert, dass sie für ein Volontariat in die eine Autostunde entfernte Stadt pendeln möchte. Ihr Freund hat Sorge, sie könne das Großstadtleben für sich entdecken und gar am Ende dorthin ziehen wollen. Das Ganze endet in einem großen Streit. Aus Angst, ihr Freund könnte sich von ihr trennen, verzichtet sie auf ein mögliches Volontariat bei einem großen Verlagshaus. Sie findet zwar eine Anstellung in ihrer Heimat als Assistenz der Geschäftsführung, weint aber seither ihrer verpassten Chance nach, die ihr die journalistische Ausbildung hätte bieten können.

Das sind nur drei Beispiele, die zeigen, dass wir Frauen oftmals noch gar nicht so tough sind, wie wir das gerne wären. Wir haben Angst jemanden zu enttäuschen, doch enttäuschen am Ende nur uns selbst, und verpassen so Karrierechancen. Tatsächlich könnte ich unzählige Beispiele mehr aufzählen. Wie viele ähnliche Beispiele kennt ihr? Ich frage mich, würden Männer genauso selbstlos auf Karrierechancen verzichten, nur um es Anderen Recht zu machen?

Nehmt euch, was euch zusteht!

Vielleicht ist es auch eher eine Charaktereigenschaft als ein Frau-Mann-Ding. Nichtsdestotrotz machen wir Frauen uns oft unnötig klein, weil wir andere nicht enttäuschen möchten. Oder Angst davor haben, wenig beliebt/geliebt zu sein. Könnte Freundin Nr.1 einen viel erfüllenderen Job haben? Könnte Freundin Nr.2 längst ihre Promotion in der Tasche haben? Wäre Freundin Nr.3 schon längst erfolgreiche Journalistin? Ja, gut möglich. Und ja, vielleicht wäre der ehemalige Chef enttäuscht. Vielleicht hätte der Kollege ohne die geteilte Stelle länger für seine eigene Promotion gebraucht. Vielleicht würde sich der Freund trennen. Aber wahrscheinlich wären meine Freundinnen mit ihrer Jobsituation viel glücklicher.

Hinzukommt: Ist es nicht vielleicht der falsche Partner, wenn er unsere Karriere nicht unterstützt? Wird uns der freundliche Chef, vielleicht nicht am Ende durch eine motivierte Kollegin ersetzen, wenn es hart auf hart kommt? Und welcher Kollege verzichtet tatsächlich auf sein Gehalt um andere Karrieren zu fördern?

Also seit auch mal egoistisch und macht es euch selbst Recht! Es liegt nämlich auch manchmal an uns, dass unsere Karriere nicht so vorangeht, wie wir uns das wünschen. Am Ende dankt uns selten jemand dafür, dass wir für sie auf die eigene Verwirklichung verzichtet haben.

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