Foto: SPD

Saskia Esken: „Wir haben durch Corona eine starke Retraditionalisierung der Rollen erlebt“

Wirklich wichtige politische Themen sollten über einem großen Topf Pasta besprochen werden. Davon ist unsere Moderatorin Aida Baghernejad überzeugt. Zu Gast im neuen Podcast Pasta&Politik ist Saskia Esken, die Bundesvorsitzende der SPD. Sie bringt vegane Bolognese mit und Geschichten aus der ganz großen Politik.

„Dass ich jetzt Bundesvorsitzende bin, das war von den Strukturen so nicht vorgesehen, aber die SPD hat sich entschieden, einen anderen Weg zu gehen. Das war ziemlich mutig.“ Saskia Esken ist eine Frau, die polarisiert. Und eine, die sich immer wieder neu erfindet: Straßenmusikerin, Paketbotin, Kellnerin, ein abgebrochenes Studium, eine Ausbildung zur Informatikerin, Mitglied in der SPD und seit Dezember 2019 Bundesvorsitzende gemeinsam mit Norbert Walter-Borjans.

„Wir müssen daran arbeiten, dass Frauen nicht nur Frauenpolitik machen!“

Saskia Esken

Bei veganer Bolognese – das Rezept findet ihr wie immer im Anschluss – sprechen Aida und Saskia darüber, ob Frauen eigentlich anders Politik machen als Männer. „Ich glaube“, sagt Saskia, „dass Frauen andere Lebensrealitäten und Lebenserfahrungen einbringen in die Politik. Wenn man es schafft, gut bei sich zu bleiben, dann versucht man auch nicht, die Strukturen nachzuahmen, die die Männer anbieten, sondern findet neue. Und ich glaube, dass wir anders netzwerken als Männer.“ Saskia wünscht sich, dass Frauen nicht nur nach Frauenthemen gefragt werden und vor allem, dass Frauen nicht nur Frauenpolitik machen – oder „am liebsten noch Familie“.

Jahrzehnt der Gleichstellung

In ihrer Recherche ist Aida im aktuellen Wahlprogramm der SPD auf die Formulierung „Das Jahrzehnt der Gleichstellung” gestoßen. „Ich glaube, dass wir derzeit ein Rollback erleben“, nickt Saskia. Dass Frauen herhalten müssen, wenn es um Familie und Care-Arbeit geht, habe ja auch die Pandemie gezeigt. „Wir haben durch Corona eine sehr starke Retraditionalisierung der Rollen erlebt. Nicht, weil die Leute so konservativ in ihren Köpfen sind, sondern weil die Verhältnisse so sind.“ Auch sie habe nach den Geburten ihrer drei Kinder die Berufstätigkeit zunächst aufgegeben.

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Saskia stammt aus der Nähe von Stuttgart, schon ihre Eltern waren SPD-Mitglieder. Als Jugendliche war ihr die Partei aber nicht links genug. 1990 trat sie mit 29 Jahren aber trotzdem ein. 2013 wurde sie Beisitzerin im baden-württembergischen Vorstand der SPD, 2013 zog sie erstmals in den Bundestag ein. Saskia Esken gehört dem linken Flügel der Partei und der Fraktion an, sie ist als Kritikerin der Agenda 2010 und Hartz IV bekannt.

Empfinden Sie sich als mächtig?

Was bedeutet „Macht“ für eine Saskia Esken? Wie lässt sich das Thema Gleichberechtigung gerade in der Politik gegenwärtig einordnen? Wie steht es um den Zustand der SPD? Und: Wie führt man eine Partei, die in einer Abwärtsspirale gefangen ist?

Am Ende möchte Aida natürlich auch von Saskia wissen, mit welcher Persönlichkeit sie gern mal einen Teller Pasta essen möchte. Wer das ist, verraten wir an dieser Stelle natürlich noch nicht. Aber wir verraten schon mal, dass das Essen, das Saskia ihrer Gästin auftischen würde, sehr scharf sein müsste… Ebenso scharf vielleicht wie die Fragen, die Aida der Bundesvorsitzenden bei Pasta&Politik stellt. Also: Hört euch dieses Gespräch unbedingt an – und vergesst die Chilischoten nicht!

Vegane Bolognese – Foto: Aida Baghernejad

(Vegane) Bolognese á la Saskia Esken

1 kg Rinderhack / Sojaschnetzel
Olivenöl
5 große Zwiebeln
5 Knoblauchzehen
2 Möhren
1 Zucchini
2 Chilischoten
Salz, schwarzer Pfeffer, Paprikapulver, Oregano, Thymian Tomatenmark
1/2 l Rotwein
2 Dosen Tomaten
 
„Die Sojaschnetzel müssen eingeweicht werden und gut abtropfen, dann kann man sie verwenden wie das Hackfleisch. Egal ob Rinderhack oder Sojaschnetzel, beides braucht zum Braten viel Olivenöl und muss dann krümelig gebraten werden, bevor man Zwiebelwürfel und die Chilis dazutut. Wenn die Zwiebeln glasig sind, kommt das grob geraffelte Gemüse dazu. Auch das muss glasig werden, bevor Paprikapulver (süß und scharf) und die Kräuter, Salz und Pfeffer zum Einsatz kommen und eine Tube Tomatenmark. Erst wenn sich das alles wieder ein bisschen verbunden hat, lösche ich mit einem Glas Wein ab, das andere trinke ich, während die ganze Bolognese mit den Dosentomaten wenigstens noch eine Stunde vor sich hin köchelt. Abschmecken kann man, aber meistens passt es schon vorher.“

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Wir haben unsere Gästin Saskia Esken bei Pasta & Politik gefragt, welches ihr liebstes Hörbuch ist. „100 Jahre Einsamkeit“, antwortet Saskia. Mit diesem Roman gelang dem Nobelpreisträger Gabriel García Márquez im Jahr 1967 der Durchbruch. Er erzählt die hundertjährige Familiengeschichte der Buendias – eine Geschichte von Siegen und Niederlagen, hochmütigem Stolz und blinder Zerstörungswut. Die Tragödie Lateinamerikas spiegelt sich in der phantastischen Welt des fiktiven Dorfes Macondo, das an die kolumbianische Heimat des Schriftstellers erinnert.
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