Fotocollage, die Bilder von Esra Karakaya, Ilka Brühl, Annton Beate Schmid, Tanja Queckenstedt und Michaela Dudley zeigt.
Fotos: s. Artikel

„Ich bin für maximal eineinhalb Stunden kreativ – es hat gedauert, bis ich das akzeptiert habe“

Das Buch, das ein Bestseller wird, die Show, deren Klicks durch die Decke gehen, der Song, den alle in Dauerschleife hören: das Glück der perfekten Idee. Wie entstehen die Ideen kreativer Köpfe, was inspiriert sie und worauf sind sie stolz? Das haben wir fünf Persönlichkeiten gefragt.

„Zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ sagt man so schön, wenn etwas gut funktioniert hat. Erfolg entsteht meist aus einer Mischung aus harter Arbeit und Glück. Oft gehen viele, viele gescheiterte Versuche voraus, bevor die eine Idee einschlägt. Und bis das geschieht, heißt es: Nicht aufgeben und weiter um die Ecke denken.

Wir haben mit fünf Personen über Kreativität gesprochen – was treibt sie an, wo sind sie am kreativsten und was machen sie, wenn sie eine Kreativ-Blockade haben? Ihre Antworten können euch hoffentlich dabei helfen, der eigenen Kreativität neuen Schwung zu geben.

Ilka Brühl ist Autorin und Illustratorin, schreibt am liebsten direkt nach dem Aufstehen und lässt sich täglich von ihrer Umgebung inspirieren; Esra Karakaya ist Produzentin, Journalistin und Gründerin der Youtube-Talkshow KARAKAYA TALKS und hat lange gebraucht, bis sie sich eingestehen konnte, dass sie pro Tag nicht länger als eineinhalb Stunden kreativ sein kann. Annton Beate Schmidt ist Malerin und Illustratorin und findet ihre Inspiration am Besten während sie arbeitet, Tanja Queckenstedt coacht und berät Führungskräfte und zeigt sich während kreativen Arbeiten am verletzlichsten, Dr. Michaela Dudley ist Kolumnistin, Kabarettistin und Keynote-Rednerin und rät dazu, mit Passion und Präzision an Projekten zu arbeiten, sich aber auch nicht in Perfektionismus zu verlieren.

Ilka Brühl

Ilka Brühl ist gelernte Maschinenbau-Ingenieurin und hat sich 2020 als Autorin und Illustratorin selbstständig gemacht. Sie wurde mit einer Lippenspalte geboren und hat sich deshalb lange Zeit anders gefühlt. Heute kann sich Ilka so akzeptieren, wie sie ist – mit ihrer Arbeit möchte sie auch anderen Mut machen, das ebenfalls zu tun. Seit 2018 hostet sie den Podcast „Du bist wunderbar“, der Schluss mit Schubladendenken machen soll.

Foto: Privat

Wann und wo bist du am kreativsten?

„Wichtig ist, dass ich mich in der Situation wohlfühle und es mir gemütlich mache. Die Zeit variiert dabei, je nachdem um welche Tätigkeit es geht. Ich schreibe am liebsten direkt nach dem Aufstehen mit dem ersten Kaffee. Dann ist mein Kopf noch frei und die Gedanken fließen ungehindert. Illustrieren fällt mir leichter, das geht eigentlich immer. Hier wechsle ich gerne mal den Ort und versuche Abwechslung hineinzubringen. Während ich beim Schreiben meist nur Regengeräusche oder instrumentale Musik höre, darf es zum Illustrieren auch ein Podcast oder Hörbuch sein.“

Wer oder was inspiriert dich aktuell?

„Da müsste ich eher fragen: Was nicht? Ich werde sehr schnell inspiriert. Das kann eine besonders schöne Lichtreflexion sein, ein spannender Geruch, eine Doku, ein Gesprächsfetzen, nichts ist ausgeschlossen. Besonders unsere Natur fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Manchmal ist das auch ein Fluch, weil meine Zeit niemals ausreichen wird, alle Ideen umzusetzen. Doch eigentlich bin ich extrem dankbar dafür.“

Welche kreative Idee hattest du in letzter Zeit, auf die du stolz bist?

„Die Frage ist gar nicht so einfach, weil ich eher zum Impostor-Syndrom neige. Ich vergleiche mich zwar nicht ständig mit anderen, würde aber auch nicht sagen, dass ich besonders stolz bin. Ich mag meine Werke, sehe aber immer, was ich noch besser machen könnte. Besonders gerne mag ich den Kater aus meinem Bilderbuch ,Milo – der Naschkater‘. Ich bin zufrieden damit, wie süß der kleine Kerl geworden ist und freue mich, wenn mir Eltern davon berichten, wie gut er bei ihren Kindern ankommt.“

Was machst du, wenn du eine Kreativ-Blockade hast?

„Abstand zu dem Projekt gewinnen, wenn ich es mir zeitlich erlauben kann. Dann legt sich die Blockade meist von allein. Zum Glück kommt das wirklich selten bei mir vor. Aber jedes Mal, wenn ich ein neues Illustrationsprojekt starte, vergleiche ich mich mit meinen Vorbildern und zweifle so stark, dass ich kurz davor bin, abzubrechen. Bei Büchern ist es die Mitte, bei der ich strauchle. Man hat schon so viel Arbeit reingesteckt und es liegt noch so viel vor einem. Wen soll das überhaupt interessieren? Ist das gut genug? Doch oft erlaubt es der Zeitplan nicht, das Projekt zur Seite zu legen. Stattdessen versuche ich es dann mit ausgedehnten Spaziergängen, gutem Essen, Büchern und Filmen.“

„Man wird nie etwas völlig Neues erschaffen, denn die eigenen Werke werden stets von anderen inspiriert.“

Hast du schon mal eine Idee von jemanden geklaut?

„In meiner Teenager*innenzeit auf jeden Fall. Da habe ich oft Figuren aus Mangas abgemalt und nur minimal verändert, doch die Zeichnungen waren ja nur für mich und meine Freund*innen. Als ich älter wurde, ist mir der Wert von kreativer Arbeit immer bewusster geworden und ich achte tunlichst darauf, nicht zu kopieren. Dafür habe ich zu viel Respekt vor den Ideen anderer. Doch man wird nie etwas völlig Neues erschaffen, denn die eigenen Werke werden stets von anderen inspiriert. Man sollte allerdings darauf achten, dass es nicht zu ähnlich wird. Deshalb arbeite ich immer mit möglichst vielen Referenzen, um nicht aus Versehen jemanden zu kopieren.“

Hast du Tipps, wie jede*r in einem Arbeits-Team die eigene Kreativität am besten entfalten kann?

„Ich arbeite meist allein. In der Zusammenarbeit mit anderen finde ich sinnvoll, verschiedene Stärken und Schwächen zu nutzen und sich zu ergänzen. Außerdem ist es wichtig, dass man individuelle Geschmäcker und Stile akzeptiert. Nur weil ich eine andere Farbpalette bevorzuge, muss sie nicht besser sein. Sachliche Kritik kombiniert mit Wertschätzung ist eine gute Voraussetzung für ein gutes Miteinander.“

Esra Karakaya

Esra Karakaya wirkt als Produzentin, Journalistin und Gründerin eines Medien-Start-ups hinter der Youtube-Talkshow KARAKAYA TALKS. Das Grimme-nominierte und Grimme-Online-ausgezeichnete Format kuratiert Expert*innen und Themen von Pop bis Politik, die Millennials und Gen Zs of Color bewegen. Mit viel Humor und Mut für unangenehme Themen will KARAKAYA TALKS einen neuen Maßstab für eine respektvolle und empathische Diskussionskultur setzen.

Foto: Meklit Tsige Fekadu

Wann und wo bist du am kreativsten?

„Ich bin safe am kreativsten am Morgen und für maximal eineinhalb Stunden. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich vor ein paar Jahren akzeptiert habe, dass ich pro Tag leider nicht mehr oder länger kreativ sein kann. Wenn ich kreativ sein möchte, bin ich gerne allein, rede laut vor mich her, habe Kreativ-Sessions oder arbeite mit einer weiteren kreativen Person zusammen. Ich arbeite gut mit Impulsen und liebe es, wenn ich mich mit anderen in ein Thema reinsteigern kann. Außerdem glaube ich, dass ich mit vollem Magen nicht so kreativ bin. Das ist bis jetzt nur eine Vermutung, aber ich werde dem noch auf den Grund gehen! (lacht)“

Wer oder was inspiriert dich aktuell?

„Eigentlich voll basic: Mich inspiriert es, neue Welten kennenzulernen. Zum Beispiel Virtuelle Realität oder aktuelle Geschichten von erfolgreichen Unternehmen.“

Welche kreative Idee hattest du in letzter Zeit, auf die du stolz bist?

„Gerade eben als ich am Skipt für mein neues Format ,ESRAS KOPFKINO‘ geschrieben habe. Ich schwör, das macht so viel Spaß!“

Was machst du, wenn du eine Kreativ-Blockade hast?

„Safe: rausgehen, spazieren, Freund*innen treffen und eine pfeifen. Manchmal habe ich eine Blockade bei Comedy-Skripten, da braucht es Ruhe und Abstand. Ganz oft hilft es, nach der Pause die Reaktionen von Freund*innen zum Skript zu sehen, die ich selber lustig finde.“

„Es braucht Raum für ganz viele schlechte Ideen.“

Hast du schon mal eine Idee von jemanden geklaut?

„Ich dachte mir gerade direkt: Lord, did I ever do that?! Falls ja: Herr, vergib mir meine Sünden! (lacht) Aber nein, ich denke nicht. Natürlich habe ich mir schon einmal Sachen woanders abgeguckt, aber da war dann immer klar und erkennbar, woher das ursprünglich kam.“

Hast du Tipps, wie jede*r in einem Arbeits-Team die eigene Kreativität am besten entfalten kann?

„Was ich bei uns im KARAKAYA-TALKS-Team beobachte, sind folgende Dinge: Wir sind gemeinsam kreativer, wenn wir physisch an einem Ort sind. Methoden, um über den Tellerrand zu schauen, helfen total. Die Annahme, dass etwas nicht möglich oder nicht umsetzbar ist, hemmt. Je diverser die Erfahrungshorizonte in einem Team sind, desto kreativer sind die Prozesse. Impulsgeber*innen brauchen Wertschätzung. Es braucht Raum für ganz viele schlechte Ideen. Alle im Team sollen sich viel Ruhe nehmen und Erholung bekommen können.“

Annton Beate Schmidt

Annton Beate Schmidt ist Malerin und Illustratorin. In ihren jüngsten Arbeiten bewegt sie sich mehr und mehr innerhalb des klassischen Genres Porträtmalerei und malt mehrheitlich Darstellungen von Frauen samt ihren Geschichten dahinter. Als ausgebildete Film- und Fernsehcutterin wirkte sie an vielen Produktionen mit, schrieb Drehbücher und produzierte diverse Kurzfilme, bevor sie 2001 nach Auckland zog und seitdem hauptberuflich als bildendende Künstlerin arbeitet. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin, eröffnete sie 2008 das Atelier Schmidt. Sie schreibt außerdem Texte und hält Vorträge über das Thema Kunst, Feminismus und Inklusion. 2016 zog sie nach Brandenburg und lebt und arbeitet in einem kleinen Dorf in der Nähe von Luckenwalde.

Foto: Sally Lazic

Wann und wo bist du am kreativsten?

„In meinem Atelier, beim Arbeiten. Es ist tatsächlich nicht so, dass die Inspiration mich aus dem Nichts anspringt – irgendwo sitzend und in den Himmel guckend. Ich muss arbeiten, um meiner Kreativität Raum und Sprache zu geben. Das ist zugegeben nicht meine Entdeckung. Ich habe tatsächlich selbst eine ganze Weile gebraucht, um das zu erkennen. Es gibt ein Zitat von Pablo Picasso, das diesen Effekt sehr treffend umschreibt: ,Die Inspiration existiert, aber sie muss dich bei der Arbeit finden.‘“

„Es ist tatsächlich nicht so, dass die Inspiration mich aus dem Nichts anspringt – irgendwo sitzend und in den Himmel guckend. Ich muss arbeiten, um meiner Kreativität Raum und Sprache zu geben.“

Wer oder was inspiriert dich aktuell?

„Das ist schwer zu sagen, weil ich eigentlich die ganze Zeit inspiriert werde. Aber wenn ich etwas konkret benennen soll, dann ist es die amerikanische Malerin Jamie Luoto. In großflächigen Selbstporträts, der Serie „I believe in ghosts“, beleuchtet sie die langfristigen, psychologischen Folgen wiederholter, sexueller Übergriffe. Sie beschreibt das unter anderem, als einen Akt der Selbsterhaltung. So traumatisch dieses Thema ist, ich war selten so eingenommen von Arbeiten, wie von ihren.“

Welche kreative Idee hattest du in letzter Zeit, auf die du stolz bist?

„Ende letzten Jahres, mitten in der zweiten großen Corona-Welle, habe ich das „Women Laughing Project“ ins Leben gerufen. Ob in der Malerei oder in der Fotografie: lachende Frauen sind in Porträts noch immer selten. Selbst bei ausgiebiger Recherche findet sich höchstens einmal ein Lächeln oder ein Lachen, das dann schüchtern hinter einer Handfläche versteckt bleibt. Laute und kräftig lachende Frauen galten viele Jahrhunderte hindurch als unweiblich. Auch heute noch wird es in manchen Kontexten zumindest als nervig bezeichnet. Mit dem „Women Laughing Project“ versuche ich das zu ändern und die Darstellung von Frauen, ihrer Vielfalt und ihrem Lachen zu erweitern. Lautes und ungehemmtes Lachen birgt für mich nicht nur Stärke und Selbstbewusstsein, sondern auch Schönheit.“

Was machst du, wenn du eine Kreativ-Blockade hast?

„Es kommt darauf an, wie klug ich es schaffe, in solchen Momenten zu reagieren. Die beste Methode ist, die Arbeit Arbeit sein zu lassen und mir stattdessen unseren Hund zu schnappen und raus in die Natur zu gehen. In der dunklen Jahreszeit gehe ich auch mal ins Bett und schlafe zwanzig Minuten oder eine Stunde – bis ich das Gefühl habe, genug Abstand von der Blockade zu haben. Und Kochen, das hilft mir auch. Am besten ein Gericht, von dem ich weiß, dass ich es gut kann. Die weniger klugen Methoden sind Schokolade essen, Serien binge-watchen und Computerspiele spielen. Aber schön sind sie trotzdem auch.“

Hast du schon mal eine Idee von jemanden geklaut?

„Nein, da würde ich würde mich selbst langweilen. Inspiration durch die Arbeit anderer Künstler*innen gibt es natürlich schon, die fließt auch unbewusst in den eigenen Prozess ein. Aber sobald mir das auffällt, beende ich den Prozess.“

Hast du Tipps, wie jede*r in einem Arbeits-Team die eigene Kreativität am besten entfalten kann?

„Da ich als Malerin und Illustratorin, abgesehen von Absprachen mit Auftraggeber*innen, ja immer alleine arbeite, fällt es mir etwas schwer, hier Tipps für ein Team zu geben. Grundsätzlich ist aber mein wichtigster Tipp: Routinen und eine klare Aufgabenverteilung geben die meiste Kreativität frei. Das mag furchtbar langweilig klingen, aber ich fange immer zur gleichen Zeit im Atelier an und time sogar mein Mittagessen. Phasen in denen mir das gelingt, sind die Phasen, in denen ich die meiste und beste Arbeite erschaffe.“

Dr. Michaela Dudley

Dr. Michaela Dudley, eine Berliner trans Frau mit afroamerikanischen Wurzeln, ist Kolumnistin, Kabarettistin und Keynote-Rednerin. In der „taz“ veröffentlicht sie ihre Kolumne „Frau ohne Menstruationshintergrund“. Sie schreibt zudem sozialkritische Artikel für den „Tagesspiegel“, das LGBTQIA+-Magazin „Siegessäule“ sowie für „Missy Magazine“ und „RosaMag“. Ihr Essayband „Race Relations: Essays über Rassismus“ erscheint Anfang 2022. Die gelernte Juristin setzt sich für die Würdigung der Vielfalt ein. Ihr satirisches, musikalisch untermaltes Kabarettprogramm heißt „Eine eingefleischt vegane Domina zieht vom Leder“.

Foto: Carolin Windel

Wann und wo bist du am kreativsten?

„Spätnachts und frühmorgens. Diese ,ruhigen‘ Stunden bilden einen idealen Rahmen für meine Kreativität. Ganz egal, ob im Boudoir oder im Büro. Wobei Geistesblitze mich überall treffen können und das zu jeder wachen Zeit oder auch im Traum.“

Wer oder was inspiriert dich aktuell?

„Mein kommendes Buch. Es heißt ,Race Relations: Essays über Rassismus‘. Meine Devise lautet: ,Die Entmenschlichung fängt mit dem Wort an, die Emanzipierung aber auch’. In diesem Sinne verwende ich Storytelling für Empowerment. Es inspiriert mich zu wissen, dass ich dadurch auch andere empowern kann.“

Welche kreative Idee hattest du in letzter Zeit, auf die du stolz bist?

„Mein Buch.“

Was machst du, wenn du eine Kreativ-Blockade hast?

„Kreativ-Blockaden habe ich meist nur bei der Überbrückung von Absätzen, Strophen oder Szenen, die schon feststehen. Dabei stellt sich die Frage: Wie verknüpfe ich sie idealerweise miteinander? Oh ja, das kann frustrierend sein. Es ist wichtig, auch solche Blockaden zu überstehen. Was ich dagegen tue? An einer anderen Schöpfung arbeiten. Ansonsten Schach spielen, gerne mit mir selbst oder gegen den Rechner. Außerdem fahre ich gerne Bahn, sehe die Landschaften und lausche dem Rauschen. Hauptsache Bewegung – und auch Begegnung. Ich habe die Bahncard 100 First und kann so jederzeit durch die Republik fahren. Ich jogge auch gerne. Zudem sind Selbstgespräche oft eine gute Quelle der Inspiration.“

„Man sollte keine Angst davor haben, kein perfektes Meisterwerk abzugeben. Gerne soll man ein Meisterwerk anstreben, Passion und Präzision sind wichtig – aber Perfektionismus ist nach einem gewissen Grad nichts weiter als Zaghaftigkeit.“

Hast du Tipps, wie jede*r in einem Arbeits-Team die eigene Kreativität am besten entfalten kann?

„Freiraum und entsprechende Zeit fordern. Deadlines sind zur Orientierung gut, aber nicht wenn sie als Daumenschrauben benutzt werden. Man sollte keine Angst davor haben, kein perfektes Meisterwerk abzugeben. Gerne soll man ein Meisterwerk anstreben, Passion und Präzision sind wichtig – aber Perfektionismus ist nach einem gewissen Grad nichts weiter als Zaghaftigkeit. Der Drang immer und überall perfekt zu sein, als wären wir Maschinen, kann bei Menschen noch mehr Fehler hervorrufen als sonst.“

Tanja Queckenstedt

Tanja Queckenstedt coacht und berät Geschäftsverantwortliche, Kreativschaffende und Mitarbeiter*innen in Leitungspositionen. Ihre Themenschwerpunkte sind stärkenbasierte und authentische Führung im Digitalzeitalter, Kreativität, Kollaboration, mentale Gesundheit und Achtsamkeit. Sie blickt auf mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Musik-, Medien- und Tech-Branche zurück. Heute arbeitet sie freischaffend und als Angestellte in Berlin, wo sie als Director People & Culture Change-Prozesse unterstützt, HR-Abteilungen aufbaut und sich vorwiegend mit Learning & Development, Unternehmenskultur und Entwicklung von Führungskräften befasst. An der Hochschule für angewandtes Management ist sie freie Dozentin im Studiengang Wirtschaftspsychologie.

Foto: Boaz Arad

Wann und wo bist du am kreativsten?

„Ich arbeite gerne abends, da ich dann die notwendige Ruhe habe. Ich finde es auch schön, mit anderen Menschen im kreativen Prozess zusammenzuarbeiten.“

Wer oder was inspiriert dich aktuell?

„Eigentlich schöpfe ich immer kreative Energie aus Reisen. Neue Landschaften, andere Kulturen und alles, was ich in meinem Alltag nicht erlebe, inspirieren mich. Das ist derzeit leider etwas schwierig. Deshalb versuche ich meinen Tagesablauf zu ändern, und mich so ab und zu selbst zu überraschen.“

Welche kreative Idee hattest du in letzter Zeit, auf die du stolz bist?

„Es war weniger eine kreative Idee, als vielmehr eine kreative Betätigung! Ich habe es endlich geschafft, die Vase zu töpfern, die ich mir schon sehr lange vorgestellt und gewünscht habe. Ansonsten arbeite vorwiegend mit Unternehmen zusammen, bei denen in puncto New Work kreative Ideen eine große Rolle spielen. Hier freue ich mich sehr, wenn Unternehmen dann den Sprung zur Veränderung auch wirklich schaffen.“

Was machst du, wenn du eine Kreativ-Blockade hast?

„Wenn gar nichts mehr geht, gehe ich spazieren oder joggen und beschäftige mich mit etwas ganz anderem.“ 

Hast du schon mal eine Idee von jemanden geklaut?

„Eine Freundin hat mir kürzlich ihr Geheimrezept für einen Kuchen verraten. Auf diese Idee der Zubereitung wäre ich selbst nicht gekommen. Ich bin aber froh, dass sie es mit mir geteilt hat und ich es verwenden kann.“ 

„Es ist wichtig, dass sich jede*r wohlfühlen kann und eine konstruktive Feedback-Kultur herrscht. Schließlich zeigt man sich in kreativen Prozessen von seiner verletzlichen Seite.“

Hast du Tipps, wie jede*r in einem Arbeits-Team die eigene Kreativität am besten entfalten kann?

„Ich denke, dass es am wichtigsten ist, dass sich jede*r der Beteiligten wohlfühlen kann und eine konstruktive Feedback-Kultur herrscht. Schließlich zeigt man sich in kreativen Prozessen von seiner verletzlichen Seite.“

Dieser Text erschien erstmals am 5. Januar 2022 bei EDITION F.

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