Fünf Frauen, die auf einer Treppe sitzen und lachen und zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Foto: Joel Muniz | Unsplash

„Wir werden die UN-Nachhaltigkeitsziele nur in einer gleichberechtigten Welt erreichen“

Kund*in
Mars
Autor*in
EDITION F studio

#HereToBeHeard ist eine globale Studie von Mars mit dem Fokus auf die Geschlechtergleichstellung. Wir haben mit Nina Wenzl, die Teil der deutschen Mars Wrigley Geschäftsführung ist, über die Ergebnisse der Studie gesprochen und gemeinsam mit EDITION F-Mitarbeiterinnen wichtige Wünsche an das Jahr 2022 formuliert.

Die Crowdsourcing-Initiative hat in Zusammenarbeit mit der Oxford University Saïd Business School 10.319 Frauen in 88 Ländern zu einem eindringlichen Aufruf für systematische Veränderungen inspiriert.

Was muss sich ändern, damit mehr Frauen ihr volles Potenzial ausschöpfen können?

Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage: Was muss sich ändern, damit mehr Frauen ihr volles Potenzial ausschöpfen können? Die Antworten der Teilnehmerinnen wurden von einem Team aus Wissenschaftlerinnen der Future of Marketing Initiative der Oxford University Saïd Business School und externen qualitativen Analystinnen und Analysten untersucht und es kristallisierten sich acht Schwerpunkte heraus, über die wir mit der Leiterin der Abteilung Corporate Affairs von Mars, Nina Wenzl, sprechen durften.

Wünsche für das Jahr 2022

Wir haben Nina und einige Mitarbeiterinnen aus dem Team von EDITION F eine Frage gestellt:

Was wünscht ihr euch im Rahmen des Themas der Studie #HereToBeHeard von dem kommenden Jahr 2022?

Herausgekommen sind starke Statements, die wir großformatig an unsere Community übergeben. Schließt euch an und kämpft mit Mars, allen verantwortungsbewussten Unternehmen und uns für das wichtigste Weihnachts- und Weltgeschenk überhaupt: EQUALITY.

Nina Wenzl, Foto: Valerie Schmidt

Liebe Nina, alle reden von einer Zukunft, in der die Menschen gleichberechtigt leben können. Dann blicken wir auf die Gender-Pay-Gap, die Gender-Data-Gap, die Gender-Pension-Gap… Wie steht es aus deiner Sicht wirklich um die Gleichberechtigung?

„Lange bin ich davon ausgegangen, dass gleiche Rechte zu gleichen Chancen führen und sich mit etwas Zeit Gleichberechtigung von allein einstellt. Da lag ich falsch. In den letzten 20 Jahren hat sich aus meiner Sicht zu wenig bewegt. Die Vereinten Nationen sind vor Beginn der Corona-Pandemie davon ausgegangen, dass es mehr als ein Jahrhundert dauern wird, um die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schließen. Laut dem Weltwirtschaftsforum hat COVID-19 uns geschätzt um weitere 36 Jahre zurückgeworfen. Das ist schockierend. Wir müssen uns klar sein, dass wir die UN-Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Wohlergehen sowie Frieden und Wohlstand nur in einer gleichberechtigten Welt erreichen werden.“

„Als Gesellschaft wünsche ich mir, dass die Aufmerksamkeit für Gleichberechtigung, Inklusion und Diversität nicht nachlässt. Uns als Mars wünsche ich, dass wir im Bereich Inklusion und Diversität in Deutschland noch mutiger vorangehen, mit dem nötigen Respekt und Feingefühl für die Komplexität der Herausforderung. Und ganz persönlich wünsche ich mir für meine beiden Töchter, dass sie mit immer weniger Stereotypen konfrontiert werden, überzeugt sind, dass sie wirklich alles sein und werden können und das Leben sie über 2022 hinaus in diesem Glauben bestätigt.“

Nina Wenzl | Corporate Affairs Director | Mars

Das Ziel der Ergebnisse der globalen Zuhörstudie #HereToBeHeard war es, die Stimmen von Frauen über alle Grenzen hinweg zur Gestaltung einer inklusiveren Welt zu verstärken. Welche allgemeinen Schlüsse ziehst du aus der Studie?

„Die Frage war konkret, ,was muss passieren, damit Frauen ihr volles Potential ausschöpfen können’. Die top drei Forderungen der #HereToBeHeard-Teilnehmerinnen weltweit sind 1. Diskriminierung und schädliche Geschlechterstereotype zu beseitigen, 2. gleichberechtigte Karrierechancen und 3. mehr Frauen an der Macht – in einflussreichen Positionen. Wir bei Mars haben daraus messbare Ziele entwickelt und konkrete Maßnahmen abgeleitet. Die Chance sehe ich darin, dass sich ein Fortschritt in einem Bereich positiv auf alle anderen genannten Forderungen auswirken sollte – und es doch möglich sein muss, in allen Bereichen durch gezielte Maßnahmen echte Fortschritte zu erzielen, nicht erst in 136 Jahren!“

Malia Bauer – Foto: Hella Wittenberg

„Für 2022 wünsche ich mir ein Ende der emotionalen Care-Arbeit, die ich regelmäßig für Männer leiste, seit ich denken kann. Bitte fangt an, euch mit euren Gefühlen auseinanderzusetzen, sie adäquat zu kommunizieren und Verantwortung für sie zu übernehmen, anstatt sie aufgrund eures Männlichkeits-verständnisses und eurer Erziehung auf uns abzuwälzen, sie zu verdrängen oder uns damit zu verletzen. Die diversen Herausforderungen einer Pandemie sind für uns alle genug.“
Malia Siobhan Bauer
Speaker*innen Management
EDITION F

Die Studie ruft vor allem dazu auf, zuzuhören – den Geschichten, die die Frauen in allen Teilen der Welt zu erzählen haben. Warum ist es gerade in der heutigen Zeit dermaßen wichtig, wirklich zuzuhören?

„Um nicht nur gut gemeinte, sondern gut gemachte Maßnahmen und Programme zu entwickeln, dürfen wir nicht von uns auf andere schließen. Als Unternehmen arbeiten wir deshalb mit Partnern wie CARE oder dem Geena Davis Institute on Gender in the Media zusammen. Zuhören hilft dabei, ein Verständnis zu entwickeln: über persönliche Gespräche, im Dialog mit Interessensvertreter*innen und über Umfragen wie #HereToBeHeard.“

Maren Loerzer – Foto: EDITION F

„Ich wünsche mir, dass das Gender Pay Gap geschlossen wird. Das Lebens-erwerbs-einkommen bei Frauen ohne Kinder in West-deutschland liegt bei minus 13 Prozent im Vergleich zu Männern. Bei Frauen mit Kindern liegt es bei minus 62 Prozent. Im Osten sind es minus drei Prozent (ohne Kinder) und minus 48 Prozent (mit Kinder)*. Es wäre großartig, wenn alle Menschen in gleichen Positionen, unabhängig vom Geschlecht, die gleiche Bezahlung bekommen. Hier müssen wir große Schritte machen.“
Maren Loerzer
Brand Partnerships Managerin
EDITION F

Welches Ergebnis der Studie hat dich besonders überrascht?

„Leider nicht überrascht, aber schockiert: dass 15 Prozent aller Frauen weltweit ein Ende von geschlechtsspezifischer Belästigung und Gewalt fordern (müssen).“

Besonders interessant ist, dass 71 Prozent der Frauen betonten, dass Männer eine entscheidende Rolle spielen – entweder als Verbündete bei Lösungen oder als Hindernisse für den Fortschritt. Müssen Männer noch stärker sensibilisiert werden für das Thema Gleichberechtigung? Und wenn du dich jetzt direkt an die Männer wendest: Was möchtest du ihnen sagen?

„Spannend finde ich, dass einzelne Männer Gleichberechtigung als Bedrohung wahrnehmen. Dabei geht es nicht darum, dass Frauen bevorzugt werden, sondern nur eben so behandelt, wie es Männer bereits werden. Sensibilisierung ist mit Sicherheit ein wichtiges Stichwort. Da hilft zuhören, der eigenen Mutter, Partnerin oder Arbeitskollegin, und sich in die Lage des*der anderen zu versetzen. Sich außerdem ein Beispiel an Männern zu nehmen, die bereits Fürsprecher, Mentoren und Teil der Lösung sind. Und bei sich selbst, in der eigenen Partner*innenschaft zu beginnen und zum Beispiel zu hinterfragen, wie Aufgaben und Verantwortung in Haushalt und Kindererziehung verteilt sind.“

Victoria Fridau – Foto: EDITION F

„Seid offen mit euren Mitmenschen und vergesst nicht, die Perspektiven zu wechseln! Hin zu einer gerechteren gleichgestellten Zukunft ist es vor allem wichtig, uns von unseren gelernten patriarchalen gesellschaftlichen Strukturen zu lösen. Lasst uns nicht versuchen, der bessere Mann zu sein, sondern lasst uns das ganze System auf den Kopf stellen.“
Victoria Fridau
Senior Brand Partnerships Managerin
EDITION F

Eine Aussage aus der Studie lautet: „Die Erwartungen an die Entwicklung einer Karriere in höheren Positionen müssen sich ändern, um Frauen den Raum zu geben, ihre Karriere neben ihren persönlichen Ambitionen zu entwickeln.“ – Gab es in deiner persönlichen bisherigen Karriere Momente, in denen dir klar wurde, dass wir in Sachen Gleichberechtigung noch einen langen Weg vor uns haben?

„Ich habe persönlich gute Erfahrungen gemacht, mit Chef*innen, die in Elternzeiten und Teilzeit-Arbeit kein Karrierehindernis gesehen haben. Wobei ich mit Sicherheit dazu beigetragen habe. Und die mich manchmal liebevoll in den nächsten Karriereschritt geschubst haben, den ich mir selbst nicht zugetraut hätte. Was mich ärgert ist, wenn wir uns als Frauen gegenseitig im Weg stehen. Meiner persönlichen Erfahrung nach nicht aus böser Absicht, sondern aus Fürsorge oder Unwissen, wenn Projekte oder Rollen mit Potential zum Beispiel Müttern nicht angeboten werden. Weil man anders als bei Vätern automatisch von einer Doppelbelastung ausgeht und sich nicht vorstellen kann, wie Mütter das schaffen sollen. Was ich sehr schade finde ist, dass wir uns mit dem Gedanken an Teilzeit oder Jobsharing in Führungspositionen so schwertun – als Option für Männer und Frauen. Da sollte sich die Wirtschaft und wir bei Mars uns auch noch mehr trauen.“

Mona Siegers – Foto: EDITION F

„Für das Jahr 2022 wünsche ich mir, dass alle geschlechter-spezifischen Missstände ernstgenommen werden. Ich wünsche mir, dass alle Frauen Probleme ansprechen können, ohne dafür als irrational oder hysterisch dargestellt zu werden. Ich möchte eine Gesellschaft, die Frauen immer das Gefühl gibt, dass sie nicht alleine sind und die sie bedingungslos unterstützt, wenn ihnen Unrecht widerfährt. Dazu wünsche ich mir, dass wir Feminismus immer und grundsätzlich intersektional denken, denn Gleichberechtigung soll für alle gelten.“
Mona Siegers
Werkstudentin für Brand Partnerships und Podcast
EDITION F

Die Covid-19-Pandemie hat vieles offengelegt, was bisher im Verborgenen lag – gerade was Frauen und ihre unsichtbare und ungehörte Arbeit betrifft. Kann die Pandemie also auch eine Chance sein – weil sie uns in Bezug auf viele verschiedene Themen erstmals „aufgeweckt“ hat?

„Hat es Männer aufgeweckt oder vor allem Frauen geschockt? Die Pandemie hat den Weg zur Gleichberechtigung deutlich verlängert. Sie hat auch eine Aufmerksamkeit und Dringlichkeit bewirkt, in der eine Chance steckt. Wenn wir einen Wandel bewirken wollen: wann, wenn nicht jetzt? Wir wollen als globales Unternehmen den Wandel im großen Maßstab vorantreiben. Wir beziehen diesen Anspruch auf unsere Mitarbeiter*innen und auf unsere gesamte Wertschöpfungskette, also auch Menschen, die als Dienstleister*innen für uns arbeiten oder Zutaten für unsere Produkte anbauen.
Was wir uns alle überlegen sollten: Was kann mein Beitrag sein? Was kann ich in meiner Partner*innenschaft für mich selbst bewirken, was kann ich mit der Art, wie ich mich ausdrücke oder was ich offen anspreche, bei anderen bewirken, und wie kann ich andere Frauen positiv bestätigen und fördern? Dann können wir gemeinsam Wandel bewirken.“

„Wenn wir einen Wandel bewirken wollen: wann, wenn nicht jetzt?“

Nina Wenzl | Corporate Affairs Director | Mars

Was können Unternehmen konkret tun? Welche Maßnahmen hat Mars bislang unternommen – und welche Ziele setzt sich das Unternehmen für die nächsten Jahre?

„In der Welt, die wir uns als Mars für morgen wünschen, ist die Gesellschaft inklusiv und divers. Um das zu erreichen, müssen wir als Unternehmen einen ehrlichen Blick in den Spiegel werfen.

Vieles läuft bei uns schon gut. 41 Prozent unserer Führungskräfte sind Frauen und wir haben die Zahl der geschlechterparitätischen Führungsteams 2020 auf 50 Prozent gesteigert (das Ziel sind 100 Prozent). Es existiert bei uns nachweislich kein Gender Pay Gap und wir rollen gerade ein mit der Harvard University entwickeltes Führungstraining für Frauen aus. Was mich persönlich stolz macht, ist, dass wir Gründungsmitglied der Unsterotype Alliance sind, einer Zusammenarbeit zwischen UN Women, Werbetreibenden und Organisationen der Werbebranche, die daran arbeiten, geschlechtsspezifische Vorurteile und Stereotype in der Werbung zu beseitigen und ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in leitenden und kreativen Positionen zu fördern.

„Wir wollen erreichen, dass alle Mitarbeiter*innen bei der Arbeit wirklich ganz sie selbst sein können, sie die gleichen Chancen haben, gehört werden.“

Nina Wenzl | Corporate Affairs Director | Mars

Woran wir aktuell verstärkt arbeiten, sind die Bereiche Repräsentation von ethnischen Minderheiten und Inklusion. Wir möchten, dass unsere weltweiten Führungsteams die Gesellschaft ihres jeweiligen Landes widerspiegeln. Und wir wollen erreichen, dass alle Mitarbeiter*innen bei der Arbeit wirklich ganz sie selbst sein können, sie die gleichen Chancen haben, gehört werden, und sich unterstützt fühlen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Wir führen dazu Interviews, bieten Trainings an und haben begonnen, über eine anonyme Mitarbeitendenumfrage regelmäßig unseren Fortschritt zu messen. Wir wissen, dass wir hier am Anfang einer Reise stehen.“

Der Anfang einer Reise

Das Unternehmen Mars geht mit der Studie nicht nur den ersten Schritt, sondern auch den zweiten: Die Ergebnisse der #HereToBeHeard-Studie werden genutzt, um neue Richtlinien und Maßnahmen im Dienste der 2020 eingeführten Full Potential Plattform zu entwickeln und auch umzusetzen. Mars hat seither eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Chancen für Frauen am Arbeitsplatz, in den Beschaffungsgemeinschaften und auf dem Markt zu verbessern.

Die Lohngleichheit hat Mars für seine weltweit 133.000 Mitarbeiter*innen bestätigt. Darüber hinaus sollen zu 100 Prozent ausgewogene Führungsteams gebildet werden – die Quote wurde gleich im ersten Jahr von 43 Prozent auf 50 Prozent erhöht. 

„Wir haben von Frauen aus aller Welt gehört, die ihre Geschichten, ihre Ideen, ihre Ambitionen und ihre Frustrationen mit uns teilten. Es ist eine einfache Frage, aber die Tiefe und Breite der Antworten war aufschlussreich, herausfordernd und bewegend. Unternehmen müssen ihren Beitrag leisten, um etwas zu bewirken.“

Victoria Mars | Botschafterin des Full Potential Programms | Mars

Wenn ihr euch die Ergebnisse der #HereToBeHeard Studie anschaut – und an die vergangenen zwei Jahre denkt: Welchen großen Wunsch habt ihr an das Jahr 2022? Welche Lösungen brauchen wir für die vielen Probleme? Was können wir tun, damit sich in unmittelbarer Zukunft etwas ändert – und nicht erst in über 100 Jahren?

Hier findet ihr alle Ergebnisse, Auswertungen und konkrete Stimmen, die aus ihren jeweiligen Wirklichkeitswelten erzählen.

Quellen: * Bönke et al. (2020), Bertelsmann-Stiftung

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