Foto: Kyle Broad |Unsplash

„Ist diese Frau eigentlich nur auf der Welt, um mich zu verunsichern?“

Warum wir uns und anderen wirklich einen großen Gefallen tun würden, wenn wir mehr Zeit darauf verwenden würden, miteinander statt übereinander zu sprechen, zeigt ein starker Post der australischen Bloggerin Constance Hall.

Warum bist du so perfekt und hast es so viel leichter als ich?

Wir alle haben unsere Unsicherheiten. Und als würden man sich damit nicht schon genug plagen, begegnet man dann natürlich auch immer wieder in den ungünstigsten Momenten Menschen, denen alles leicht zu fallen scheint und die ihr Leben so viel mehr im Griff haben als wir selbst. Ist das nicht eine himmelschreiende Ungerechtigkeit? Ja, vielleicht. Aber viel wahrscheinlicher ist es in den meisten Fällen vor allem ein Trugschluss.

Denn niemand ist perfekt, niemandes Leben ist perfekt – wir alle haben unser Päckchen zu tragen. Nur sieht man das manchmal nicht auf den ersten Blick. Und genau deshalb würden wir es uns und anderen sehr viel leichter machen, wenn wir mehr miteinander, statt übereinander reden würden. Genau das hat die australische Mama-Bloggerin und Mutter von vier Kindern Constance Hall gelernt und ihre Erfahrung in einem starken Post zusammengefasst – übrigens kein Wunder, dass ihre Facebook-Seite fast 1,2 Millionen Fans hat, die Bloggerin schreibt regelmäßig schonungslos ehrlich über die Herausforderungen, vor die sie im Leben gestellt wird.

„Während sie diese perfekte Frisur hat, rieche ich nach getrockneter Milch“

Constance beschreibt in ihrem Post, wie ihr beim Abholen ihrer Kinder von der Schule immer wieder diese eine Frau in den Blick fällt. Die Frau, die täglich aus dem teuren Auto steigt, deren Fön-Frisur immer perfekt sitzt. Die Frau, die immer schöne Kleider trägt, mit diesem feinen Akzent spricht. Es ist die Frau, neben der sie sich immer so klein vorkommt, weil sie selbst eben nie perfekt zurechtgemacht ist, sondern nach getrockneter Milch riecht, verfilztes Haar hat und noch mit einem aufgequollenen Gesicht durch die Welt läuft, weil der Tag mit vielen Tränen begann. „Es war, als wäre diese Frau nur auf diese Welt geschickt worden, um meine Unsicherheiten noch weiter zu verstärken.“, schreibt sie.

Irgendwann unterhielt sie sich mit einer befreundeten Mutter über diese Frau – doch statt sich nun gemeinsam mit ihr über sie auszulassen, sagte diese schlicht: „Sprich mit der Frau, nicht über sie.“ Constance fühlte sich ertappt – und beschloss, genau das zu machen. Also nahm sie irgendwann allen Mut zusammen und sprach sie an. Es stellte sich heraus, dass sie eine trockene Alkoholikerin ist, die AA-Meetings für andere Frauen veranstaltet, um ihnen aus der Sucht zu helfen. Und dass sie mit ihrer Ehe, ihren Kindern und ihre Gesundheit genauso zu kämpfen hat, wie es Constance eben von sich kennt. Vor ihr saß eine Frau, die ebenso mit allen Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen hatte, nur, dass sie eben die teurere Kleidung trug.

Und Constance stellte fest, dass nicht nur ihre Vorurteile Quatsch waren, sondern dass die anderen Mütter genauso haltlose Vorbehalte gegen sie hatten:

 „Während ich da saß, mein Leben hasste und nicht das Selbstbewusstsein hatte, mit all diesen großartigen Müttern zu sprechen, hatten sie auch nicht das Selbstbewusstsein, mich anzusprechen, weil sie dachten, ich wäre zu relaxed und zu cool als dass ich Lust hätte, mit ihnen zu sprechen.“

Heute sind die beiden sehr enge Freundinnen – und all die schlechte Gefühle ausgelöst durch die jeweils andere, wären nicht nötig gewesen, wenn sie einfach miteinander gesprochen hätten, statt sich von ihren Vorurteilen leiten zu lassen. Es ist eine so simple wie wichtige Lektion: Sprich mit den Leuten, nicht über sie. Danke, Constance!

Quelle: Constance Hall | Facebook

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