Jessica Burgner-Kahrs: „Exzellenz gibt es nur, wenn Diversität besteht“

Die Informatikerin und Spezialistin für Robotik, Dr. Jessica Burgner-Kahrs, ist aus Toronto zugeschaltet und sie spricht mit Victoria Müller in dieser Folge von LAB GAP über ihre Roboter, die die Welt der Medizin revolutionieren können.

„Ich hatte so ein Schlüsselerlebnis mit 16, 17 Jahren“, erzählt Jessica Burgner-Kahrs, die als Arbeiter*innenkind in eine Familie geboren wurde, in der Frauen traditionell Arzthelferinnen wurden. Jessica selbst wollte viele Jahre lang Chirurgin werden: „Handfertig etwas reparieren, fand ich spannend.“ Dann ist ihr Patenonkel an einem Gehirntumor erkrankt und verstorben. Jessica erinnert sich, dass immer wieder davon gesprochen wurde, dass ihr Patenonkel vermutlich falsch bestrahlt worden sei und sein Tod ein Versagen gewesen sein könne – ein technisches Versagen. 

Die Welt der Medizin revolutionieren

Ihr Berufswunsch geriet ins Wanken: „Als Chirurg*in kann man schuld daran sein, dass jemand stirbt.“ Ihr Wunsch, Menschen und Dinge zu reparieren, blieb. Zum Glück, denn aus ihm entwickelte sich einer der vielversprechendsten Forschungsbereiche der Informatik und Robotik, der die Welt der Medizin revolutionieren kann.

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Der Durchbruch

Ihre Idee: „Vielleicht kann ich Ärzt*innen helfen, etwas besser zu machen, indem ich ihnen mit der Technik helfe oder neue Geräte zur Verfügung stelle.“ Jessica studierte Informatik in Karlsruhe und entwickelte im Rahmen ihrer Dissertation das erste Robotersystem für das automatisierte, lasergestützte Schneiden von Knochen. Dann forschte sie im Labor für Medizintechnik im Fachbereich Maschinenbau an der Vanderbilt University in Nashville.

Weil ihre Forschung so bahnbrechend war, wurde sie mit einem Förderprogramm zur Rückgewinnung deutscher Wissenschaftler*innen aus dem Ausland nach Deutschland zurückgeholt. Sie arbeitete an der Leibniz Universität Hannover und betrieb dort Grundlagenforschung im Bereich der Kontinuumsrobotik. Sie entwickelte also winzig kleine, gelenklose Roboter mit tentakelartigen Armen, mit denen minimalinvasive chirurgische Eingriffe in der Medizin verbessert werden können: Mit den Robotern könnten künftig etwa Tumore oder Hämatome im Gehirn durch die Nase entfernt werden.

Allein unter Männern

„Es war ehrlich gesagt anstrengend als Frau in einer MINT-Fakultät. Ich habe viel Energie an unnötigen Stellen verloren und mich oft gefragt: Warum muss ich hier eigentlich permanent meine Frau stehen?“

Jessica Burgner-Kahrs

„Wir waren da ganz vorne mit dabei“ sagt Jessica über ihre Arbeit in Hannover und dass sie trotzdem immer nur befristete Verträge bekommen hat. „Es war ehrlich gesagt anstrengend als Frau in einer MINT-Fakultät. Ich habe viel Energie an unnötigen Stellen verloren und mich oft gefragt: Warum muss ich hier eigentlich permanent meine Frau stehen?“ Nicht nur mit ihrer Forschung, sondern auch mit ihrem Anspruch an die Strukturen in der Wissenschaft war Jessica der deutschen Wissenschaftsblase einige Schritte voraus. Sie bekam ein Angebot von der Universität Toronto, die zu den besten 20 Universitäten der Welt zählt – und verließ Deutschland für ein diverseres Team und eine Universität, an der bereits die Hälfte aller Dekaninnen weiblich sind: „In Kanada hat man schon verstanden, dass Exzellenz divers ist. Exzellenz gibt es nur, wenn Diversität besteht.“

Bei LAB GAP erzählt Jessica Burgner-Kahrs von ihrem Berufseinstieg in die Wissenschaft als Arbeiter*innenkind, von den Chancen, die ihre Forschung für die Medizin bringen kann und von Lehrer*innen, die sie damals im Physikunterricht unterschätzt haben.

„Ich hatte die spannendsten und weitblickendsten Fragen nach Vorträgen vor Kindern. Die einfach völlig blauäugig fragen: ,Aber könnte man das nicht auch so machen?‘“

Jessica Burgner-Kahrs

LAB GAP mit Victoria Müller

Wie kann Wissenschaft weiblicher werden? In LAB GAP geht Victoria Müller dieser Frage zusammen mit hochrangigen Wissenschaftlerinnen nach. Noch immer wird Forschungspotenzial verschenkt, weil zu wenig hochqualifizierte Frauen in der Forschung arbeiten. Victoria Müller beleuchtet in LAB GAP die Strukturen, die dahinterstecken. Sie schaut mit führenden Wissenschaftlerinnen in ihre Labore und Raumstationen und macht weibliche Vorbilder sichtbar.

In der ersten Folge spricht Victoria Müller mit Marylyn Addo darüber, wie man eigentlich einen Impfstoff entwickelt und was der Unterschied zwischen einer Virologin und einer Infektiologin ist.

Die „Raketenfrau“ Anja Frank erzählt in Folge zwei von ihrer Faszination für große Maschinen, als sie noch ein kleines Kind war. Und sie führt aus, warum junge Frauen und Mädchen keine Angst davor haben sollten, in Männerdomänen zu arbeiten.

Deutschland hat erst elf Männer in den Weltraum geschickt. Keine einzige Frau. Das will die Astronautin-Anwärterin Suzanna Randall ändern. Von ihrem Weg erzählt sie in der dritten Folge von LAB GAP.

Jedes Jahr werden in Deutschland rund drei Millionen Tiere für Versuche benutzt. Die Toxikologin Nadine Dreser erklärt in der vierten Folge, wie sie Testmethoden entwickelt, für die keine Tiere leiden müssen – und wieso Tierversuche weniger zuverlässig sind als ihr Ruf.

Kenza Ait Si Abbou, leitende Managerin für künstliche Intelligenz und Robotik, erzählt Victoria Müller in der fünften Folge von LAB GAP, welch ungeheuer wichtige Rolle Diversität bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz spielt.

Ellen Damm ist Biogeochemikerin und war Teil einer internationalen Arktisexpedition. In der sechsten Folge von LAB GAP erklärt sie die Zusammenhänge zwischen globalen Klimaprozessen und der zentralen Arktis und erzählt von ihrem schwierigen Karriereweg und dem Studium in der ehemaligen DDR.

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