Wie Unternehmen Diskriminierung vorbeugen und Frauen in ihrer Karriere bestärken können – und warum dadurch alle nur gewinnen.
Zwei Frauen wollen Präsidentin werden
Die Präsidentschaftswahlen 2016 in den USA warten schon jetzt möglicherweise mit einem Novum in der amerikanischen Geschichte auf. Mit Hillary Clinton und Carly Fiorina haben gleich zwei Frauen ihre Kandidatur für das amerikanische Präsidentschaftsamt angekündigt und unterstützen allein schon mit dieser Tatsache – unabhängig von ihrer persönlichen Politik – die Rechte der Frauen. Hillary Clinton, ehemalige Außenministerin der USA und Ehefrau des früheren US-Präsidenten Bill Clinton, tritt als Nachfolgerin von Barack Obama für die Demokratische Partei an, Carly Fiorina, ehemalige CEO von Hewlett-Packard (HP), hat gerade erst ihre Präsidentschaftskandidatur für die Republikaner bekannt gegeben.
Gerade in Bezug auf die Entwicklung im Berufsalltag geht es für Frauen zwar oft zwei Schritte vorwärts, aber leider allzu oft auch wieder einen Schritt zurück. Der Internationale Tag der Frau am 8. März macht auf die Rahmenbedingungen für die wirtschaftlichen und politischen Rechte von Frauen aufmerksam und zelebriert die Erfolge von Frauen in der Gesellschaft. Aber dennoch kämpfen Frauen weltweit noch immer um Gleichberechtigung, sei es wie in weiten Teilen der Welt auf kultureller, wirtschaftlicher, rechtlicher oder politischer Ebene, aber auch in den USA oder Westeuropa in Bezug auf gleiche Bezahlung, Karrierechancen oder generelle Anerkennung.
Karrierechancen im Silicon Valley
Gerade erst hat US-Managerin Ellen Pao eine Diskriminierungsklage gegen ihre Investmentfirma Kleiner, Perkins, Caufield & Byers verloren. Das Urteil wurde auch deshalb mit Spannung erwartet, weil es neben dem persönlichen Aspekt von Ellen Pao auch um die Karrierechancen von Frauen im Silicon Valley ging sowie um generelle Frauenfeindlichkeit am Arbeitsplatz und anderen Lebensbereichen von Frauen. Die gerichtliche Niederlage war dementsprechend ein Rückschritt auf dem Weg zur Gleichbehandlung von Frauen. Ein anderes Beispiel dazu: Die Schauspielerin Shoshana Roberts ist zehn Stunden durch New York gelaufen in unauffälligem T-Shirt, Jeans, den Blick geradeaus und hat sich dabei filmen lassen.
Der anschließende Zusammenschnitt zeigt, wie sie ständig fremde Männer anmachen, ihr Aussehen kommentieren oder, wie in einem Fall, minutenlang neben ihr herlaufen. Das Video wurde anschließend auf YouTube veröffentlicht, um auf sexuelle Belästigung gegen Frauen im Alltag aufmerksam zu machen. Der Clip wurde 23 Millionen Mal angeschaut. Dem folgte jedoch anschließend zum großen Teil aggressiv geäußerter Hass und sogar Morddrohungen gegen Roberts von Männern, die nicht verstanden, was Frauen denn noch wollten, die Gleichberechtigung sei schließlich erreicht.
Was tun gegen Diskriminierung von Frauen?
Eine Frage, die ich mir nicht nur als Frau, sondern auch als Unternehmerin gestellt habe, ist: Wie können wir im Berufsalltag einer Diskriminierung vorbeugen und Frauen in ihrer Karriere bestärken?
Ein Ansatz ist Gender Diversity, nicht nur weil es gut fürs Geschäft ist, sondern auch die Frauen fördert. Bei Glispa reden wir beispielsweise nicht nur über Vielfalt sondern leben diese auch. Unser Team aus 120 Mitarbeitern kommt aus 39 verschiedenen Nationen und spricht 24 verschiedenen Sprachen. Für uns bedeutet Gender Diversity nicht einfach, eine Quote zu erfüllen, sondern wir rekrutieren Frauen aktiv. Denn ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis wie auch ein Gleichgewicht zwischen den Nationalitäten fördert eine bessere Zusammenarbeit und alternative Denkweisen, die zu kreativen Lösungen führen und letztendlich zu Innovationen und größerem finanziellen Erfolg.
Beratung und Mentoring sind wichtig
Erst kürzlich hatte ich die Ehre, die „Womenize!”-Veranstaltung, die im Rahmen der „Games Week Berlin” stattfand, mit einer Keynote zu eröffnen. Es war sehr erfrischend, zu sehen, dass dort nicht nur Frauen aus den vermeintlich typischen Berufsfeldern wie Marketing und Personalwesen anwesend waren, sondern auch Entwicklerinnen und Programmerinnen. Diese Frauen nutzten mit Begeisterung die Beratung und das Mentoring, das auf der Veranstaltung angeboten wurde.
Um Frauen gegenüber offen zu sein, müssen wir deshalb beginnen, authentisch auf unsere Worte Taten folgen zu lassen, Offenheit und Raum für Frauen und Menschen aller Kulturkreise zu schaffen. Wir stehen ständig Situationen gegenüber, in denen Mitarbeiter eine andere Sprache sprechen und einen anderen kulturellen Hintergrund haben. Aber gerade diese Unterschiede sind der Schlüssel für die Schaffung von dauerhaften Kundenbeziehungen und das Wachstum in den Kernmärkten.
Ein Umfeld, in dem die besten Ideen gewinnen
Wie aber können wir beginnen, den Vorteilen dieser Vielfalt Rechnung zu tragen und gleichzeitig weiterhin mit der Geschwindigkeit zu wachsen, die wir brauchen? Der Fokus auf das Ziel des Gleichgewichts der Geschlechter im eigenen Team ist ein guter Anfang. Auch Gespräche rund um die Gleichstellung am Arbeitsplatz sind sinnvoll. Vielfalt am Arbeitsplatz muss jedoch noch viel weiter gehen. Ich hatte einst das Glück, für Steve Jobs zu arbeiten, der ein Umfeld geschaffen hat, das es erlaubte, dass immer die beste Idee gewann, egal von wem sie kam. Wenn sie gut recherchiert und überzeugend vorgetragen wurde, konnte man fast alles umsetzen, was man wollte. Und genau so wurden ganz außergewöhnliche Ideen umgesetzt, nicht erst seit Erfindung des iPhone.
Authentizität und wahre Güte gegenüber allen Menschen, unabhängig von ihrem Status in der Gesellschaft, waren wertvolle Eigenschaften, die ich am Anfang meiner Karriere bei der Arbeit von Eric Schmidt, dem ehemaligen CEO von Google, kennenlernte. Eric Schmidts Prinzip war es, jeden Menschen um ihn herum unabhängig von Geschlecht, Rasse oder persönlichen Differenzen gleich zu behandeln. Durch diesen respektvollen Umgang gewann ich wiederum Vertrauen in mich und meine Arbeit.
Als Frau in eine Ecke gedrängt
Aber was passiert, wenn man sich nicht in einer förderlichen Umgebung befindet? So oft finden wir Frauen es einfacher, freiberuflich, als Beraterinnen oder mit unserem eigenen Business tätig zu sein. Ich habe sicherlich alle diese Wege beschritten. Doch allzu oft fühlen wir Frauen uns in eine Ecke gedrängt und sind dadurch nicht in der Lage, unsere größten Gaben, Talente oder Kontakte in die Organisation einzubringen. Oder die eigene Familie respektiert und unterstützt uns nicht bei organisatorischen Dingen, wie der notwendigen Kinderbetreuung, so dass wir nicht in der Lage sind, unsere Karriere voranzutreiben.
Trotz möglicher Widerstände ermutige dennoch jede Frau, ihren Platz in der Gesellschaft und im Arbeitsleben zu finden, an dem sie sich entfalten kann, respektiert wird und sich selbst definieren kann. Das kann als freie Mitarbeiterin oder Beraterin sein, genauso wie in Unternehmen, die ihre Mitarbeiter unterstützen und nicht in ein vorgefertigtes Schema pressen. Am Ende sind wir auch als Frauen alle Unternehmer, ob wir nun ein Unternehmen aufbauen, andere ermutigen, Dinge anders zu sehen, oder Unternehmergeist in unseren Angestelltenjob mitbringen.
Ein Netzwerk aufbauen
Ich möchte weiterhin jede Frau ermutigen, sich einen Mentor zu suchen. Das kann ein Kollege sein, ein Freund oder jemand, dessen Ansatz man bewundert. Man kann einfach mal fragen, ob man gemeinsam zum Mittagessen gehen kann und sollte wissen, dass man selbst auch als Inspiration dienen kann. Eine Mentorenbeziehung funktioniert immer auch auf zwei Arten. Und als Letztes möchte ich Frauen dazu ermutigen, sich mit ihrer Community zu verbünden. Dafür muss man sich beispielsweise die Mühe machen, auf Veranstaltungen zu gehen, die wichtig in der eigenen Branche oder für einen selbst von besonderem Interesse sind, und vielleicht sogleich das Ziel haben, sich dort mit mindestens drei neuen Leuten zu vernetzen.
Vielleicht findet man unter diesen einen Mentor, einen möglichen Geschäftspartner oder einen Freund. Auf jeden Fall findet man aber ein bisschen mehr Inspiration für den nächsten Tag, wissend, dass man noch mehr Menschen zeigen kann, was man zu bieten hat. Egal, welche Ziele man hat, ob eine Präsidentschaftskandidatur, Leute zu inspirieren oder neue Geschäftskontakte zu knüpfen, eines ist wichtig: Sich niemals als Frau sagen zu lassen, dass es nicht geht, und es einfach zu tun!
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