Annika Busse und Andrea Noelle unterstützen mit Accessoires die Bildungschancen von Kindern in Afrika. Wie?
Shoppen und Gutes tun
Nach einigen Jahren in der Privatwirtschaft hat Annika Busse und Andrea Noelle der Gedanken nicht mehr losgelassen, dass Konsum auch mit einem sozialen Gedanken vereinbar sein muss – und gründeten das Accessoire-Label beliya. Gut zwei Jahre später haben sie mit Spendenpartnern dazu beitgetragen, rund 500 Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und dadurch ihre Zukunftschancen zu verbessern. Wie das genau funktioniert, warum sie trotz ihres sozialen Engagements, einer Produktion in Europa und der Verwendung von hochwertigen Materialien auf ein wachsendes Team blicken können und wie gewährleistet wird, dass das Geld genau dort ankommt, wo es hin soll, haben sie uns erzählt.
Annika, ihr macht „Good Couture“. Was bedeutet das?
„Nach dem Motto ,Schöne Taschen, die Gutes tun´ designen wir Accessoires, deren Verkauf die Bildung von Kindern im südlichen und östlichen Afrika fördert. Anhand eines Namenschildes an der gekauften Tasche kann die Käuferin nachvollziehen, welches Kind sie konkret unterstützt hat und in unserem Onlineshop finden sich zudem Porträts von allen unseren Schützlingen.”
Du hast das Label gemeinsam mit Andrea Noelle gegründet. Was gab den Anstoß, Mode mit Charity-Ansatz zu machen?
„Seit dem Studium beschäftigen wir uns mit Entwicklungspolitik. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, welch große Rolle Bildung spielt und mit welcher Freude Kinder dort zur Schule gehen. Nach einigen Berufsjahren in der Privatwirtschaft, darunter auch in Mode-Unternehmen, ließ uns der Gedanke nicht mehr los, diesen Kindern helfen zu wollen. So entstand die Idee, mit Taschen Bildung zu fördern.“
Wieso habt ihr nicht einfach ein Spendenkonto eröffnet?
„Eines unserer großen Vorbilder ist der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, der auch den Gedanken des ,Social Enterprise´, also mit dem Unternehmensgrundsatz ein soziales Problem zu lösen, entwickelte. Denn bei uns besteht zum einen die Leidenschaft zum Design, also die Liebe zu Mode, Taschen und Accessoires, und zum anderen wollen wir mit unserem Produkt Kundinnen glücklich machen. Wir möchten bewussten Konsum bei uns in der westlichen Welt ermöglichen und gleichzeitig unseren Schulkindern in Burundi, Tansania und Namibia eine bessere Zukunft bieten.“
Annika Busse und Andrea Noelle
Wie viel Prozent der Einnahmen gehen an das Projekt und wie viel an euch?
„Im Schnitt erhält ein Schulkind pro Verkauf die Hälfte der Erlöse. Je größer die Tasche, umso mehr kann ermöglicht werden. Das geht von der Finanzierung der Schuluniform bis zu den Schulgebühren für ein ganzes Jahr.”
Man könnte meinen, bei Material und Produktion müssten qualitative Abstriche gemacht werden, um das Label rentabel zu machen. Doch eure Taschen werden aus Upcycling-Materialien hergestellt.
„Unsere Taschen bestehen aus edlen Leder-Retouren aus der Polstermöbelindustrie und aus Stoffen, Ledern und Überschussware bekannter Designer. Wir produzieren direkt dort, wo die Überschüsse anfallen, um die Transportbelastungen gering zu halten. Unsere Produktionspartner suchen wir sehr sorgfältig aus. Alle Taschen und Accessoires von beliya werden in Handarbeit in kleinen Betrieben in der EU, nämlich in Italien und Ungarn, produziert.“
Könnt ihr „trotz“ eures Einsatzes von eurem Label leben?
„Viele Gründer kennen es, dass man in den ersten Jahren auch vom Ersparten leben muss. Das war auch bei uns der Fall und teils haben wir noch mit freien Jobs etwas dazuverdient. Zweieinhalb Jahre nach unserer Gründung ist es schön zu sehen, wie unser Team immer größer wird. Aber jede neue Kollektion ist wieder eine Herausforderung.”
Wie wählt ihr eure Spendenpartner aus?
„Die Schulen beziehungsweise Hilfsorganisationen suchen wir mit großer Sorgfalt aus. Wichtig ist, dass die Projekte schon mehrere Jahre erfolgreich die Bildungschancen für Kinder verbessern und hauptsächlich mit Ehrenamtlichen arbeiten. Denn so kann gewährleistet werden, dass die Gelder direkt den Kindern zugutekommen. Wir haben Spendenpartner in Namibia, Burundi und Tansania. In zehn Tagen fliegen wir zu unseren Schulen nach Namibia, weil in Rehoboth eine neue Schule gebaut wird. Diesen Bau unterstützen wir gerade mit einer exklusiven Crowdfunding-Kollektion. Vor Ort möchten wir dann schauen, wie wir noch besser helfen können.“
Der wunde Punkt von Charity-Aktionen ist die Angst, das Geld könnte nicht an die gewünschte Stelle fließen. Wie stellt ihr das sicher?
„Wir arbeiten mit Spendenpartnern zusammen, die in kleinen Strukturen organisiert sind. Das bedeutet, dass wir eine sehr persönliche Beziehung zu den Gründern und Projektleitern vor Ort haben. Auch erhalten wir eine genaue Übersicht zur Verwendung der Mittel. Mit einem unserer Spendenpartner teilen wir uns in Hamburg sogar das Büro, so dass wir jederzeit in die Bücher schauen können. Durch einen regelmäßigen Besuch vor Ort machen wir uns natürlich auch persönlich ein Bild. Denn glückliche und lachende Kinder sind für uns der beste Beweis, dass die Hilfe wirklich ankommt.“
Artikelbild: beliya
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