Jedes Jahr erscheint die Liste der vermögendsten Deutschen. Auf den ersten Plätzen finden sich auch Frauen. Es sind die Matriarchinnen großer Clans.
Familienunternehmerinnen gehören zu den reichsten Frauen
Die vermögendsten Frauen Deutschlands agieren in der Mehrheit zurückgezogen, und machen um sich und ihre Milliarden wenig Aufhebens. Einmal im Jahr stellt das Manager Magazin sie mit der Liste die „500 reichsten Deutschen“ in die Öffentlichkeit. Zum 14. Mal hat die Wirtschaftszeitschrift im Oktober eine Rangliste der wohlhabendsten Deutschen veröffentlicht.
Auf dem 1. Platz rangieren gleich zwei Frauen: Susanne Klatten, 52, und ihre Mutter Johanna Quandt, 88. Ihren Besitz von schätzungsweise 31 Milliarden Euro durch Beteiligungen an Unternehmen wie BMW und Altana teilen sich die beiden mit Bruder und Sohn Stefan Quandt. Aus der bekannten Industriellen-Dynastie stammend, hat Susanne Klatten – wegen ihrer dezenten Art auch gerne Mrs. Unscheinbar genannt – durch ihr eigenes kluges unternehmerisches Handeln sich längst Respekt verschafft. Der Quandt-Clan gehört nach wie vor zu einer der angesehensten Familien Deutschlands.
Familie Albrecht, Familie Schaeffler
Als drittreichste Frau gilt Babette Albrecht, 54, die Schwiegertochter von Aldi-Gründer Theo Albrecht, die nach dem frühen Tod ihres Mannes Berthold ein Vermögen von etwa 16,5 Milliarden Euro für sich und ihre fünf Kinder verwaltet. Im Aldi-Unternehmen ebenfalls mächtig aufgestellt ist Beate Heister, 63, Tochter von Karl Albrecht, die mit Ehemann und Sohn die von Managern geführten Geschäfte von Aldi-Süd überwacht.
Im Gegensatz zu amerikanischen Geld-Dynastien wie etwa den Kennedys meiden die Albrechts jedoch die Öffentlichkeit und haben so gar nichts Schillerndes an sich, obgleich sie einstmals eine der Antriebsfedern des deutschen Wirtschaftswunders waren. Aber Bescheidenheit bis hin zur Sonderlichkeit ist wohl ein typischer Zug der vermögenden Deutschen.
Eine Ausnahme bildet Maria-Elisabeth Schaeffler, die gerne im Privat-Jet anreist und oft bei großen Kultur- und Gesellschafts-Events wie in Salzburg und Bayreuth öffentlich auftritt. Erst kürzlich hat die Milliardärin wieder geheiratet – fast zwanzig Jahre nach dem Tod ihres ersten Mannes, dessen Erbe, das gigantische Kugellager-Unternehmen Schaeffler, sie erfolgreich ausgebaut und vermehrt hat.
Keine Self-Made Milliardärinnen
Weil Quandts, Schaefflers & Co. ihre Vermögenswerte enorm steigern konnten, sind die 100 reichsten Deutschen in den vergangenen zwölf Monaten noch um knapp 19 Prozent reicher geworden und besitzen zusammen rund 400 Milliarden Euro. Allein diese fünf Damen an der Spitze bringen es auf über 80 Milliarden Euro. Allerdings liegt ihr Durchschnittsalter auch bei 66 Jahren.
Jung und erfolgreich unter den ersten zehn der Liste ist lediglich Yvonne Bauer, die seit 2010 in die Fußstapfen ihres Vaters, des Verlegers Heinz Bauer, getreten ist. Mit mehr als 600 Zeitschriften und 50 Radio- und TV-Stationen ist der Hamburger Bauer-Verlag einer der Big-Player im Mediengeschäft europaweit, die 37-jährige trägt eine enorme Verantwortung, kann aber – zusammen mit dem Rest der Familie – drei Milliarden Euro ihr Eigen nennen.
Ob unter den ersten zehn oder den ersten 100 reichsten Deutschen: Die Frauen dieser Liste verstehen es sehr geschickt, das Kapital ihrer Großväter, Väter und Ehemänner zu vermehren, doch ist keine dabei, die selbst den Grundstock für den riesigen Wohlstand gelegt hat. Denn auch Friede Springer (Springer Verlag), Alexandra Schörghuber (Immobilien, Hotels) oder Ingrid Flick haben in vermögende Häuser eingeheiratet. Deutschland ist nicht die Heimat der Selfmade-Milliardärinnen. Vielleicht sieht es ja bei den Millionärinnen anders aus.