Foto: ProSiebenSat.1 Group

Heidi Stopper: „Arbeitgeber müssen sich bewegen“

Heidi Stopper, Personalvorstand bei ProSiebenSat.1, ist sich sicher: Mitarbeiter sind Erfolgsfaktor Nummer Eins. Ein Gespräch über Talente.

 

Mitarbeiter sind Erfolgsfaktor

Heidi Stopper strahlt. Ihr Beruf macht sie glücklich, das transportiert jedes ihrer Worte im Gespräch mit EDITION F, das wir am Rande der DLDwomen in München mit ihr führten. Seit Oktober 2012 ist Heidi Stopper Personalvorstand bei der ProSiebenSat.1 Media AG. Sie wuchs aus ihrer Funktion als Executive Vice President Human Resources in diese Rolle. „Wir haben einen eigenen Vorstandsbereich für Human Resources geschaffen, weil Mitarbeiter der Erfolgsfaktor Nummer Eins für Unternehmen sind. Dass ich in den Vorstand aufgestiegen bin, war ein Signal für mich, aber auch ein Signal des Unternehmens, wie zentral Mitarbeiter für uns sind.“ Bevor sie beim Münchener Medienschiff anfing, arbeitete sie als Vice President Human Resources für EADS Astrium Satellites.

Mit dem Wechsel in den Vorstand hat sich für Heidi Stopper inhaltlich kaum etwas geändert, da sie schon vorher zum erweiterten Vorstand gehörte, erzählt sie im Gespräch. Der größte Unterschied sei, dass sie nun ganzheitliche Entscheidungen treffen müsse. Die ProSiebenSat.1 Media AG ist börsennotiert und beschäftigt rund 3.500 Mitarbeiter in zwölf Ländern. Wie für alle Medienunternehmen spielt insbesondere die Digitalisierung eine entscheidene Rolle für das Unternehmen. Diesen gestaltet Heidi Stopper mit der Personalarbeit mit. Von einem klassischen TV-Haus will sich die ProSiebenSat.1 zu einem Transmedia-Unternehmen wandeln. Seit fast drei Jahren befindet sich die Aktie in einem Aufwärtstrend.

„Wie in der Partnerauswahl ist es auch in der Personalauswahl“

Trotzdem fliegt dem Unternehmen nicht alles zu. Über 28.000 Bewerbungen erhalte man pro Jahr, erzählt Stopper. Doch um Top-Talente an das Unternehmen zu binden, müsse auch ProSiebenSat.1 einiges tun. „Wir müssen heute als Arbeitgeber für die Bewerber attraktiv sein – nicht nur umgekehrt“, sagte Stopper. Wie man das als Unternehmen realisiere? Unternehmen sollten sich bei der Mitarbeiterauswahl Zeit lassen. Zentral sei, objektive Kriterien zu entwickeln. Sechs Augen sähen zudem mehr als zwei, so Stopper. Mindestens drei Kollegen würden sich deshalb einen Bewerber ansehen. Je nach Position, in der der neue Mitarbeiter gesucht werde, würde es zudem bis zu acht Gespräche geben. „Bei der Personalauswahl ist es wie bei der Partnerwahl. Oft findet man die Menschen gut, die einem selbst ähnlich sind. Man nennt das kognitive Verzerrung”, so Stopper. Deshalb sei es wichtig, Bewerber nach objektiven und kompetenzbasierten Kriterien auszuwählen. Am Ende sollte die Entscheidung jedoch nie gegen das Bauchgefühl getroffen werden.

Vorstellungsgespräche, so Stopper weiter, seien für den Bewerber gleichzeitig die Gelegenheit, Einblicke in die Unternehmenskultur zu gewinnen. Unternehmen empfehle sie deshalb, authentisch zu bleiben. Keine Seite profitiere, wenn sich der Arbeitgeber im Personalgespräch oder auf öffentlichen Kanälen wie der eigenen Website oder Social Media verstelle. Gehen die vermittelte Idee und die Realität zu weit auseinander, würden weder Mitarbeiter noch Unternehmen miteinander glücklich werden. Was die Quote an weiblichen Führungskräften betrifft, ist Stopper zufrieden. Etwa ein Drittel der Führungskräfte bei ProSiebenSat.1 sei weiblich. Sie selbst habe sich nie als Quotenfrau gefühlt. Aber sie sei gerne ein Vorbild. Auch für Frauen.

Nur wer glücklich ist, sollte im Unternehmen bleiben

„Gradlinige Lebensläufe gibt es heute immer seltener. Wir ermuntern unsere Mitarbeiter, über interne Wechsel in komplett andere Geschäftsbereiche einzusteigen und ihr Know-How dadurch zu erweitern. Generell ist mein Motto, gezielt die Stärken von Mitarbeitern zu fördern. Wer sich nur darauf konzentriert, Schwächen zu reduzieren, wird in 20 Jahren noch keinen Top-Mitarbeiter haben“, unterstreicht Stopper. Ihre Empfehlung an alle: „Wenn Du nicht an drei von fünf Tagen mit Leidenschaft zur Arbeit gehst, mach‘ etwas anderes, das Leben ist zu kurz.“ Zudem empfehle sie immer einen Plan B und C parat zu haben. Einmal habe sie einen Bewerber gehabt, der auf die klassische Frage: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ einen dezidierten Wochenplan präsentiert habe. Heidi Stopper riet ihm, zunächst eine Zweit- und Dritt-Vision für sich zu entwickeln. Aus gutem Grund: Sie selbst habe sich oft für den Plan B entscheiden müssen – und der sei häufig besser gewesen als der vermeintliche Plan A.

Stopper selbst widmet sich übrigens neben ihren Vorstandposten noch der Selbstständigkeit. Aus purer Leidenschaft. Sie coacht Personen, Unternehmer, Führungskräfte und Personaler. 

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