Das US-Unternehmen WeWork zahlt seinen Angestellten nur noch vegetarisches Essen und will damit die Umwelt schonen. Sollten Firmen ihren Mitarbeiter*innen vorschreiben dürfen, wie sie sich ernähren, wenn dadurch in Sachen Klimaschutz wirklich etwas bewirkt werden kann?
Ein Unternehmen wird vegetarisch
Wenn wir an die Kulinarik in den USA denken, kommen wahrscheinlich vielen von uns bekannte Fast-Food-Ketten wie Mc Donalds, Burger King und Kentucky Fried Chicken in den Sinn. Vegetarische Produkte sind dort eher nicht so das große Ding – könnte man meinen. Dass diese Vorstellung aber mittlerweile nicht mehr als Klischee ist, zeigt jetzt zum Beispiel das amerikanische Unternehmen WeWork. Seit einem Monat gibt es in den Büros an allen Standorten nur noch vegetarische Kost.
Diese Regelung betrifft sowohl das Catering bei Firmenevents, als auch die Abrechnung von Spesen. WeWork zahlt seinen rund 6.000 Mitarbeiter*innen keine Mahlzeiten mehr, die rotes Fleisch, Geflügel oder Schweinefleisch enthalten. Der Mitbegründer und Chief Culture Officer von WeWork, Miguel McKelvey, erklärte laut Business Insider in einer internen E-Mail, dass diese Regelung darauf abzielt, den ökologischen Fußabdruck der Firma möglichst gering zu halten.
„Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der Verzicht auf den Konsum von Fleisch ein wichtiger Schritt ist, den jedes Individuum tun kann, um seine persönlichen Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren, und er ist wirkungsvoller als der Wechsel zu einem Hybridauto“, sagt McKelvey. Die Angestellten des Co-Working-Unternehmens sollen auf diese Weise animiert werden, ihre Essensgewohnheiten umzustellen und so einen positiven Beitrag für die Umwelt zu leisten. Inwiefern dieser Plan umgesetzt wird und wirklich etwas in den Köpfen der Mitarbeiter*innen bewirkt, können wir aus der Ferne natürlich nicht wissen. Vermutlich funktioniert eine solche Regelung auch nur dann, wenn schon vorher eine zumindest ähnliche Interessenlage bei Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*innen in ökologischen Fragen vorhanden ist.
Hohe ökologische und soziale Ansprüche
Der Schritt, den McKelvey mit seinem Startup geht, ist nicht nur für die Konsument*innen wichtig, sondern auch für andere Unternehmen, die diesem Beispiel folgen oder eigene Lösungen finden wollen. Wenn auch immer mehr große Konzerne mitziehen und hohe ökologische und soziale Ansprüche an sich selbst stellen, kann sich auch auf internationaler Ebene, etwas bewegen. Es ist schließlich bekannt, wie schädlich der Fleischkonsum für unsere Umwelt ist. Mit fast 15 Prozent der klimaschädlichen Emissionen ist die Fleischindustrie laut den Vereinten Nationen mitverantwortlich für den Klimawandel. Welche Auswirkungen eine vegetarische Ernährung für Klima, Umwelt, Menschen und Tiere hat, könnt ihr hier ausführlich nachlesen.
Aber nicht nur in Sachen Fleisch versucht WeWork verantwortungsvoller zu konsumieren. Das Startup spendet übrig gebliebene Lebensmittel von Firmenevents und versucht außerdem, Plastikprodukte zu vermeiden. Diese ökologischen und sozialen Innovationen sind nicht nur für das Image von WeWork gewinnbringend. Schließlich werden auch andere Unternehmen durch solche Impulse inspiriert, ihre Umweltpolitik anzupassen und mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen zu übernehmen.
Wie lange es wohl dauert, bis auch deutsche Unternehmen über den Fleischkonsum ihrer Belegschaft nachdenken und Maßnahmen ergreifen? Viele konservative Unternehmen, Vereine und Parteien sind wohl, trotz der wachsenden Zahl von Menschen, die sich für alternative Ernährungsformen entscheiden, noch nicht bereit, auf Bratwurst, Jägerschnitzel und andere „gutbürgerliche“ Kost zu verzichten. Das zeigte etwa die umstrittene Debatte im Bundestag vor fünf Jahren, als die Grünen die Einführung eines so genannen „Veggie-Days“ vorgeschlagen hatten. Aber wie machen wir Fleischanhänger*innen und CSU-Politiker*innen klar, dass ein (teilweiser) Verzicht auf Fleisch innerhalb des Betriebs nicht sofort mit Freiheitsberaubung, Gehirnwäsche und Zwangsernährung gleichzusetzen ist?
Titelbild: Depositphotos.com
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