Foto: Gaetano Cessati – unsplash

Nein, nachhaltig zu leben ist nicht schwer und auch nicht teuer!

Nachhaltig zu leben ist gar nicht so schwer, findet Lesley. Denn wirklich teuer ist es, wenn wir erst die Erde zerstört haben.

 

Auf wessen Kosten machen wir die Erde kaputt?

Eine sehr sympathische Hamburger Designerin erzählte meiner Freundin und Kollegin Fenja und mir vor einigen Wochen folgende Anekdote: Neulich habe sie von einer Kundin zu hören bekommen, dass ihre Schuhe zwar sehr schön aber ja leider ganz schön (sprich zuuu) teuer seien. Ihre spontane Reaktion darauf: „Teuer für wen?“ Ja, für wen eigentlich? Gute Frage, dachten Fenja und ich. Und diese Anekdote, beziehungsweise diese Frage beschäftigte uns auch noch Tage später. Und letztendlich ist sie der Auslöser für diesen Artikel.

Im Grunde genommen ist es doch so – selbst der letzte Spätblicker hat inzwischen kapiert (oder zumindest schon mal davon gehört), dass es einen Klimawandel gibt und dass es an uns liegt, diesen zu stoppen oder ihm zumindest massiv entgegenzuwirken. Und dass uns dies nur gelingen kann, wenn wir unsere Lebens- und Wirtschaftsgewohnheiten drastisch und vor allem schleunigst ändern. Einzige Ausnahme: Erdenbürger, die in Amerika leben und für den Republikaner Donald Trump gewählt haben, der den Klimawandel für einen großen „Schwindel“ hält, den sich die Chinesen ausgedacht haben. Whaaaat?!

Alle bis auf Donald Trump und seine Wutwähler wissen, dass es einen Klimawandel gibt

Alle bis auf Donald und seine Wutwähler wissen also, dass eine umweltbewusste Lebensführung sowie ein sozial verträgliches Wirtschaftssystem nicht nur hip sind (weil sie uns die Aura eines Gutmenschen verleihen, wenn wir uns beispielsweise für den WWF oder für Amnesty International engagieren), sondern dass es letztendlich um das Überleben unseres Planten Erde geht. Und damit auch um die Spezies Mensch, der es gelungen ist, in nur wenigen Jahrzehnten, beinahe sämtliche Ressourcen wie Aluminium, Eisen, Palmöl, Erdöl, Holz und Wasser aufzubrauchen, als gäbe es kein Morgen mehr.

Wir wissen das alles, dennoch erscheint uns ein T-Shirt, dass unter fairen Bedingungen aus Bio-Baumwolle oder der regenerativen Zellulosefaser Modal hergestellt wurde und 30 Euro kostet, im ersten Moment „ganz schön teuer.“ Klar, bei Hasi und Mausi kostet solch ein – auf den ersten Blick identisches – Shirt gerade mal schlappe fünf Euro. Es ist aber eben nur auf den ersten Blick identisch, denn die inneren Werte sind grundsätzlich verschieden. Während das eine Produkt (seien es T-Shirts, Schuhe oder Handys) mit einem einzigen Gedanken – nämlich den an maximal möglichen Profit – auf Kosten anderer MENSCHEN produziert wurde, versuchen Hersteller, wie die Hamburger Designerin oder der Fairtrade-T-Shirt-Hersteller gängige Neoliberalismus- und Kapitalmus-Gesetze auszuhebeln und neue Spielregeln aufzustellen, um dem blinden, tumben, von Gier und Unzufriedenheit getriebenem Konsumverhalten etwas entgegen zu setzen. Unternehmer, die endlich wieder das große Ganze im Blick haben – beispielsweise natürliche Produktkreisläufe (Stichwort Cradle to Cradle) oder die Integration von benachteiligten Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Diese Unternehmer haben sich in der Regel verdammt viele Gedanken gemacht und noch viel mehr Zeit genommen, um Produkte herzustellen oder Dienstleistungen anzubieten, die im wahrsten Sinne des Wortes besser sind. Besser, für die, die sie fertigen, besser für uns, die sie konsumieren und besser für den Planten, auf dem wir und unsere Nachfahren ja schließlich noch ein Weilchen zu leben gedenken.

Die guten Dinge im Leben gibt es eben nicht umsonst

Diesen Kampf fechten die ambitionierten Unternehmer nicht bloß für sich, sondern für uns alle aus. Und genau dieser Kampf hat seinen Preis. So wie Eco-zertifizierte, pflanzlich gegerbte und in Handarbeit gefertigte Ledererzeugnisse ihren Preis haben (der eigentlich immer noch lächerlich niedrig ist, verglichen mit dem, was der Kunde am Ende in seinen Händen hält). Genauso verhält es sich mit Fairtrade-Kaffee, Bio-Fleisch vom Metzger des Vertrauens, Demeter-Gemüse. Selbst „gewöhnliche“, stinknormale Milch müsste eigentlich wesentlich teurer sein, als sie derzeit ist (dann müsste sie auch nicht überproduziert und am Ende weggeschüttet werden). Die guten Dinge im Leben gibt es eben nicht umsonst. Sie kosten zu Recht ­– wieder mal nur auf den ersten Blick –  deutlich mehr, als Primark-Schuhe, eingeschweißte Putenbrüste oder Dosengemüse. Dabei verhält es sich bei genauerem hinsehen so, dass das vermeintliche Schnäppchen einen teuer zu stehen kommt. Nicht nur den Konsumenten selbst, sondern auch Mitmenschen und Umwelt.

Nespresso – what else? Wie wär’s mit nem ehrlichen, handgebrühten Fairtrade Kaffee!

Bestes Beispiel sind die unsagbar dämlichen, völlig überteuerten (noch nicht mal schmackhaften) und umweltverpestenden Nespresso-Aluminiumkapseln, für die Hollywood Superstar George Clooney seit Jahren wirbt. Komisch eigentlich, dass seine Frau, die blitzgescheite Juristin und Menschenrechtsaktivistin Amal seinem Werbeträgerdasein nicht längst ein Ende bereitet hat. Warum sie das nicht längst getan hat, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Andererseits bezweifle ich, dass Amal sich jemals ernsthaft und vor allem kritisch mit der Herkunft und Fertigung ihrer sündhaft teuren Designerklamotten auseinander gesetzt hat. Denn dann würde sie ab sofort nur noch Kleider, Hosenanzüge und Taschen von Labels wie Stella Mc Cartney, Master & Muse, Reformation, Freedom of Animals oder Angela Roi tragen – Labels, die vom Style locker mit anderen High-Fashion-Labels mithalten können – mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie unter ethisch und ökologisch korrekten Bedingungen hergestellt wurden. Was das betrifft, könnte sich Frau Clooney ein Beispiel an Livia Firth nehmen. Livia ist nicht nur die (bildschöne) Ehefrau von Hollywoodstar Colin Firth, sondern Gründerin der Nachhaltigkeits-Beratungsfirma Eco Age und eine der einflussreichsten Aktivistinnen in Sachen ökologische Produkttion in der Luxus-Modebranche.

Aber zurück zu Clooney. Nespresso – what else? Wie wär’s mit nem guten, ehrlichen, handgebrühten Fairtrade Filterkaffee? Der ist A viel leckerer und eben B keine Zumutung für die Umwelt und C wesentlich billiger. Um genau zu sein ist Nespresso-Kapselkaffee etwa fünfmal (! ) so teuer wie Fairtrade Kaffee. Im Vergleich: Für 100 g Nespresso zahlt man 7,90 Euro, während 500 g Fairtrade Espresso gerade mal um die acht Euro kosten. Noch Fragen?

Kommt, lasst uns besser leben!

Und wetten, dass es sich in einem hochwertigem Paar Schuhe von der Manufaktur seines Vertrauens deutlich leichter durchs Leben spazieren lässt, als mit Dutzenden Schuhleichen im Keller (oder auf dem Dachboden)? Der Witz an der Sache mit der Nachhaltigkeit: Am Ende kostet uns das eine Paar sogar weniger, als die fünf Paare, die wir „unbedingt haben“ mussten und die wir aus einem Impuls heraus gekauft haben, die aber eine halbe Nummer zu klein, 3 cm zu hoch oder einfach nur zu pink sind. Die Wahrheit: Nachhaltig zu leben, ist gar nicht so schwer. Deshalb: Better live a better life!


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