Auch das EDITION F-Team ist Corona-bedingt ins Home Office umgezogen. Eine Maßnahme, die wichtig ist, weil wir alle Verantwortung für die Schwächeren in unserer Gesellschaft übernehmen sollten. Aber wie arbeiten wir am besten langfristig von zu Hause, ohne dabei durchzudrehen? Unsere Head of Partnerships Lana Wittig hat ihre Ideen dazu aufgeschrieben.
Homeoffice: Entspannung und Produktivität?
Ich liebe es, hin und wieder einen Tag im Home Office zu verbringen. Meistens suche ich mir dafür einen Freitag aus, weil der eh ruhiger ist als die anderen Tage. Ich schlafe dann ein bisschen länger, weil der Arbeitsweg wegfällt, und verbringe meistens den gesamten Tag im Schlafanzug damit, Emails wegzuarbeiten, die zu lange liegen geblieben sind und Konzepte zu durchdenken, ohne abgelenkt zu werden. Home Office habe ich daher immer mit Entspannung und Produktivität gleichgesetzt. Bis Jetzt.
Denn: Ein Tag zu Hause ist mir genug. Danach will ich zurück zu meinen Kolleg*innen und mit ihnen Ideen austauschen, arbeiten, lachen, Kaffee trinken und Mittag essen. Die Aussicht auf ein, zwei, drei, vier oder noch mehr Wochen alleine zu Hause macht mich nervös, weswegen ein Plan her musste, der mein Team und mich gut durch die nächsten Wochen bringt.
Die normale Routine nicht verlieren
Ich bin ganz ehrlich: Ein normaler Tag im Home Office findet für mich meistens im (Halb-)Liegen statt. Ich genieße es, wenn ich für diesen einen Ausnahmetag einfach mal nicht der normalen morgendlichen Routine folgen muss. Aber ich weiß auch: Was für einen Tag super ist, funktioniert nicht für längere Zeit und ich kann nicht die nächsten Wochen nur im Jogginganzug verbringen. Deswegen gilt ab jetzt: morgens aufstehen und anziehen, fertig machen. Ich fühle mich bereiter für Kundengespräche und Co., wenn ich nicht im Schrammel-Look bin, auch wenn‘s niemand sieht.
Das Team-Gefühl aufrechterhalten
Normalerweise machen wir im EDITION F-Partnerships-Team jeden Morgen für 15 Minuten ein Standup. Jede von uns erzählt kurz, wie es ihr geht, woran sie arbeitet und wobei sie vielleicht Hilfe braucht. Die wichtigste Frage bei diesem morgendlichen Termin ist für mich die nach dem Befinden. Wenn wir wissen, was bei unseren Kolleg*innen gerade los ist, was im Kopf vorgeht, was zu Hause passiert oder ob irgendwas wehtut, können wir besser aufeinander eingehen und Rücksicht nehmen. So vermeiden wir schlechte Stimmung und können individuelle Wege finden mit Blick darauf, welches Team-Mitglied gerade was braucht. Gerade in Zeiten, in denen bei uns allen eine große Unsicherheit herrscht, ist mir dieser morgendliche Termin besonders wichtig.
Tagsüber sind wir normalerweise viel im Austausch, trinken einen Kaffee zusammen, machen gemeinsam Mittagspause. Da all das vorübergehend wegfällt, haben wir jetzt zusätzlich einen nachmittäglichen festen Termin, um 15 Minuten zu quatschen. Arbeitsthemen ausgeschlossen, das ist das digitale Äquivalent zum kurzen Tratsch in der Kaffeeküche.
Beide Termine halten wir als Videokonferenz ab, dafür gibt es jede Menge Anbieter*innen. Diese Tools lassen das Erlebnis möglichst nah an die Realität kommen. (Auch hier hilft es übrigens, wenn man ordentlich angezogen ist!)
Einen Arbeitsplatz einrichten
Neben dem morgendlichen Aus-dem-Schlafanzug-heraushüpfen ist dieser Punkt für mich besonders wichtig. Ich fahre gerne täglich ins Büro, um einen Szenenwechsel zu haben, den Bezirk zu wechseln und den mentalen Schalter von Freizeit auf Arbeit umzulegen. Diese Möglichkeit fällt nun weg. Da ich zu Hause keinen festen Arbeitsplatz habe, muss in den nächsten Wochen der Küchentisch herhalten. Ich beschäftige mich gerade damit, wie ich der Küche einen büroähnlichen Anstrich verpassen kann. Vielleicht muss ich einen Locher und ein paar Aktenordner auf den Tisch stellen? Nehme hier gerne noch Vorschläge entgegen. Couch und Bett werden auf jeden Fall erst zum Feierabend wieder in Betrieb genommen, das ist mein festes Vorhaben. Der Rücken wird es mir danken.
Die Meeting-Kultur in digital übersetzen
Bei EDITION F gibt es eine ausgeprägte Meeting-Kultur. Was viele Menschen nervig finden („Another meeting that could have been an email“), bietet mir einen großen Mehrwert. Gerade bei uns im Partnerships-Team geht es eigentlich den ganzen Tag darum, mit Menschen im Austausch zu sein – sei es in unserem kleinen Team, mit der ganzen Firma oder mit Kund*innen. Und das am liebsten Face to Face. Daher ist es für uns jetzt besonders wichtig, digitale Tools zu finden, die unsere sonstigen Real-Life-Meetings möglichst gut abbilden können.
Im Moment probiere ich Tools wie Ziteboard und Miro (auch hier gibt es natürlich jede Menge Alternativen) aus, um in Meetings nicht nur miteinander zu sprechen, sondern auch brainstormen zu können. Visuelle Hilfestellungen, die wir sonst auf Whiteboards oder Papier nutzen, kann man mit diesen digitalen Lösungen gut abbilden.
Und obwohl ich unsere Meetingkultur sehr schätze, ist das natürlich auch eine richtig gute Gelegenheit, neu zu evaluieren und zu schauen, wie wir in Zukunft effizienter arbeiten können.
Körper und Geist fit halten
Den ganzen Tag herumsitzen, das passiert auch im Büro. Für mich wird das aber normalerweise durch externe Meetings und durch die kurzen Wege in die Büros der Kolleg*innen unterbrochen. Außerdem stehen sonst auch am Abend Aktivitäten an, die meinen Hintern vom Stuhl holen. Fast alles davon fällt jetzt vorübergehend weg. Um Körper und den Geist zwischendurch wachzurütteln und von den Bildschirmen wegzuholen, habe ich mir für die Mittagspausen einen langen Spaziergang mit dem Hund verordnet (funktioniert auch ohne Hund). Wer nicht rausgehen möchte, kann natürlich auch eine Yoga-Session zu Hause einlegen, kurz meditieren oder stretchen. Hauptsache bewegen und nicht auf Handy, Computer oder beides gleichzeitig starren …
Feierabend machen
Wenn Leben und Arbeiten am gleichen Ort stattfinden, verfließen die Grenzen oft. Schnell mal nebenbei die Wäsche aufhängen? Klar, die zehn Minuten hänge ich an meine Arbeitszeit ran. Abends doch noch schnell die Präsentation fertigbauen, weil ich ja noch am Arbeitsplatz aka meinem Wohnzimmertisch sitze? Kein Problem. Im Dauer-Home-Office müssen wir darauf achten, die Grenzen klar zu ziehen, die normalerweise durch den räumlichen Wechsel von Büro ins Zuhause gegeben sind, sonst leidet die mentale Gesundheit. Und gestresst sind wir ja eh alle schon durch die Panik in der Luft, die Unsicherheit und die Angst vor Krankheit und wirtschaftlichem Zusammenbruch. Daher jetzt mehr als je zuvor: Ich plädiere für das (digitale) Feierabend-Bier!
Bei allem Gejammer über die Zwangsversetzung ins Home Office ist mir natürlich sehr bewusst, wie privilegiert ich bin, dass sich mir diese Möglichkeit überhaupt bietet. Allen Menschen da draußen, die gerade unser Gesundheitssystem aufrechterhalten, die Care-Arbeit leisten und die Supermärkte, Apotheken und Co. am Laufen halten, gilt mein großer Dank und Respekt. In diesem Sinne: Bleibt gesund!