Foto: flickr | Michelle Tribe – CC BY 2.0

Doppeltes Glück – wie ein lesbisches Paar gleichzeitig schwanger wurde

„Wir haben zwei von allem: zwei Vaginas, zwei Gebärmütter – besser geht’s nicht!“, sagten Emily und Kate beim ersten Arztbesuch. Dass sie bald aber auch zwei Babys haben würden, wussten sie damals noch nicht.

 

Samen shoppen gehen

Anschwellende Füße, Müdigkeit, ein wachsender Bauch, jede Menge Hormone. Und dann stellt euch mal vor, das macht nicht nur einer in einer Beziehung durch, sondern gleich zwei. Zwei Frauen, deren Schwangerschaftsbäuche so prall sind, dass sie einander Monate lang nicht umarmen können – wie bei Kate Elazegui und Emily Kehe.

Zwei Jahre war das Paar verheiratet, so berichtet The Cut,  als es beschloss, ein Kind zu bekommen. Emily war zu dem Zeitpunkt 36, Kate drei Jahre älter. Auch wenn die Ärztin der New Yorker Fruchtbarkeitsklinik ganz klar aus praktischen Gründen und Fruchtbarkeitschancen Emily dazu auserkor, das Kind auszutragen, war es die drei Jahre ältere Kate, die entschied:

„Ich denke, ich will es machen. Ich habe Angst, dass ich am Ende bereue, es nicht probiert zu haben.“

Die Wahl des Spenders sei wie Online-Shopping gewesen, sagt Emily. Welche Farbe wollen wir, welche Größe, in welchem College-Fach soll der Spender seinen Abschluss gemacht haben? Am Ende, scherzte Emily, hätten sie wahrscheinlich mehr von dem Spender gewusst, den sie später ,Keanu tauften, als voneinander. Für 10.000 Dollar kauften sie genug Samen von Keanu für Kate – und Emily. 

Jeden Monat falsche Hoffnungen

Sechs Monate lang versuchte Kate, schwanger zu werden. Regelmäßige Bluttests zur exakten Beobachtung des Zyklus’, nahezu tägliche Ultraschalluntersuchungen und die Termine zur Samenübertragung gehörten zu ihrem Alltag. Der Erfolg blieb aus. Dieses halbes Jahr sei unglaublich hart und nervenzehrend gewesen, erklärt Emily: „Jeden Monat machst du dir aufs Neue falsche Hoffnungen.“

Als nach sechs Monaten Kates Versicherung die Kosten nicht mehr übernahm, lautete die Ansage: ein allerletzter Versuch – und zwar eine In-Vitro-Fertilisation, also die Befruchtung von Eizellen außerhalb des Körpers.

Gleichzeitig sollte Emily zum ersten Mal den Spendersamen übertragen bekommen – um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen und nichts unprobiert zu lassen, so die Ärztin der beiden. Aber was, wenn beide schwanger werden sollten? Die Chancen seien so gering, dass es nahezu unmöglich sei, dass dieser Fall eintreffe, beruhigte die Expertin das Paar. Der erste Versuch diene lediglich dazu, zu beobachten, wie Emilys Körper reagiert, wie man das erforderliche Hormonlevel herstellen, und in welcher Qualität Emilys Körper Follikel selbst produzieren kann.

Man kann nicht anders als vergleichen

Doch Emilys Körper reagierte in einer Weise, mit der niemand gerechnet hatte: Sie wurde schwanger. Beim ersten Versuch. Das, was bei Kate über Monate lang nicht geklappt hatte, funktionierte bei Emily direkt beim ersten Mal. 

„Emily ist der Inbegriff der Weiblichkeit. Ihr Körper war wie: Boom!“

Kate hatte die Hoffnung und das Vertrauen in ihre eigene Fruchtbarkeit schon aufgegeben – bis die Ärztin anrief und ihr mitteilte, dass drei der fünf Eizellen, die ihr entnommen worden waren, befruchtet werden konnten. Alle drei wurden Kate eingesetzt, eine davon traf ins Schwarze: Auch Kate war schwanger.

Als Paar die Schwangerschaft gemeinsam durchzumachen, habe sowohl Vor- als auch Nachteile. Zum einem, sagt Kate, würde der andere immer genau verstehen, wie man sich gerade fühlt, dass die Füße zu sehr angeschwollen sind, um noch länger auf der Party zu bleiben, oder zu müde, um zu kochen. Andererseits, auch wenn man die Partnerin über alles liebe, könne man nicht verhindern, den Verlauf der Schwangerschaft zu vergleichen. Das, was Emily gerade durchmachte, folgte bei ihr so – oder eben anders – rund zehn Tage später. 

Kate hatte während ihrer Schwangerschaft jede Menge Komplikationen, war traurig, ängstlich, musste auf ihre Ernährung achten, durfte kaum Sport machen. Emily hingegen liebte ihre Schwangerschaft: 

„Ich habe mich gut gefühlt, ich war glücklich. Ich hatte keinerlei Probleme, außer, dass meine Füße so doll angeschwollen sind, dass ich in keine Schuhe mehr gepasst habe. Alles war einfach für mich, nichts war einfach für sie.“ 

„Wow, das habe ich gemacht“

Emily war bereits zehn Tage überfällig. Am Morgen des Tages, an dem das Baby per Kaiserschnitt geholt werden sollte, platzte ihre Fruchtblase. Das, was Kate bei der Geburt ihres Sohns Reid miterlebte, folgte bei ihr nur drei Tage später.

„Um ehrlich zu sein, bin ich mir ziemlich sicher, dass die ganze Aufregung bei Emilys Geburt meine Fruchtblase zum Platzen gebracht hat.“

Die Geburt verlangte Kate weitaus mehr Kraft und Durchhaltevermögen ab, als das bei Emily der Fall war. Das Gefühl, dass Kate bei ihrer Schwangerschaft immer den Kürzeren zog, sollte sich also auch an dieser Stelle bestätigen. Kurz bevor die Ärzte den Kaiserschnitt einleiten wollten, kündigte sich endlich Eddie an. Auch ihr zweiter Sohn war – trotz um den Hals geschlungener Nabelschnur – wohlauf. 

Monate der Unwissenheit

Wenn alles vorbei ist, egal wie schwer oder einfach es war, sei man einfach nur glücklich, es geschafft zu haben und zwei gesunde Kinder im Arm halten zu dürfen, sagt Emily.

Ob sie sich denn zu beiden Kindern gleichwertig verbunden fühlen? Verbunden fühle man sich schon zu beiden, doch bei dem Kind, das biologisch gesehen wirklich das eigene ist, sei es etwas ganz Besonderes. Man schaue es an, so Emily, sehe sich selbst und denke: „Wow, das habe wirklich ich gemacht.“ Manchmal müssten sie sich gegenseitig daran erinnern, dass es noch ein zweites Baby gibt. 

„Natürlich sind zwei Babys auf einmal viel Arbeit – aber wir haben vier Brüste, zwei Mütter, zwei Elternzeiten. Wir wissen beide, wir können uns helfen. Ich habe die beste Freundin an meiner Seite, um genau das durchzustehen.“

Das Wichtigste, was sie in den vergangenen neun Monaten gemeistert haben:  nicht zur gleichen Zeit auszuflippen. 

Wenn ihr mehr über die Tandem-Schwangerschaft von Emily und Kate erfahren wollt – zum gesamten Interview geht es hier entlang

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