Foto: Susann Hoffmann

365 Tage EDITION F

Zwölf Monate gibt es uns jetzt. Genau heute. Ein kleines Geburtstags-Résumé der schönsten und schwierigsten Momente.

 

“What would you do if you were not afraid?” – Sheryl Sandberg

Heute vor genau einem Jahr saßen Susann und ich das erste Mal im Home Office zusammen. Der Abschied von Gründerszene lag nur einige Tage zurück und trotzdem kam mir damals alles schon ewig her vor. Im Frühsommer hatten Susann und ich den Entschluss gefasst, alles auf die EDITION F-Karte zu setzen. Uns war klar geworden, das die Gründung nichts ist, was wir nebenbei realisieren können und wollen. Und dann ging alles plötzlich sehr schnell.

Um 9 Uhr morgens machte ich mich aus Kreuzberg auf zu Susanns Wohnung im Prenzlauer Berg. Ich wählte den Weg mit der Ringbahn über den Treptower Park – an das Gefühl in mir auf dem Weg zur S-Bahn erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen: Eine chaotische Mischung aus Vorfreude, Aufregung, riesigem Glauben, dass alles grandios werden würde, aber auch Zweifel daran, dass es überhaupt klappen könnte. 

Klassische Gründergedanken, nehme ich an. Fortan wechselten wir die Stadteile täglich. Wir arbeiteten einen Tag bei Susann und einen Tag bei mir.

“To live a creative life we must lose our fear of being wrong.” – Josephine Peau

Alles worüber wir in den vergangenen Monaten noch eher lose gesprochen hatten, wurde auf einmal an diesem Küchentisch in Susanns Wohnung Wirklichkeit. Wir frühstückten, klappten die Laptops auf und fingen an zu arbeiten. Seit diesem Montag, Anfang September 2013 ist ein Jahr vergangenen. 365 Tage von denen ich nie gedacht hätte, das sie so werden wie sie waren. Vom ersten Logoentwurf, über den ersten Notartermin, zur ersten Anstellung eines Mitarbeiters, und den ersten Artikel über uns, bis hin zum Launchtag und dem ersten Feedback zum Produkt – es gab so viele Momente, die eigentlich gar nicht in ein einzelnes Jahr passen können.

Es war ein Jahr von dem ich niemals gedacht hätte, dass es so verdammt schwierig, verdammt überwältigend, verdammt schön und fordernd werden würde.

“Everything starts with pretending.”

Zeit ein kleines Résumé zu ziehen und mit euch die wichtigsten Erkenntnisse zu teilen. Natürlich in der kompletten Gewissheit, dass das nur der Anfang ist. Und noch viele mehr folgen werden.

Verdammt schwierig: die Geldsuche.

Als Susann und ich beschlossen, EDITION F zu starten, verfügten wir über unseren alten Job bereits über ein grandioses Netzwerk. Wir kannten Gründer, die uns unglaublich halfen, wir kannten Menschen, die Menschen kannten, die bei uns anfingen zu arbeiten, und wir hatten Kontakt zu potentiellen Investoren, die sich zumindest an uns erinnern würden, wenn wir sie in einer E-Mail um ein Treffen bitten würden.

Es dauerte etwa drei Monate, statt sechs Wochen, bis wir die Hälfte des Geldes eingesammelt hatten, das wir ursprünglich einsammeln wollten. Ich würde seither jedem Startup raten, so viel Geld aufzunehmen, dass es mindestens für ein Jahr nach Produktlaunch ausreicht. Unsere neue Faustregel. Neue Investoren zu finden, dauert doppelt so lange wie geplant, und die Produkentwicklung mit ihren Zyklen dauert im Zweifel auch doppelt so lang. Die Einnahmen hingegen halbieren sich zu Beginn auch manchmal.

Verdammt fordernd: das Produkt

Wenn man ein Unternehmen gründet, gründet man nicht in erster Linie das Unternehmen, in erster Linie baut man ein Produkt und das verlangt Fokus.

Neben den Finanzen, den Investoren, den Mitarbeitern und den Belanglosigkeiten des Tagesgeschäftes, die fast sämtliche Zeit binden, kommt einem das Kerngeschäft oft vor wie ein Hobby. Aber wir bauen kein Startup, wie bauen ein Produkt. Das steht manchmal hinten an. Dabei ist es wichtig, nicht an dem festzuhalten, was einmal gebaut wurde, sondern sich immer weiterzuentwickeln.

Es hilft, sich dafür bewusst Zeit zu nehmen und mit Nutzern und Außenstehenden in Klausur zu gehen. Manchmal auch ganze Ideen, die nicht genutzt werden, wegzuwerfen.

Verdammt schön: das Team

Bei allem Gründergrübeln und der Arbeitszeit die man damit verbringt, Unmögliches möglich zu machen, vergisst man manchmal, sich über das Schöne ausreichend zu freuen. Ich möchte mit dem beginnen, was für uns die Basis ist. Was uns überhaupt erst bis hierher hat kommen lassen: Das absolute Vertrauen zwischen Susann und mir. Ich würde Susann jederzeit zu jedem Investor, zu jedem Kunden, zu jedem Treffen alleine entsenden und weiß, dass dieses Vertrauen gegenseitig ist. Aus dem Bauchgefühl, das könnte gut passen, ist inzwischen fast so etwas wie eine schwesterliche Beziehung geworden. Verdammt schön.

Jeder einzelne unserer Mitarbeiter bringt außerdem Ideen und Energie mit, die unsagbar wichtig sind. Personalauswahl ist ein zentraler Punkt für jedes Startup. Das ist uns heute klarer als je zuvor. Jannis haben wir über meine gute Freundin Pinar gewonnen, Christian über unseren Mentor Marc Herbrechter entdeckt, Teresa, mit der ich schon einmal studiert habe, hatten Susann und ich als unsere heimlich Wunschkandidatin auf dem Zettel. Als wir sie dann auf der DLD im Januar trafen, sind wir zu einer Zusammenarbeit ins Gespräch gekommen und Kristy hat der glückliche Zufall zu uns geführt. Sie hatte einmal im gleichen Unternehmen wie ich ein Praktikum gemacht.

Eine zusätzliche Energiequelle ist sind in jedem Fall der unglaubliche Zusammenhalt in der Startup-Szene, der Glaube und die Ideen unseres Teams und die Unterstützung durch Familie, Freunde und Investoren. Auch in schwierigen Momenten.

Verdammt überwältigend: die Nutzer

Jahrelang gab es diese lose Idee einer Seite die irgendwie anders sein müsste. Weiblich, intelligent, integrierend, motivierend, persönlich. Eine Seite die an die Bedürfnisse denkt, und nicht in erster Linie an den Umsatz, weil Produkte, die Nutzer ernst nehmen, am Ende vielleicht sogar mehr Geld machen. So unsere Überzeugung.

Die Monate von September bis Mai waren für Susann und mich oft wie eine Folter. Wir lebten mit einem Gedanken, mit einer Idee, von der wir nicht wussten, ob sie überhaupt gebraucht wird. Auch wenn wir nach einem Jahr noch immer weit weg davon sind, genau zu wissen, was unsere Nutzer wollen, es gibt heute einen entscheidenden Unterschied: Wir sind live.

Wir wissen, dass EDITION F überhaupt gewollt wird. All die E-Mails, all die Worte, all die Gedanken, all die Artikel, all die Emotionen – alles, was wir von unseren Nutzern, oft Menschen, die uns noch nie persönlich begegnet sind, in den vergangenen Monaten bekommen haben, ist verdammt überwältigend.

“We have only just begun.”

All das führt dazu, das wir in den dunkelsten Momenten nicht aufgeben, dass wir Investoren, die nicht an uns Glauben noch nach der Absage eine Kampfesrede halten, dass wir trotz aller Zweifel, davon überzeugt sind, gemeinsam ganz groß zu werden. Es macht mich verdammt froh, nicht irgendein Produkt zu machen, weil das halt gerade eine Marktlücke war. Sondern eines, an das wir als Gründer, unser Team und auch unsere Nutzer wirklich glauben.

Deshalb will ich mal ein großes Danke sagen. Ein großes an Susann. An unser Team. Unsere Familie und Freunde. An unsere Investoren. Auch an die, die bald investieren. An alle, die uns immer wieder geholfen haben. Und vor allem an unsere Autoren und Nutzer. Ihr habt unseren Weg bis hier her möglich gemacht. Ohne euch, würde es uns nicht geben. Hoch die Tassen, auf die nächsten 365 Tage mit euch.

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