Foto: Volume

„Berlin ist ein Mix aus Professionalität, Low Budget und Hype“

Arbeitsplatz, Galerie und Showroom in einem? Angie und Heidrun zeigen mit Volume, wie das geht und warum Berlin so etwas noch gebraucht hat.

 

Zwischen Schreibtisch und Tanzfläche

Wenn aus zwei Kolleginnen Freundinnen werden und sie den Wunsch verspüren, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, dann kann daraus ja nur etwas Gutes entstehen. Oder gleich mehrere gute Dinge. Wie im Fall von Heidrun Tröndle und Angie Ziehmann, die genau aus diesem Antrieb das Volume hochgezogen haben, einen Ort in Berlin Mitte, an dem sie gemeinsam arbeiten, eigenen Projekten nachgehen oder Ausstellungen und Events veranstalten.

Warum es im kulturell bepackten Berlin noch eine weitere Plattform gebraucht hat, wie es dazu kam, dass eines Nachts Seifenblasen und Zitronen durch die Lüfte flogen und was man mit den Tätigkeitsfeldern Set Design und Performance Architecture so anstellen kann, haben sie uns erzählt.

Wo hab habt ihr euch kennengelernt und wie ging der gemeinsame Weg weiter?

Angie: „Wir haben uns bei einer Retail Company kennen gelernt und kurz danach beschlossen, zusammen einen Workspace zu gründen, der mehr als die Infrastruktur eines herkömmlichen Gemeinschaftsbüros bietet. Einen Space, der Events zulässt und standortbedingt gut gelegen wäre.“

Heidrun, du arbeitest im Bereich Set-Design und Angie macht Performance Architecture, was hat es damit auf sich?

Heidrun: Wir haben einen ähnlichen Background, da wir uns mit Räumlichem befassen. Ich bin mit SET BY spezialisiert auf Editorial Set Up, Veranstaltungsausstattung, Interior Design und 3D Conceptual Design. Angie mit PINK ACTION sowohl auf temporäre Architektur, Interior -, Event – sowie Retail Design als auch Performance Design und Installation. Unsere Jobs und Aufgabengebiete gleichen sich auf jeden Fall sehr, weshalb wir auch viele Projekte zusammen machen können.“

Wie kann man sich ein typisches Projekt von euch vorstellen?

Angie: „Gerade vor Kurzem wurden wir etwa für ein Deli-Bar-Konzept angefragt. Uns war dabei sofort klar, dass wir hier zusammen arbeiten würden. Denn bei einer zu bespielenden Fläche von 200 Quadratmetern ist es entscheidend, unsere Stärken gut kombinieren zu können.“

Könnt ihr etwas zu eurem Werdegang erzählen?

Heidrun: „Bevor ich mich selbstständig machte, habe ich acht Jahre als Conceptual Designer bei der Retail Company gearbeitet, bei der wir uns auch kennen gelernt haben. Angie hat Architektur studiert, sich selbstständig gemacht und dann noch einen Master in Performance Design und Szenographie nachgelegt.“

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Ihr betreibt das Volume in Berlin Mitte. Was genau passiert dort?

Angie: „Das Volume setzt sich aus den Komponenten Workspace, Showroom und Gallery zusammen, woraus gleichzeitig hervorgeht, dass der Raum zu vermieten ist und wir wechselnde, 3D basierte Ausstellungen und Installationen kuratieren. Aber in erster Linie ist das Volume durchaus unser täglicher Arbeitsplatz und Pool für interdisziplinäres Zusammenarbeiten. So etwa vermieten wir auch an die Schmuckdesignerin Ina Beissner.“

Showroom, Galerie und Workspace. Berlin ist voller Orte, die bespielt und gestaltet werden können. Was war eurer Antrieb einen solchen Raum ins Leben zu rufen?

Angie: „Ja, Berlin ist voll gepflastert mit Galerien und Co-Working Offices. Deshalb hatten wir von Anfang an die Intention, eine Plattform zu gründen, die sich bewusst von konventionellen Galerien absetzt und unser räumliches Verständnis zum Ausdruck bringt. Rein für dreidimensionale Projekte, was auch den Namen Volume erklärt. Ein Volumen, das es immer wieder neu zu füllen gilt.“

Seit der Eröffnung habt ihr sicherlich viele spannende Begegnungen gehabt. Gibt es eine Anekdote, die ihr immer wieder gerne erzählt?

Heidrun: „In den letzten drei Jahren ist natürlich einiges an Anekdoten, unterschiedlichen Leuten und Projekten zusammen gekommen. Ein Höhepunkt war auf jeden Fall unsere Wes Anderson Dress Code Party. Jeder kam verkleidet als Character aus The Royal Tenenbaums, Darjeeling Limited, Moonrise Kingdom oder Grand Budapest Hotel. Das Volume glich einem durchgeknallten Filmset und Seifenblasen und Zitronen flogen durch die Lüfte.“

Es ist kein Geheimnis, dass in der Hauptstadt selbst etablierte Kunstschaffende oftmals in prekären Verhältnissen leben. Ist es der Mythos Berlin, der dennoch viele Kreative anzieht oder bietet die Stadt tatsächlich noch den Nährboden, den die Branche braucht?

Angie: „Berlin ist stetig im Wandel und wir profitieren davon. Es ist ein brisanter Mix aus Professionalität, Low Budget und Berlin Hype. Diese ganz besondere Mischung macht viel unserer eigenen Kreativität aus und Berlin bietet beispielsweise im Vergleich mit New York immer noch viele erschwingliche Inspirationsquellen und Locations für Events. Und somit genug Nährboden für die Branche.“

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Ihr kennt euch schon eine Weile. Hat es euch je Sorgen bereitet Freundschaft und Beruf zu vermischen?

Heidrun: „Ja, das hat es.“

Aber was ist denn besonders schön, wenn man mit langjährigen Freunden zusammenarbeitet?

Angie: „Man hat das absolute Grundvertrauen, dass der andere das gleiche Ziel verfolgt und im besten Fall wird auch die gemeinsame Wellenlänge noch mehr vertieft.“

Sich selbstständig zu machen und eigene Ideen zu realisieren, verlangt Courage. Was hat euch trotzdem immer weitermachen lassen?

Heidrun: „Selbstständigkeit ist Freiheit und Druck zugleich. Aber das Gefühl, unabhängig und selbstbestimmt zu sein überwiegt bei uns beiden. Die Verwirklichung unserer Ideen und Visionen steht immer im Vordergrund.“

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