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Entrepreneur’s Pledge: Die sozialen Gründer

50 Prozent der Profite sollen in den sozialen Sektor zurückfließen. Die Milliardärsidee Giving Pledge soll nun auf Startup-Gründer übertragen werden.

 

Vom Giving Pledge zum Entrepreneur’s Pledge

Von Giving Pledge hat man vielleicht schon einmal gehört. Hinter dem Namen versteckt sich der Spendenclub des amerikanischen Star-Investors Warren Buffett und des Microsoft-Gründers Bill Gates. Das Verprechen für Mitglieder ist simpel: Mindestens die Hälfte ihres Vermögens spenden die Mitglieder zu Lebzeiten oder nach ihrem Tode für wohltätige Zwecke. Zuletzt traten auch Facebook COO Sheryl Sandberg und ihr Mann Dave Goldberg der Initiative bei.

Doch: Die Kritik bleibt nicht immer aus. Funktioniert das Modell? Bringt es überhaupt etwas, wenn Reiche ihr Vermögen spenden und ansonsten nicht auf Fair Trade setzen? Unter den Superreichen, die die Kampagne mittragen, sind unter anderem Mark Zuckerberg, aber auch der ehemalige Karstadt-Investor Nicolas Berggruen. Kann das gut gehen?

Die Idee, unternehmerische Verantwortung wahrzunehmen, tragen nun auch zwei Berliner Gründer weiter in die Welt. Ihre Idee: Entrepreneur’s Pledge. Bei der Initiative von Waldemar Zeiler und Philip Siefer geht es darum, Gründer davon zu überzeugen, etwas zurück zu geben. 50 Prozent der Profite sollen zurückfließen in den sozialen Sektor. Unter den Erstunterzeichnern sind Startup-Gründer wie Hubertus Bessau von MyMuesli, Constanze Buchheim von iPotentials oder Lisa Jaspers von Folkdays. Wir haben mit dem Erfinder Waldemar Zeiler über seine persönlichen Beweggründe, das Modell und sein eigenes Social Business einhorn gesprochen.

Du warst bei Rocket Internet, Corporate Finance Partners und einem Startup von Team Europe. Dort ging es in erster Linie um skalierbare Business Modelle. Was passierte dann? Wie kam es zu dem Wandel? Dem Wunsch nach Sinn?

„Richtig. Es ging immer um skalierbare Modelle oder besser gesagt, wie kann man möglichst schnell in möglichst vielen Ländern große Marktanteile gewinnen oder sogar Marktführer werden. Vermutlich gibt es keine bessere Schule, um das Handwerkszeug für Skalierung und exponentielles Wachstum zu erlernen, als ein digitales Startup zu gründen, sei es mit oder ohne einem Inkubator. Nach meinem Austritt bei Digitale Seiten als Gründer nach knapp 3,5 Jahren habe ich mir erstmal ein paar Monate Auszeit genommen und bin mit dem Rucksack durch Südamerika gereist. Erst wenn man aus dem Hamsterrad raus ist, merkt man wieder, wofür das eigene Herz schlägt. Als ich nach Berlin zurückkam, habe ich eher aus einer Laune heraus entschlossen, keine Produkte mehr zu kaufen, ohne sie vorher zumindest kurz auf Fairness und Nachhaltigkeit zu prüfen. Das Resultat war, dass ich fast gar nichts mehr gekauft habe. Ich habe daraufhin einige Märkte analysiert und gemerkt, dass es da einen Bedarf gibt und viele Produktsegmente keine Alternativen bieten. Daraufhin habe ich beschlossen meine Erfahrungen aus dem digitalen Unternehmerdasein einzusetzen und ein ganz alltägliches Produkt selbst fair & nachhaltig rauszubringen. Verspüre ich jetzt mehr Sinn durch mein Unternehmertum? Ja.“

Bei Entrepreneurs Pledge geht es darum, Gründer davon zu überzeugen etwas zurückzugeben. 50 Prozent der Profite sollen zurückfließen in den sozialen Sektor. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

„Viele gesellschaftliche und ökologische Probleme sind direkt oder indirekt auf das globale Wirtschaftsgeschehen zurückzuführen. Viele Unternehmer kommen ihrer Verantwortung erst sehr spät in ihrem Leben nach und spenden dann einen Teil Ihres Erfolges für gemeinnützige Zwecke. Wir glauben, dass man diesen Ansatz optimieren kann und vor allem einen größeren Hebel hat, wenn man statt Geld seine Fähigkeiten „spendet“ und selbst ein faires und nachhaltiges Produkt oder einen nachhaltigen Service anbietet. Weiterhin stellt man durch die Investition von 50 Prozent der Profite zurück in die Nachhaltigkeit und Fairness der eigenen Wertschöpfungskette sicher, dass man einen langfristigen Effekt hat. Es gibt einen Mittelweg zwischen striktem For- und Non-profit Business, bei dem ein Unternehmer sowohl Profite erzielen, als auch gleichzeitig gesellschaftliche und ökologische Probleme innerhalb seines Geschäftsmodells angehen kann. Im Austausch mit anderen erfahrenen Gründern haben wir festgestellt, dass viele gerne diesen Weg gehen würden, aber nicht genau wissen wie. Nicht zuletzt wurde oft die Befürchtung genannt, keine adäquate Finanzierung zu bekommen, wie man es sonst gewohnt sei. Entrepreneur’s Pledge wurde ins Leben gerufen, um eine Plattform zu schaffen für den Austausch unter ähnlich gesinnten Unternehmern und als Starthilfe vergleichbar mit einem Inkubator.

Mit wem hattest du die Idee?

„Mit meinem Gründerkollegen Philip Siefer und durch viele vorausgegangene Gespräche mit Gründern aus unserem Netzwerk.“

Wieso denkt ihr, sollte jeder Unternehmer das realisieren?

„Sicherlich ist dieses Versprechen nicht für jeden sofort einlösbar. Mitunter ist es auch nicht möglich aufgrund der bestehenden Investoren- und Gesellschafterverträge. Die meisten Unternehmer gründen mehrmals in ihrem Leben und das Versprechen bezieht sich auf die nahe Zukunft und auf mindestens ein Unternehmen. Wenn sich jeder Gründer ein Alltagsprodukt vornimmt und es fair und nachhaltig anbietet, stünden wir vor weitaus kleineren Herausforderungen in der Welt.“

Euer Vorbild ist das Giving Pledge von Bill Gates und Warren Buffett, eine philanthropische Kampagne, die im Juni 2010 von den zwei Milliardären gestartet wurde. Unter den Superreichen, die die Kampagne mittragen, sind unter anderem Mark Zuckerberg, aber auch der ehemalige Karstadt-Investor Nicolas Berggruen. Nicht unbedingt kritiklose Personen. Wieviel Sinn macht eine Zeichnung, wenn dann doch wenig kommt?

„Für uns ist die Kombination aus dem Giving Pledge und dem Entrepreneur’s Pledge die ideale Formel, um die größten Herausforderungen dieser Welt anzugehen. Nicht erst seit dem Silicon Valley weiß man, was passiert, wenn man Kapital, Technologie und fähige Unternehmer zusammenbringt. Technologie ist verfügbar zu einem unschlagbaren Preis, willige erfahrene Unternehmer gibt es unter anderem beim Entrepreneur’s Pledge und jetzt fehlt noch das Kapital. Allein der Giving Pledge hat 155 Pledger. Legt man das durchschnittliche Vermögen eines Milliardärs von 3,1 Milliarden Dollar zu Grunde, sprechen wir hier von mehr als 240 Milliarden Dollar verfügbarem Social VC Kapital. Letztes Jahr wurden im Vergleich „nur“ 29,7 Milliarden Dollar an normalen Venture Capital Investitionen weltweit getätigt. Obwohl theoretisch viel Kapital für Social Entrepreneurs bereit steht, fließen die meisten Gelder als klassische Spenden. Mit dem Entrepreneur’s Pledge sehen wir uns eher im Geiste des Nobelpreisträgers Muhammad Yunus der sagte: „ Ein Charity Dollar hat nur ein Leben, ein Social Business Dollar viele.“

Können wir sicherstellen, dass alle Zeichner ihr Versprechen wahr machen? Sowohl beim Giving Pledge, als auch beim Entrepreneur’s Pledge?

„Nein. Aber wenn wir es schaffen, dass ein bis zwei Gründer gemeinsam mit einem Philanthropen ein Social Business à la Rocket Internet weltweit skalieren und in ihrem Segment Marktführer werden, dann wird die Leuchtturmwirkung und der Nachahmereffekt den Aufwand wert gewesen sein.“

Plant ihr eine Zusammenarbeit?

„Wir sind bereits in Gesprächen. Eine der größten Herausforderungen ist hierbei die weltweite Diskussion, ob Impact Investing, also Investitionen in eine Mischform zwischen For- und Non-Profit, auch Teil des Versprechens ist. Solange es dazu keine klare Antwort gibt, wird Social Entrepreurship ein Nischendasein führen, da keine andere Investitionsquelle Gelder in dieser Größe für globales, exponentielles Wachstum bereitstellt. Mit einem guten Konzept und einem tollen Team kann man im Silicon Valley gleich zum Start siebenstelliges Kapital einsammeln und in der Wachstumsphase auch dreistellige Millionenbeträge. Erst wenn diese Abläufe auch auf Social Entrepreneurship anwendbar sind, sehen wir das nächste Social „Google“ oder „Uber“.“

Wie sicher seid ihr, dass es wirklich Impact gibt?

„Wenn das Geschäftsmodell bereits von Anfang an auf Fairness und Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette ausgelegt wurde, dann entspricht jeder Umsatzeuro auch automatisch mehr Impact. Die Herausforderung besteht sicherlich darin, von Anfang an alle Prozesse zu durchleuchten und danach komplett transparent darzustellen. Mit unserem eigenen neuen Social Business „Einhorn“ durchlaufen wir gerade diesen sehr aufwendigen Prozess und werden natürlich auch den Impact offen zur Diskussion stellen.“

Welche Verantwortung tragen Unternehmer grundsätzlich?

„Generell die gleiche Verantwortung wie jeder andere Bürger auch. Allerdings ist der Hebel bei Unternehmern etwas anders. Spiderman sagte dazu einst: Aus großer Kraft, folgt große Verantwortung.“

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