Ich lege keinen gesteigerten Wert auf den Valentinstag. Inzwischen kennen wir auch seine Geschichte. Wie Weihnachten, ist es ins Blut übergegangen. Ich denke an den Tag eigentlich auch immer erst am selbigen Morgen. Doch dieses Jahr war es genau anders und ich meinte, es kommt mit Gefühl zurück. Doch es prallte an der Wand ab.
Langsam zog ich meinen Träger wieder hoch. Er schaute mich
an, sass mir gegenüber, an einem Tisch, geschmückt mit Rosenstrauss, Kerze und
roten Servietten. Thema Valentinstag in meinem Lieblingsrestaurant. Er schaute
mich an, als ob er mich auffordert, den hängenden Träger doch wieder hängen
zu lassen.. Ich war entzückt von seinen Blicken, die nur mir heute Abend galten
und ich genoss jeden Augenblick unserer Zweisamkeit. Unser Dessert war
hervorragend. Wir nippten noch an unserem Wein. Er zog aus seiner Tasche eine
kleine Schmuckschachtel. Ich grinste bis über beide Ohren, habe ich doch vor 14
Tagen mit Ihm bei einem Stadtbummel eine Kette entdeckt, die mir äusserst
gefiel und ich finde selten einen besonderen Schmuck. Doch bevor er die
Geschenkbox öffnete, nahm er meine Hand und küsste jede einzelne Stelle. Ich
schaute ihm tief in die Augen. Die waren es, die mich von Anfang an ihm
faszinierten. Wie mein Mann da so vor mir sass, nun inzwischen näher an mich
heran gerückt mit seinem Stuhl. Gäste sind gegangen, nur noch wir Zwei, der
Kellner und die leise Musik im Hintergrund. Ich wäre am liebsten mit ihm schon
jetzt in das Hotelzimmer verschwunden, was ich für uns gebucht habe. Aber er
macht es wie immer spannend, ich liebe es. Meinetwegen könnte es jetzt ein Erdbeben
geben, ich wäre parat nur für ihn und den wundervollen gelungenen Valentinstag
des Jahrzehnts. Mit geflüsterten Worten und warmen Küssen auf der linken Seite
meines Halses, forderte er mich auf, die Schleife des Geschenks zu öffnen. Wir
waren nur noch unter uns. Langsam band ich die tiefschwarze Samtschleife auf
und öffnete den Deckel der Schachtel. Ich spürte plötzlich seine Hand auf
meinem Oberschenkel, sein Arm umschlang beschützend und vertraut meine Taille……
„Du sag mal, warum ist eigentlich hier eine weisse Decke auf
dem Esstisch? Was steht darunter?“
Ich war total müde und wollte endlich nach dem anstrengenden
Arbeitstag ins Bett gehen. Ich habe noch rasch mit meiner Tochter den
Frühstückstisch für den nächsten Morgen gedeckt und besonders schön geschmückt
für den Valentinstag. Wir wollten alle gemeinsam frühstücken vor dem
Arbeitstag. Unsere Tochter hat sich sehr ins Zeug gelegt und sich gefreut, dass
es am nächsten Morgen etwas Besonderes zum Valentinstag gab.
Ich gab also Antwort und erhielt die Rückantwort: „Das ist
doch ein Tag wie jeder andere auch. Immer diese Verkaufsschlager…“
Am Morgen des Valentinstages
Früher als sonst war auch unsere Tochter schon wach und
trommelte den Rest der Familie zusammen. Ich hatte noch nicht vor, so früh mit
der verschlafenen Familie zusammen zu hocken, damit nicht eintraf, was eintraf.
Unser Sohn griff nach dem kleinen Präsent und ging wieder schlafen, mein Mann
riss sich zusammen, weil es auch für ihn zu früh war. Unsere Tochter
begeisterte sich für den bunten Glitzer auf dem Tisch und rieb sich die Augen –
noch 50 Minuten bis zur Schule. Doch wir haben geschafft, was wichtig war:
gemeinsam zusammen zu sitzen am Morgen des Valentinstages.
Am Mittag fuhr ich rasch vom Dienst heim. Die Kinder waren
noch die nächsten 5 Stunden versorgt, mein Mann hatte zufällig frei. Was könnte
man bis zur Heimkehr der Kinder alles noch anrichten, dachte ich.
Er schlief tief und fest. Der Frühstückstisch war abgeräumt,
Trockner, Spüler und Waschmaschine pfiffen nach mir, Meerschweine pfiffen nach
Fressen. Ich atmete tief durch und betätigte mich dann eben sportlich. Die
Sonne schien, bestes Wetter. Wie herrlich wäre ein Tag in der Therme, nur wir
Zwei. Rückkehr, er schlief immer noch. Dann kochte ich mir also asiatisch. Es
wäre eigentlich noch schön, wenn wir das gemeinsam essen würden. Ich liess ihn
schlafen, wie auch die anderen vergangenen Wochen und Wochenenden….
Es wurde später und später. Ich war immer noch allein. Die
Ampeln standen heute auf Grün seit dem Morgen, der Tag brachte perfekte
Gelegenheiten mit sich. Ungenutzt. Ich war sauer. Er brauchte mich gar nicht
ansprechen – Krieg den Rest des Tages!
„So ein Quatsch. Jetzt reagierst Du überzogen! Ein Tag wie
jeder andere auch. Ich wusste nicht mit mir anzufangen in deiner Abwesenheit und
statt vor dem Fernseher sitzend dich zu empfangen, ging ich wieder schlafen.“
Da könnte ein Hektar grosses Feld roter Rosen neben uns
auftauchen, er würde mit mir am Valentinstag direkt daran vorbei laufen.
Valentinstag Abend
Geniessen wir als Partnerinnen oder Partner nicht auch
einmal die etwas andere Wahrnehmung unserer Person? Wollen wir nicht auch einmal
ausserhalb des Hochzeitstages einen gelungenen Tag geschenkt bekommen? Dieser
Valentinstag geht irgendwie nicht an einer Frau spurlos vorbei, ein
Augenzwinkern haben wir für unseren Partner ja immer übrig oder? Ich nehme es
gelassen, wenn mir nicht der Himmel auf Erden geschenkt wird oder in den
Einkaufspassagen ein überdimensionales Herz aus Blumenschmuck mit meinem Namen
hängt und mein Mann mit mir anstösst mit Bio Sekt vom Detailhandel nebenan. Ich nehme mich jedoch direkt wie ein solides
und nützliches Nebenprodukt wahr, wenn an meinem Gegenüber vorbei geht, was ich
gesendet habe: „Da wäre noch etwas Schatz und du schnallst es nicht“. Dann ja
dann ist es ein kleiner „Fall – ins Wasser Tag“.