Ein zweites Kind ist keine Kopie vom ersten. Oft hat es nicht mehr gemeinsam mit seinem älteren Geschwister als die Eltern. Und dennoch liegt es nahe, dass Eltern ihre Kinder vergleichen. „Kind 2 isst schlechter, schläft besser usw.“ Ich möchte allerdings zwei Aspekte zu bedenken geben, wenn Du Deine Kinder vergleichst.
Das Vergleichen erweckt den Eindruck, dass es überhaupt ein „besser“ oder „schlechter“ gibt.
Beispiel: Meine ältere Tochter konnte nie bei uns im Bett schlafen. Das hat sie gestört. Sie brauchte ihre Ruhe und schlief mit 8 Monaten durch. Meine jüngere Tochter braucht viel Körperkontakt, schläft die 2. Nachthälfte bei uns im Bett und stillt mit über einem Jahr nachts.
Jetzt käme manch einer auf die Idee, das Verhalten meiner Kinder zu bewerten oder sogar uns Eltern das Lob oder die Schuld für das jeweilige Verhalten zu geben. Tatsächlich haben wir als Eltern aber keinen Einfluss auf die Bedürfnisse unserer Kinder. Wir haben nur die Wahl, ob wir die Bedürfnisse (so) erfüllen oder nicht. Die Erkenntnis, was „besser“ oder „schlechter“ ist, hilft niemanden und baut meiner Meinung nach nur unnötig Druck auf, dass etwas mit den Eltern oder dem Kind nicht „stimmen“ würde.
Das Vergleichen führt zur Betonung des Negativen.
Im eben beschriebenen Beispiel könnte ich mich jetzt hineinsteigern und betonen, dass meine Tochter „immer noch nicht“ durchschläft, dass ich noch keine Nacht woanders verbringen kann oder ständig nachts von ihr belagert werde, wann ich endlich wieder die Brust auspacke. Darüber könnte ich mich jetzt ordentlich beschweren.
Aber es ist wie immer eine Einstellung. Und meine Einstellung ist es, das Positive an einem Verhalten oder einer Situation hervorzuheben. So sehe ich das nächtliche Stillen meiner jüngeren Tochter beispielsweise als Möglichkeit zum Kuscheln und nächtliche Diät durch die zusätzlichen Kalorien, die ich dadurch verbrauche. Und natürlich stille ich ihr Bedürfnis nach Nähe und Schutz.
Ein Ausblick durch solches Verhalten
Das Vergleichen und die Betonung des Negativen ziehen sich leider oft in die Zukunft. Aus meiner Erfahrung wird in der Schule negatives Verhalten oder Misserfolg stärker in den Vordergrund gerückt, als dass Positives betont und somit VERstärkt wird. Ich stand immer mit Mathe auf dem Kriegsfuß und trotz, dass ich mich angestrengt habe, konnte ich kaum gute Leistungen erzielen. Meine Schulzeit bestand rückblickend nur aus dem Kampf gegen Mathe und die anderen Naturwissenschaften. Dass ich in Wahrheit ein Sprachengenie und unglaublich kreativ bin, habe ich erst viel später nach meinem Studium erfahren. Meine Stärken standen nie im Vordergrund.
Natürlich ist das Kennenlernen der eigenen Superkräfte ein Prozess, aber ich denke, dass wir als Eltern eine riesige Verantwortung haben, diese Stärken bei unseren Kindern zu VERstärken und viel weniger auf die Schwächen schauen sollten. Das ist nicht nur gut für das Selbstbewusstsein der Kinder sondern auch für das Selbstwertgefühl!
Dieser Artikel erschien bereits auf Dianas Blog zweitöchter.