Die Pille ist out – immer mehr Frauen suchen nach einer hormonfreien Alternative. Die wenigsten aber wissen, dass die Lösung so nahe liegt: eine uralte Messmethode, die genauso zuverlässig und dank Apps & Co einfacher denn je ist.
„Und, noch gar nicht schwanger geworden?“
Ich kann gar nicht beziffern, wie oft ich das schon gefragt wurde. Ich verhüte nämlich seit drei Jahren natürlich – ganz ohne Pille, Spirale oder andere Hormone. Für alle, die kopfschüttelnd den Artikel weg klicken wollen: Die Methode, mit der ich verhüte, ist zu 99,7 Prozent sicher. Nein, das ist kein Tippfehler. Nur drei von 1000 Frauen werden innerhalb eines Jahres mit der symptothermalen Methode ungewollt schwanger.
Die Methode ist deshalb so sicher, weil sie Temperaturmessung und Zervixschleimbeobachtung miteinander kombiniert. Das klingt für viele bestimmt nach Bio-Unterricht, Bienchen und Blümchen. Kann ich gut verstehen, ich selbst war anfangs auch skeptisch. Denn auf Zettelchaos mit gekritzelten Temperaturkurven und Schwitzanfällen, während man über der Auswertung brütet, hatte ich gar keine Lust. Doch das braucht heutzutage wirklich keine Frau mehr durchzumachen.
Tool-Time!
Es gibt nämlich viele coole Gadgets, die uns bei natürlicher Verhütung unterstützen. Das sind zum einen kleine Verhütungscomputer, oder auch Apps, die die unfruchtbaren und fruchtbaren Tage zuverlässig anzeigen. Von letzteren gibt es übrigens nur sechs pro Monat. Einzig an diesen sechs Tagen müsste also auf Geschlechtsverkehr verzichtet oder eine Barrieremethode wie Kondom oder Diaphragma verwendet werden.
Verhütungscomputer und Apps gehen allerdings auf Nummer sicher und zeigen einen längeren fruchtbaren Zeitraum an. Bei mir sind es in etwa zehn bis zwölf Tage pro Zyklus, und nur noch an ihnen messe ich morgens meine Temperatur.
Vor(ur)teile über Vor(ur)teile
Die Bedenken zum Thema Sicherheit und Aufwand hätten wir also aus dem Weg geräumt. Auch, dass die Messmethode nur bei einem regelmäßigen Zyklus funktioniert, ist ein Vorurteil. Da der Eisprung mit der symptothermalen Methode jeden Monat aufs Neue bestimmt und nicht nur grob berechnet wird, können auch Frauen mit einem unregelmäßigen Zyklus natürlich verhüten.
Auch der Lebensstil muss nicht darunter leiden und eingeschränkt werden: Sogenannte Störfaktoren wie Alkohol, Stress oder Krankheit werden einfach ausgeklammert und nicht in die Berechnung mit einbezogen. Sie haben also keine Auswirkung auf die Sicherheit der Methode.
Köpfchen einschalten!
Einigen fallen sicher noch mehr Argumente ein, die gegen natürliche Verhütung sprechen – und das ist auch in Ordnung. Denn natürliche Verhütung ist bestimmt nicht für jede Frau geeignet. Warum?
Weil du bereit sein musst, dich mit dir und deinem Körper intensiv auseinanderzusetzen, die Methode zu erlernen und gewissenhaft durchzuführen. Anstatt wie ein Roboter täglich die Pille zu schlucken und abzuschalten, muss man für die Methode der natürlichen Verhütung doch bitte das Köpfchen einsetzen. Körpersymptome sollte man bewusst wahrnehmen, darauf achten und sich hinsichtlich Verhütung danach richten.
Mag sein, dass das vielen Frauen zu kompliziert ist. Dafür aber, werden sie mit einem völlig neuen Körpergefühl belohnt, mit Freiheit, Selbstbestimmung und Selbstvertrauen. Und das ist so viel mehr wert als Abschalten.
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