Foto: Thomas J. O'Halloran

Damenwahl bei Fonds

Das gab es bisher noch nie: Ein neuer Fonds investiert in Unternehmen, die einen hohen Anteil von Frauen in Führungspositionen haben – auf lange Sicht könnten sich solche Anlageprodukte allerdings selbst überflüssig machen.

 

Neu: Der „German Gender Index

Julia Groth von unserem Partner Capital beschreibt, wie Anleger mit Fonds in Firmen investieren können, die auf Diversität in der Belegschaft achten:

Ende April hat der Kölner Fondsanbieter Ampega einen Fonds auf den Markt gebracht, den es so bisher nicht gab: Der „Ampega GenderPlus Aktienfonds“ investiert in Unternehmen, die einen hohen Anteil von Frauen in Führungspositionen aufweisen. Passende Unternehmen findet die Investmentgesellschaft im „German Gender Index“ der Börse Hannover, der ebenfalls im April lanciert wurde. Dieser umfasst 50 deutsche Aktiengesellschaften, die in Vorstand und Aufsichtsrat ein ausgewogenes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften haben. Bei der Entscheidung, welche Unternehmen aus dem Index für den Fonds in Frage kommen, spielen unter anderem Dividendenrendite, Dividendenwachstum und Gewinnstabilität eine Rolle.

Gemischte Führungsgremien sollen für eine besonders gute Unternehmensentwicklung sorgen – und damit für steigende Aktienkurse. „Die Studienlage zeigt hier zwar kein einheitliches Bild“, räumt Ampega-Geschäftsführer Manfred Köberlein ein. „Sie lässt aber eine Tendenz zu besseren Ergebnissen von gemischtgeschlechtlichen Führungsetagen erkennen.“ Köberlein will seinen neuen Fonds keinesfalls als Marketinggag verstanden wissen: Investments, bei denen Gender-Fragen eine Rolle spielen, seien keine Modeerscheinung. „Wir sind überzeugt, dass Fondsmanager weltweit künftig die Anzahl der Frauen in der Führung von Aktiengesellschaften deutlich stärker als Auswahlkriterium heranziehen werden“, sagt der Ampega-Chef.

Ampega ist nicht das erste Investmenthaus, das Diversität als Investmentthema aufgreift. Ende 2013 lancierte Credit Suisse mit dem „LGBT Equality Index“ ein Marktbarometer, das die Performance von Unternehmen mit besonders LGBT-freundlichem Verhalten abbildet. Das Akronym steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Gleichzeitig legte die Bank ein Wertpapierportfolio auf, mit dem Anleger an der Wertentwicklung des Index teilhaben können. Investieren können allerdings nur wohlhabende Privatkunden in den USA.

Keine zu hohen Erwartungen

Der „LGBT Equality Index“ entstand in Zusammenarbeit mit LGBT Capital Management. Die Tochter des britischen Private-Equity-Beraters Galileo Capital Management versteht sich nicht allein als Asset-Managerin, sondern auch als Aktivistin: LGBT Capital Management will weltweit die Rechte für homo- und bisexuelle Menschen und Transgender stärken. Für Anleger, die dieses Ziel teilen, bietet die Investmentgesellschaft einen Aktienfonds an, der in besonders LGBT-freundliche Unternehmen investiert.

Sogenanntes Impact-Investing spielt in der Finanzwelt eine immer größere Rolle. Dabei versuchen Investoren, mit ihrem Kapital nicht nur Rendite zu erzielen, sondern Gutes zu tun und gesellschaftliche Probleme zu beheben. Für Anleger, die Impact-Investing betreiben wollen, können Diversity-Investments eine interessante Beimischung sein.

Investoren sollten allerdings keine zu hohen Erwartungen an Diversity-Fonds haben. Unternehmen, die auf eine hohe Diversität setzen, sind auch in anderen Anlageprodukten zu finden. So sieht etwa der „German Gender Index“ der Börse Hannover in weiten Teilen genauso aus wie der Dax: In dem neuen Marktbarometer finden sich unter anderem Adidas, Deutsche Bank, Deutsche Post, Daimler, Allianz und Siemens. Je normaler Diversity in Unternehmen wird, desto weniger werden sich Diversity-Fonds von anderen Aktienfonds unterscheiden. Man könnte sagen: Die Produkte haben das Ziel, sich selbst überflüssig zu machen.

HINWEIS: Die Veröffentlichung des Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Capital – Das Online-Portal des Wirtschaftsmagazins Capital mit Reportagen, Analysen, Kommentaren aus der Welt der Wirtschaft und der persönlichen Finanzen.

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