Bis die Arbeitswelt gleichberechtigt ist, dauert es wohl leider noch eine ganze Weile. 5 Dinge, die Frauen füreinander tun können, damit es schneller geht.
Better together
Die Wall Street hat seit dieser Woche zum ersten Mal eine Frau an ihrer Spitze (nach 226 Jahren), immer mehr Frauen erklimmen die oberste Stufe der Karriereleiter und Deutschland hat bereits seit über zwölf Jahren eine Bundeskanzlerin. Und trotzdem gibt es bei den meisten Führungspositionen, in Ministerien und öffentlichen Positionen ein deutliches männliches Übergewicht. Die Gründe dafür sind vielseitig; sexistische Strukturen sind sicherlich der wichtigste. Immer wieder berichten Frauen allerdings auch davon, dass gerade Kolleginnen und weibliche Führungskräfte ihnen das Leben und den Karriereaufstieg schwermachen. Das Phänomen hat sogar einen Namen „Queen Bee”. Damit sind Frauen gemeint, die im beruflichen Kontext Angst vor anderen Frauen neben ihnen haben. Sie haben immer noch das Gefühl, dass ab einer gewissen Ebene eben nur Platz für eine Frau ist.
Um aus diesem Phänomen endgültig einen Mythos zu machen, ist es umso wichtiger, dass Frauen sich im Job gegenseitig unterstützen. Wie das praktisch funktionieren kann, hat Kit Warchol von der amerikanischen Karriereplattform „Careercontessa” in fünf Regeln zusammengefasst. Wir haben sie uns für euch angeschaut.
1. Benennt Sexismus, immer und überall, egal wie versteckt er ist oder wie unwichtig eine Aussage wirkt
Wenn wir Sexismus am Arbeitsplatz wirklich bekämpfen wollen, ist sich Warchol sicher, müssen wir lernen, seine latentesten Formen zu erkennen und zu benennen. Auch wenn wir Angst haben, dass das manchmal unangenehm und übertrieben wirken könnte – ist es nämlich schlicht nicht. Bewiesen haben das bereits viele Studien, es ist Zeit, das auch wirklich umzusetzen. Damit helfen wir nicht nur der betroffenen Kollegin, für die es in diesem Moment vielleicht schwerer ist, sich zu wehren, sondern auch allen anderen Frauen im Team.
2. Verhindert, dass Männer Frauen einfach unterbrechen – und hört selbst auf, Kolleginnen zu unterbrechen
Auch dieses Phänomen hat einen eigenen Namen „Manterrupting”: Männer unterbrechen Frauen häufiger als andersherum. Und Männer unterbrechen eher Frauen als andere Männer. Zeit, sich gemeinsam dagegen zu wehren. Dazu müssen wir allerdings auch unser eigenes Verhalten reflektieren. Denn eine studierte Linguistin, die Warchol zitiert, hat in 314 Meetings an ihrem Arbeitsplatz in der Techindustrie alle Unterbrechungen mitgezählt. 60 Prozent kamen von Männern. Bei 87 Prozent der 102 Gelegenheiten, bei denen Frauen selbst unterbrochen haben, waren andere Frauen davon betroffen. In Zukunft sollten wir in Meetings (und allen anderen Situationen) für Kolleginnen einstehen, die unterbrochen werden – und vor allem damit aufhören, sie selbst zu unterbrechen.
3. Benennt und feiert die Erfolge eurer Kolleginnen
Es ist wissenschaftlich erwiesen: In gemischten Teams bekommen Männer in der Regel mehr Anerkennung für Leistungen als ihre Kolleginnen. Es ist also unsere Aufgabe, unsere Kolleginnen für das zu feiern, was sie geleistet haben. Und ja, vor Kolleg*innen und dem gesamten Team, nicht nur in 1-zu-1-Situationen.
4. Gebt Frauen konstruktives Feedback
Auch das ist wissenschaftlich bewiesen: Männer tendieren dazu, für ihre Karriere hilfreicheres Feedback zu bekommen. Frauen bekommen oft nur vage Rückmeldungen, die sie kaum weiterbringen. Und auch das können wir selbst ändern. Wann immer wir in der Position sind, anderen Frauen Feedback zu geben, sollten wir es tun – und zwar so, dass es ihr etwas bringt: also offen, ehrlich und konstruktiv. Auch das kann Überwindung kosten, aber es lohnt sich, denn nur so wird es irgendwann besser.
5. Lästert nicht übereinander, sprecht miteinander
Keiner muss seine Kolleginnen lieben, nur weil sie zufällig auch Frauen sind. Aber trotzdem sollten wir reflektieren, wie wir über andere Frauen im Büro sprechen. Denn auch damit können wir zum Image von Frauen beitragen und sexistische Strukturen reproduzieren. Wenn wir ein Problem mit einer Kollegin haben, sollten wir diese also einfach darauf ansprechen.
Wenn wir wollen, dass sich die Arbeitswelt für alle Frauen ändert, müssen wir selbst aktiv werden und uns oft erst einmal überwinden. Unterstützung gebrauchen können im Übrigen natürlich nicht nur Frauen auf ihrem Karriereweg, sondern alle Kolleg*innen, die aufgrund ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung oder aufgrund von Äußerlichkeiten diskriminiert werden. Das Schöne dabei: Wenn wir alle am gleichen Strang ziehen, macht das sogar richtig Spaß.
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