Die Bilanz nach einem Jahr Frauenquote in den Aufsichtsräten deutscher Dax-Unternehmen: Der Anteil von Frauen steigt, 76 Prozent der Vorstände sind aber immer noch mit keiner einzigen Frau besetzt. Überrascht das? Uns jedenfalls nicht.
Ein Jahr Quote
Seit etwas über einem Jahr, dem 1. Januar 2016, sind börsennotierte Unternehmen in Deutschland zu einer Frauenquote von 30 Prozent bei Neubesetzungen in ihren Aufsichtsräten verpflichtet. Die Bundesregierung berichtet nun, dass der Anteil von Frauen dort im vergangenen Jahr von 23,3 Prozent auf 27, 5 Prozent gestiegen sei. Die Bundesfamilienministerin, Manuela Schwesig von der SPD, zeigte sich auf Grund dieser Entwicklung im Dezember 2016 in einem Interview mit der Funke Media Group begeistert: „Die Quote wirkt. Wir haben mehr Frauen in Führungspositionen.”
Uns dagegen lassen die Entwicklungen eher resigniert zurück. Wirklich etwas getan hat sich nämlich nicht. Die Vorstände deutscher Unternehmen sind weiterhin von Männern überbevölkert – momentan sitzen sie in immer noch 76 Prozent der Vorstände keiner einzigen Frau gegenüber.
Auch wenn die Zahl der Frauen in Vorständen von börsenorientierten Unternehmen 2016 um sechs weibliche Führungskräfte auf 45 gestiegen ist, bilden sie damit immer noch nur 6,7 Prozent, Anfang 2016 waren es noch 5,9 Prozent. 45 Frauen stehen 630 Männern gegenüber – damit lässt sich die Gleichberechtigung noch nicht einmal am fernen Horizont erahnen. Das kann auch Hubert Barth, der Vorsitzende von Ernst und Young Deutschland, die die Auswertung der Vorstände durchgeführt haben, bestätigen: „Deutsche Vorstandsetagen sind nach wie vor mehrheitlich männliche Monokulturen”, zitiert Zeit Online.
Festzuhalten bleibt also: Ja, die Frauenquote steigt – aber in absolutem Schneckentempo. Sollen wir uns wirklich über eine Steigerung von weiblichen Führungskräften in Vorständen von börsennotierten Unternehmen auf 6,7 Prozent freuen? Uns fällt das sehr schwer. Die Politik hätte 2017 die Chance deutliche Zeichen zu setzen, zum Beispiel wenn einfach mal – total verrückt- zwei große Volksparteien eine weibliche Kanzlerkandidatin aufstellen würden, aber so weit reicht das Quoteninteresse der Partei der Bundesfamilienministerin dann wohl doch nicht.
Quelle: Ralf Stegner | Twitter
Na dann, herzlichen Glückwunsch.
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