Erhalten wir eine Absage für einen Job oder streiten wir uns mit Freunden, neigen wie gerne mal dazu, den Fehler bei „den anderen“ zu suchen. Der Grund: Selbstschutz. Wir erklären euch, warum ihr euch damit nur selbst belügt.
Warum mache ich das alles?
Warum mache ich das eigentlich hier? Diese Frage habe ich mir in den vergangenen drei Monaten gefühlt täglich gestellt. Problemobjekt: Bachelorarbeit. Der erste Impuls ist: Ja weil es von mir verlangt wird und das Studium es eben so vorsieht. In der zweiten Sekunde wird mir dann aber bewusst, dass das so nicht der Wahrheit entspricht. Schließlich könnte ich jederzeit aufstehen, mich unter meinen gefühlt 200 Büchern zuhause vergraben und einfach erst wieder rauskommen, wenn der Abgabetag vorbei ist. Mache ich aber nicht, will ich einfach nicht. Es ist nicht unbedingt die Vorgabe von oben, die mir Schwierigkeiten bereitet, sondern schlichtweg ich mir selbst. Mir fällt es einfach schwer, mich jeden Tag aufs Neue in die Bib zu bequemen, zehn Stunden vor dem Laptop zu hängen und irgendwann nur noch einen verschwommenen Buchstabensalat auf dem Bildschirm zu sehen. Zum Glück (!), danke Winter, schneit es gerade und ich habe eh keine andere Wahl, als im Warmen zu hocken…
Immer sind die anderen schuld
Dass wir selbst verantwortlich für unser Leben sind, vergessen wir zwischendurch gerne mal: Erhalten wir eine Absage für einen Job oder ein Projekt, waren es die anderen, die doch keine Stelle frei hatten oder jemand anderen gesucht haben. Streiten wir uns mit unserem Partner oder Freunden, waren es sie, die uns Unrecht getan haben. Schreiben wir eine schlechte Klausur, war es der Professor der unfair bewertet oder uns nicht ausreichend darauf vorbereitet hat.
Wenn diese Sätze tatsächlich der Wahrheit entsprechen würden, dann, tja, wäre man perfekt. Ist aber keiner von uns. Die Schuld also immer auf andere zu schieben und die Fehler als allerletztes bei sich selbst zu suchen, wäre selbst schon wieder ein Fehler.
To be honest, it’s you
In Situationen wie dem Schreiben der Bachelorarbeit werden wir herausgefordert, Disziplin und Durchhaltevermögen zu zeigen, um das Studium mehr oder weniger erfolgreich hinter uns zu lassen. In Streitsituationen, die schon mal gerne von einer Mini-Bemerkung auf Gott und die Welt ausgeweitet werden, werden wir herausgefordert, unsere Wut im Zaum zu halten, irgendwie in Worte zu packen und mit der Reaktion des Gegenübers so pragmatisch wie möglich umzugehen. Gleiches gilt für Tage, die von mieser Stimmung geprägt sind: Wir werden herausgefordert, uns mit unserer Einstellung auseinanderzusetzen, mögliche Gründe dafür zu finden, diese anzusprechen und Wege zu finden, ihnen die Wirkungskraft zu entziehen. Natürlich wäre es immer einfacherer, uns selbst außen vor zu lassen und die Schuld den anderen zu überlassen. Aber:
Damit würden wir, meine ich, nicht nur den anderen Unrecht tun, sondern auch uns selbst belügen. Wir sprechen doch immer davon, dass wir Mut zeigen und uns Herausforderungen stellen sollen. Dabei vergessen wir aber gerne mal, dass wir dafür nicht unbedingt auswandern, den Job wechseln oder ein neue Sprache erlernen müssen. Herausforderungen begegnen uns täglich. Immer und überall. Wer sich selbst noch nicht als die größte Herausforderung erkannt hat, sollte das vielleicht mal in Erwägung ziehen.
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