Was 14 andere Staaten in Europa längst umgesetzt haben, steht in Deutschland noch immer nur zur Diskussion: die „Ehe für alle“. Völlig zu unrecht, wie eine neue Studie beweist. Denn die Mehrheit in Deutschland ist dafür.
Liebe und Ehe ist für alle da!
Wir tun uns in Deutschland schwer mit dem Gedanken an gleichberechtigte Liebe: dass nicht nur Mann und Frau, sondern auch Lesben, Schwule, Bisexuelle, ach, die gesamte LGBT-Community, heiraten dürfen, oder? Das wirkt ganz so, gerade wenn man sich Aussagen wie die des designierte EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU) im Oktober 2016 ins Gedächtnis ruft, der seine Befürchtung äußerte, dass bald die Pflicht-Homo-Ehe eingeführt wird – was auch immer das bedeuten soll. Und wenn man bedenkt, wie unfassbar schwer sich CDU, CSU und die Kanzlerin damit tun, die Ehe nicht mehr nur als Institution zwischen Mann und Frau zu denken.
Aber das entspricht überhaupt nicht mehr der mehrheitlichen Meinung in Deutschland, wie eine neue repräsentative Studie der Antidiskriminierungsstelle zeigt. Das Ergebnis: 83 Prozent der Deutschen sind offen für die „Ehe für alle“. Was für ein wunderbares Zeichen, das erhört werden sollte. So fasst auch die die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, das Ergebnis treffend zusammen:
„Die Zustimmung zur Gleichstellung bei der Ehe war noch nie höher – das zeigt, dass die Gesellschaft hier viel weiter ist als die Politik.“
Wir brauchen keine Homo-Ehe und keine Ehe, die Hetero-Paaren vorbehalten ist. Wir brauchen eine Ehe, die die Liebe und den Wunsch gemeinsam durchs Leben zu gehen, in den Vordergrund stellt – und das ist eine Ehe, die für alle da ist.
Wo die Liebe hinfällt und wie sie sich äußert, das kann man eben nicht eingrenzen, nicht bestimmen. Wie heißt es so schön in einem Gedicht des Lyrikers Erich Fried: „Es ist, was es ist, sagt die Liebe.“ Die Liebe ist vielfältig und so ist es auch unsere Gesellschaft – was für ein Glück! Und genau deshalb ist es reaktionär, für eine Ehe ausschließlich zwischen Frau und Mann zu plädieren oder zwischen einer Ehe und einer eingetragenen Partnerschaft unterscheiden zu wollen. Redet die Politik nicht immer davon, uns in unserer Lebensrealität abholen zu will? Sie hätte hier die Chance dazu. Denn die Mehrheit ist sich einig: Es wird Zeit.
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